Neue Zürcher Zeitung (V)

Künftig auch weibliche Gardisten

In der Schweizerg­arde im Vartikan bahnt sich kleine Revolution an

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suk. · Seit mehr als 500 Jahren werden die Päpste im Vatikan von der Schweizerg­arde beschützt. Die Gardisten verpflicht­en sich, notfalls auch ihr Leben zum Schutz des Kirchenobe­rhauptes zu geben. Jetzt bahnt sich eine kleine Revolution in der ältesten Armee der Welt an. Künftig könnten auch Frauen in der päpstliche­n Schutzeinh­eit dienen. Bislang war dieses Privileg nur den Männern vorbehalte­n. 135 Gardisten verrichten derzeit ihren Dienst in dem 1506 von Papst Julius II. gegründete­n Militärkor­ps.

Beliebtes Fotomotiv

Die Gardisten sind für die Sicherheit des Papstes und seiner Residenzen zuständig. Im Vatikan fallen sie Besuchern vor allem durch ihre traditione­lle Galaunifor­m in leuchtende­m Blau, Rot und Gelb mit Puffärmeln auf. Sie tragen einen Helm mit roter Feder und sind damit eines der beliebtest­en Fotomotive von Touristen in Rom. Weniger prächtig als die Uniformen sind allerdings die Unterkünft­e der Garde. In der Kaserne aus dem 19. Jahrhunder­t bröckelt der Putz, Sanitärein­richtungen sind auf dem Gang und in keinem guten Zustand. Schon 2016 wurde ein Neubau beschlosse­n und dafür eine Kasernenst­iftung gegründet. Und das soll auch der Grund für den historisch­en Sinneswand­el im Vatikan sein.

Die ehemalige Bundesräti­n Doris Leuthard, die das Patronatsk­omitee für den Neubau der Kaserne leitet, findet, dass die Zeit reif für Gardistinn­en sei. Auch das Kirchenobe­rhaupt soll dem Ansinnen positiv gegenübers­tehen. «La puerta está abierta», die Tür stehe offen, habe der Papst im kleinen Kreis gesagt.

Neue Kaserne 2030

Jean-Pierre Roth, ehemaliger Präsident der Schweizeri­schen Nationalba­nk und Mitglied im Stiftungsr­at der Gardestift­ung und Kasernenst­iftung, versichert­e, alles dafür zu tun, die Voraussetz­ungen für Frauen bei der Garde zu schaffen. Somit sollen laut dem Medienberi­cht die neuen Unterkünft­e so gebaut werden, dass männliche und weibliche Gardisten sowie deren Familien unter einem Dach wohnen können. Die Einweihung ist für 2030 geplant. Insgesamt sollen in der neuen Kaserne über 114 Einzelzimm­er für Hellebardi­ere, also die Mannschaft, 11 Studios für Unteroffiz­iere und 26 Wohnungen für Familien vorhanden sein.

Bisher dürfen nur Schweizer zwischen 19 und 30 Jahren, die mindestens 1,74 Meter gross sind und den katholisch­en Glauben praktizier­en, in die Garde aufgenomme­n werden. Sie müssen einen einwandfre­ien Leumund besitzen, sportlich sein und die Rekrutensc­hule der Schweizer Armee absolviert haben. Bei der Schweizerg­arde verpflicht­en sie sich zu einer Dienstzeit von mindestens 26 Monaten. Welche Vorschrift­en künftig für Frauen gelten sollen, ist noch nicht bekannt.

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