Schweiz am Wochenende – Limmattal
Der schönste Trainer der Welt
Auf Tiktok kullern einer jungen Frau seltsam künstliche Tränen über die Wange. Sie tippt sich an die Schläfe. Verbirgt sich da etwa der Tränenknopf ? «Omw to work knowing I’ll be missing Murat Yakin coaching», schreibt sie dazu: «Auf dem Weg zur Arbeit im Wissen, dass ich Murat Yakin beim Coachen verpassen werde.» Die Weinende findet sich mit anderen Schwärmerinnen unter dem Suchbegriff Murat Yakin Hot.
Erfolg macht sichtbar. Und die Schweiz ist an der EM bisher eine berauschende Erfolgsgeschichte. Klar, dass sich da nach Schönheit hungernde Augen nicht nur auf das Spiel richten. Die türkische MangaBloggerin Elif twittert: «Murat Yakin ist sooooooooo heiss, die Schweiz sollte allein deshalb gewinnen.» Die «New York Times» wiederum schreibt: «... Yakins Stil ist schnörkellos und lässig: die Art von Kleidung, die nicht sofort ins Auge sticht, aber der man ansieht, dass sie mehr kostet als ein Auto.» Yakin erinnert die «New York Times» an Adam Driver in der Rolle des Maurizio Gucci in dem 2021 erschienenen Film über die italienische Bekleidungsmarke. Die NZZ wiederum sieht in Murat Yakin eher Elvis Presley und John Travolta: «Wir hatten Köbi national. Jetzt haben wir sexy Muri national. Wir freuen uns. Weil es Liebe ist.» Hat man in der NZZ schon mal von derartiger Hingerissenheit lesen können?
Auch mit den Schauspielern Jeff Goldblum und Mads Mikkelsen wird der Nati-Trainer verglichen – wohl wegen der markanten Wangenknochen (Mikkelsen) und hin und wieder auffälligen Brille (Goldblum) auf der Nase. Eine davon stammt von der Wädenswiler Brillenmarke Götti. Sie kostet 500 Franken, und Yakin habe sie selbst gekauft, berichtete der «Tages-Anzeiger». War da vor Jahren nicht mal was mit einem «stahlblauen» Babykaschmirpulli von Jogi Löw für 199 Euro? Da gab’s eine «meterlange, internationale Warteliste» (N-TV). Noch nie hatten ein Pulli und Brillen so viel Charisma wie bei den beiden Charismatikern am Spielfeldrand.
Simone Meier (Watson)