Steigende Kurse: Ist die Krise an der Börse schon vorbei?
ZÜRICH. Der SMI knackte am Mittwoch die 10 000erMarke, die Börsen erholen sich vom Schock im März – hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum steigen die Kurse? «Die Notenbanken pumpen Billionen ins System», sagt Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Schweiz. Und dann gibt es die
Hilfen der Staaten. «Anleger hoffen, dass diese die Wirtschaft stimulieren und zu einer Erholung führen.» Laut Christoph Sax, Chefökonom der Migros-Bank, kommt hinzu, dass Anleger erleichtert sind, dass man den Lockdown aufheben kann, ohne dass sich schon eine zweite Welle andeutet. Erholt sich die Realwirtschaft gleich schnell?
Nein. Die Diskrepanz zwischen der Realwirtschaft und der Börse
nimmt laut Geissbühler zu: An den Märkten herrsche gute Stimmung, während es vielen Unternehmen weiterhin sehr schlecht gehe.
Was steht der Erholung der Realwirtschaft im Weg?
Vor allem der Arbeitsmarkt leidet. Insbesondere in den USA, aber auch in der Schweiz steigen die Arbeitslosenzahlen. Dies und auch die Lohnkürzungen wegen Kurzarbeit führen dazu, dass weniger konsumiert wird. Geissbühler: «Konsum ist der grösste Wachstumstreiber.» Werden die Aktienkurse bald wieder purzeln?
Im Juli präsentieren erste Firmen ihre von der Krise geschmälerten Halbjahreszahlen. Geissbühler: «Es könnte locker 5 bis 10 Prozent nach unten gehen.» Es sei somit plausibel, dass der Schweizer Leitindex SMI schon bald wieder auf 9200 bis 9500 Punkte falle. Kommt es nochmals so schlimm wie im März?
Nein, ist Sax überzeugt, denn das Vertrauen der Anleger sei nun dank den staatlichen Hilfspaketen stärker als im März. Auch Geissbühler glaubt nicht, dass der SMI nochmals auf 8000 Punkte absacken wird. Hat die Börse keine Angst vor einer zweiten Welle?
«Ein zweiter Lockdown wäre der Genickschlag für die Konjunktur», so Geissbühler. Aber die Börse lässt das jetzt kalt.