20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Gibts tatsächlich bald Alkohol in der Migros?
ZÜRICH. An der MigrosDelegiertenversammlung im November könnte das bisherige Alkohol- und Tabakverbot fallen.
Migrosgründer Gottlieb Duttweiler wollte weder alkoholische Getränke noch Tabak verkaufen, und so steht es noch heute in den Unternehmensstatuten. Doch das Verbot wankt: An der Delegiertenversammlung am 6. November soll über den möglichen Alkoholverkauf abgestimmt werden, wie die «SonntagsZeitung» schrieb.
Auf den sozialen Medien sehen einige bereits die Werte der Migros in Gefahr. «War ja nur eine Frage der Zeit, bis Duttis Erbe ganz untergraben würde», so jemand auf Twitter. Eine andere Person findet: «Was man für Geld alles macht: Hat Migros das wirklich nötig?»
Anderer Meinung ist Stefan Michel. «Das Verbot ist nicht mehr zeitgemäss und völlig überholt», sagt der Marketingexperte der IMD Business School in Lausanne. Er glaubt, dass das Verbot bei einer Abstimmung fallen werde. «Wenn nicht jetzt, dann später.» Tatsächlich verkauft die Migros bereits Alkohol in den Filialen der Firmentochter Denner und in den Migrolino-Shops. Auch im Onlineshop bietet Migros Bier, Wein und Spirituosen an. Die Produkte sind aber mit dem Hinweis «Partner» versehen.
Michel glaubt auch nicht, dass die Migros mit dem bisherigen Alkoholverbot einen grossen Beitrag zur Prävention leiste.
Falle das Verbot, würden junge und minderjährige Personen nicht plötzlich mit einem Angebot überflutet, dass sie vorher nicht hatten. Sie kauften Alkohol jetzt eben einfach woanders. Ganz anders sieht es Domenic Schnoz. «Je mehr und je günstiger Alkohol verfügbar ist, desto mehr Leute bekommen Probleme mit Alkohol», so der Leiter der Zürcher Fachstelle zur Prävention des Suchtmittelmissbrauchs (ZFPS).
Auf Anfrage teilte die Migros mit, dass das Alkoholthema immer wieder diskutiert werde. «Aktuell haben verschiedene Delegierte das Thema aufgeworfen.»