Wenn die Freundin des Sohnes einzieht
ZÜRICH. Wie ist es, mitsamt Partner im Hotel Mama zu wohnen, wenn das Geld für eine eigene Wohnung fehlt?
Raphael (23) und Vanessa (20) sind seit vier Jahren in einer Beziehung. Seit zwei Jahren wohnen sie bei Raphaels Eltern. Für eine eigene Wohnung fehlt dem Paar noch das Geld. Raphael ist Fachmitarbeiter in einem Technologiekonzern, Vanessa kaufmännische Angestellte. Jeweils 300 Franken Miete bezahlen sie an seine Eltern. Ab und zu wird in der Küche mitgeholfen, und manchmal wischen Raphael und Vanessa auch den Boden.
Isabelle (20) hatte ebenfalls Mühe, an finanzielle Mittel für eine eigene Wohnung zu gelangen. Ihr Freund konnte nach Abschluss seiner Lehre keine Stelle finden und fand in ihrem Elternhaus Unterschlupf: «Meine Mutter verlangt eine Abgabe von 300 Franken und ein aktives Mithelfen im Haushalt. Er chillt aber den ganzen Tag nur», sagt Isabelle.
«Die Generationen verstehen sich besser als früher. Wenn ihnen Zeit, Freude und genügend Raum gewährleistet werden, kann die ‹PärchenWG› durchaus eine Bereicherung sein», sagt Psychologe Thomas Steiner. In der heutigen Zeit würden Ausbildungen länger dauern, und es sei schwieriger, an gute Jobs zu kommen. Ziehe ein Paar aber nur aus Bequemlichkeit zu den Eltern, könne er nur den Kopf schütteln. «Junge Leute müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen. Das ist ein wichtiger Aspekt, um das Zusammenleben weiterzuentwickeln.»