«Mit 20 hatte ich schon 15 000 Franken Schulden»
AARAU. Weil die Eltern die Prämien nicht bezahlten, sind die Kinder zum 18. Geburtstag verschuldet. Betroffene erzählen.
Bezahlen die Eltern die Krankenkassenprämien der Familie nicht, ist der Nachwuchs mit 18 Jahren bereits verschuldet. Caritas und Politiker fordern, dass Krankenkassen Prämienschulden auf diese Art nicht mehr eintreiben dürfen.
Ihre Eltern hätten zu wenig Geld gehabt, um für sie als Kind aufzukommen, sagt Lorena (23) aus Aarau. «Aus meiner Kindheit hatte ich mit 18 bei der Krankenkasse bereits Schulden in der Höhe von 4000 Franken.» Auch der Zustupf des Sozialamts half nicht. «Mit 20 Jahren hatte ich bereits 15 000 Franken Schul- den.» Sie habe sich deswegen sogar das Leben nehmen wollen. Dank der Hilfe der Invalidenversicherung und einer Sozialarbeiterin habe sie eine Lehre beginnen können und gelernt, ihre Buchhaltung in den Griff zu bekommen.
Jerôme (23) aus Freiburg: «Von einem Tag auf den ande- ren hatte ich 2000 Franken Schulden.» Mit 18 Jahren wälzte das Sozialamt alle ausstehenden Rechnungen seiner Krankenkassenpolice auf ihn ab. «Dies, um meine Mutter etwas zu entlasten.» Als Lehrling konnte er für den Betrag unmöglich aufkommen. Durch die Betreibungen seien weitere Kosten angefallen. Auch hätte er die aktuelle Prämie und Rechnungen zahlen sollen. «Kurze Zeit später hatte ich bereits einen Schuldenberg von 5000 Franken.» Nur dank der finanziellen Hilfe seines Freundes sei er der Schuldenfalle knapp entkommen.
Silvan (19) aus Zürich entschied, die Prämien nachträglich nicht zu zahlen. «Ich lasse mir doch nicht mein Leben versauen. Nach dem Lehrabschluss verlasse er die Schweiz für immer.»