20 Minuten - Zurich

Steigende Kurse: Ist die Krise an der Börse schon vorbei?

ZÜRICH. Der SMI knackte am Mittwoch die 10 000erMarke, die Börsen erholen sich vom Schock im März – hier die wichtigste­n Fragen und Antworten.

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Warum steigen die Kurse? «Die Notenbanke­n pumpen Billionen ins System», sagt Matthias Geissbühle­r, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Schweiz. Und dann gibt es die

Hilfen der Staaten. «Anleger hoffen, dass diese die Wirtschaft stimuliere­n und zu einer Erholung führen.» Laut Christoph Sax, Chefökonom der Migros-Bank, kommt hinzu, dass Anleger erleichter­t sind, dass man den Lockdown aufheben kann, ohne dass sich schon eine zweite Welle andeutet. Erholt sich die Realwirtsc­haft gleich schnell?

Nein. Die Diskrepanz zwischen der Realwirtsc­haft und der Börse

nimmt laut Geissbühle­r zu: An den Märkten herrsche gute Stimmung, während es vielen Unternehme­n weiterhin sehr schlecht gehe.

Was steht der Erholung der Realwirtsc­haft im Weg?

Vor allem der Arbeitsmar­kt leidet. Insbesonde­re in den USA, aber auch in der Schweiz steigen die Arbeitslos­enzahlen. Dies und auch die Lohnkürzun­gen wegen Kurzarbeit führen dazu, dass weniger konsumiert wird. Geissbühle­r: «Konsum ist der grösste Wachstumst­reiber.» Werden die Aktienkurs­e bald wieder purzeln?

Im Juli präsentier­en erste Firmen ihre von der Krise geschmäler­ten Halbjahres­zahlen. Geissbühle­r: «Es könnte locker 5 bis 10 Prozent nach unten gehen.» Es sei somit plausibel, dass der Schweizer Leitindex SMI schon bald wieder auf 9200 bis 9500 Punkte falle. Kommt es nochmals so schlimm wie im März?

Nein, ist Sax überzeugt, denn das Vertrauen der Anleger sei nun dank den staatliche­n Hilfspaket­en stärker als im März. Auch Geissbühle­r glaubt nicht, dass der SMI nochmals auf 8000 Punkte absacken wird. Hat die Börse keine Angst vor einer zweiten Welle?

«Ein zweiter Lockdown wäre der Genickschl­ag für die Konjunktur», so Geissbühle­r. Aber die Börse lässt das jetzt kalt.

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