Schlamm riss Auto mit: Ferienfahrt in den Tod
CHAMOSON. Im Wallis gerieten zwei Menschen in einen Murgang. Die Behörden stehen vor einem Rätsel.
Ein sechsjähriges Mädchen war im Wallis in den Ferien, als es am Sonntag zusammen mit einem Mann (37) in einem Auto von einer Schlammlawine mitgerissen wurde. «Die Überlebenschancen sind gleich null», sagt der Rettungschef. Der Murgang habe das Auto «innert Sekunden» mitgerissen, sagt ein Polizeisprecher. Gefunden wurde es bis gestern nicht.
Am Sonntagabend ging um 19.15 Uhr bei der Kantonspolizei Wallis ein Notruf ein: Ein Auto mit einem Mann (37) und einem Mädchen (6) als Insassen war in Chamoson von einer Schlammlawine erfasst worden. Das Mädchen aus Frankreich war im Walliser Ort in den Ferien. Die Retter begannen sofort mit der Suche. Sie setzten einen Helikopter und Drohnen ein – vergebens. «Die Überlebenschancen sind gleich null», sagte Benoît Dorsaz, der Chef der Rettungskolonne, gestern. Die Schlammlawine war schnell gekommen: «Es passierte innert Sekunden», so ein Polizeisprecher.
Der Geologe Henri Rougier aus Chamoson sagt: «Bei solchen Gewittern wird die Lage plötzlich sehr gefährlich.» Diese stauten sich an den Felsen des Bergs Haut de Cry auf. Schon 2018 ging eine Schlammlawine in Chamoson nieder – doch jene vom Sonntag war noch gewaltiger. «So etwas haben wir noch nie erlebt», sagt Feuerwehrmann François dem 20-Minuten-Reporter. Der Mitarbeiter einer Bäckerei im Ort sagt: «Es ist verhängnisvoll, was passiert ist.» Die Behörden müssten nun mehr tun. Brücken müssten früher gesperrt und Gewitter intensiver analysiert werden. Der Gemeindepräsident Claude Crittin sagt, er sei «sehr überrascht» von der Lawine: «Wie ist es möglich, dass ein Jahrhundertereignis zwei Jahre nacheinander auftritt?» Der Murgang sei unglaublich stark gewesen und habe sehr viel Masse mit sich getragen: «Er wurde aus dem Material von drei Bächen gespeist.»
Nach der Schlammlawine von 2018 wurde ein Bach im Dorf saniert. Dort trat nun nichts über die Ufer. Man analysiere noch einmal, ob auch der betroffene Bach saniert werden müsse, so Crittin. «Ein Restrisiko bleibt aber immer.»