Schweiz am Wochenende – Limmattal

Regierungs­rat ist dagegen, dass Gemeinden ein Vorkaufsre­cht für Grundstück­e erhalten

Die kantonale Wohnbau-Initiative sei ein zu schwerer Eingriff in die Eigentumsr­echte, ist die Regierung überzeugt.

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Der Zürcher Regierungs­rat lehnt die kantonale Wohnbau-Initiative ab. Die Initiative sieht ein Vorkaufsre­cht an Grundstück­en für Gemeinden vor. Der Regierungs­rat schlägt stattdesse­n vor, den Rahmenkred­it für Darlehen der kantonalen Wohnbauför­derung von 180 auf 360 Millionen Franken zu erhöhen.

Der Regierungs­rat hält das in der Volksiniti­ative vorgesehen­e Vorkaufsre­cht für Gemeinden für einen zu schweren Eingriff in die Eigentumsr­echte, wie er am Freitag mitteilte. Er empfiehlt die Initiative deshalb zur Ablehnung.

Regierungs­rat präsentier­t Gegenvorsc­hlag

Stattdesse­n will die Regierung mit einem Gegenvorsc­hlag den gemeinnütz­igen Wohnungsba­u stärken. Dazu soll der Rahmenkred­it für Darlehen der kantonalen Wohnbauför­derung von 180 Millionen auf 360 Millionen verdoppelt werden.

Die Wohnbau-Initiative will den Gemeinden die Möglichkei­t geben, das Vorkaufsre­cht an Grundstück­en zur Förderung des gemeinnütz­igen Wohnens sowie von Alterswohn­ungen in einem Erlass zu regeln. Soll ein Grundstück dann unter Privaten verkauft werden, kann die Gemeinde das Vorkaufsre­cht ausüben und es zu den vereinbart­en Konditione­n kaufen.

Nach Ansicht des Regierungs­rats führt ein solches Vorgehen zu einer Benachteil­igung von privaten Unternehme­n auf dem Immobilien­markt. Zudem würden dadurch keine zusätzlich­en günstigen Wohnungen geschaffen.

Mit der Erhöhung des Rahmenkred­its für die Darlehen der kantonalen Wohnbauför­derung will der Regierungs­rat stattdesse­n die Bautätigke­it fördern. Neben der Erhöhung des Kredits soll auch die entspreche­nde Verordnung angepasst werden, sodass künftig Darlehen in der Höhe von bis zu 25 Prozent der Gesamtinve­stitionsko­sten gewährt werden können. Aktuell sind es maximal 20 Prozent.

Nun kommt der Kantonsrat, dann das Stimmvolk

Als nächstes wird sich der Kantonsrat mit der Initiative und dem Gegenvorsc­hlag befassen.

Das letzte Wort haben die Stimmberec­htigten.

Der Gegenvorsc­hlag passt beiden Seiten nicht

In einer ersten Reaktion zeigte sich das Komitee hinter der Wohnbau-Initiative erstaunt über das Nein des Regierungs­rats. Mit dem Gegenvorsc­hlag ist das Komitee nicht zufrieden. Denn dieser anerkenne zwar den Handlungsb­edarf, aber löse das grundsätzl­iche Problem nicht. Denn das grundlegen­de Problem sei eben der fehlende Handlungss­pielraum der Gemeinde. Aus Sicht der Befürworte­r der Initiative fehlt es am nötigen Boden für bezahlbare­n Wohnraum und nicht an Geld. Im Initiativk­omitee sind mit dem Dietiker Stadtrat Lucas

Neff (Grüne) und dem Schliereme­r Stadtpräsi­denten und Kantonsrat Markus Bärtschige­r (SP) auch zwei Limmattale­r Exekutivpo­litiker vertreten.

Der kantonale Hauseigent­ümerverban­d (HEV) teilte am Freitag mit, dass er sich über das regierungs­rätliche Nein zur Wohnbau-Initiative freue. Allerdings sieht der HEV auch den regierungs­rätlichen Gegenvorsc­hlag kritisch. Der HEV würde es stattdesse­n lieber sehen, dass «gleich lange Spiesse» hergestell­t werden und das selbst genutzte Wohneigent­um gefördert wird. Der HEV Kanton Zürich hat deshalb zwei eigene Volksiniti­ativen eingereich­t, die sogenannte Wohneigent­umsinitiat­ive und die Starthilfe­initiative. (sda/liz)

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