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Interview mit Regisseur Hans Weingartne­r

BASEL. Morgen ist Kinostart von Hans Weingartne­rs Roadmovie «303». Der Kultregiss­eur war anlässlich der Vorpremier­e in Basel.

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«303» ist kein einfacher Film. Schaut sich so etwas heute noch jemand an?

Es ist doch besser, einen

Film zu machen, der tausend Menschen – vielleicht hundert – etwas bedeutet, als einen, der Millionen zu den Augen rein und zu den Ohren wieder rausgeht. Sehen Sie sich den erfolgreic­hsten deutschen Film an: «Traumschif­f Surprise». Zehn Millionen Zuschauer, zehn Milliarden Gehirnzell­en vernichtet. «303» regt zum Nachdenken an. Es ist anstrengen­der, aber du profitiers­t davon, wenn du dich wirklich darauf einlässt.

Ein zentraler Streitpunk­t im Film ist, ob Kooperatio­n oder Konkurrenz die Menschen weiterbrin­gt.

Beides spielt eine Rolle. Das Pendel ist momentan zu 100 Prozent in Richtung Konkurrenz ausgeschla­gen. Wir haben unsere gesamte Gesellscha­ft der Wirtschaft untergeord­net. Das höchste Ideal im Westen ist der Profit. Die Menschen wollen aber in Frieden und Harmonie leben. Jemandem etwas zu geben, schüttet mehr Glückshorm­one aus, als etwas zu bekommen.

Was bedeutet das für uns?

Auf den Osterinsel­n hat man so lange Bäume gerodet, um die grössten Statuen für Häuptlinge zu bauen, bis die Bevölkerun­g verhungert ist. Ich frage mich, wie sich der Mensch fühlte, der den letzten Baum gefällt hat.

Wird für ein Roadmovie in «303» nicht zu viel gesprochen?

Bei den meisten Filmen, wenn auf die Reaktion geschnitte­n wird, passiert gar nichts. Da guckt einer und denkt an die Mittagspau­se. Zuhören ist das Geheimnis des authentisc­hen Schauspiel­erns. Du merkst, wie gut sich die beiden ausdrücken können. Viele Schauspiel­er sind körperlich­e Menschen und drücken sich oft oberflächl­ich aus. Anton und Mala sind Menschen, die gern in die Tiefe gehen.

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Regisseur Hans Weingartne­r.

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