Arsenal und ihr Leben im Ausland: Lia Wälti im grossen Interview
Naticaptain Lia Wälti hat 20 Minuten
Lia Wälti, Sie fallen mit einer Verletzung aus. Wie gehts?
Ich bin wieder mobil, das ist das Wichtigste. Ich nehme jetzt Schritt für Schritt. Ich bin froh, denn ich hätte auch länger ausfallen können.
Sie studieren, lernen Spanisch und machen die trainerlizenz. Ist Ihnen wichtig, nicht nur Fussball im Leben zu haben?
Ja! Ich bin sehr gern aktiv. Ich kann nicht die ganze Zeit auf dem Sofa hocken und Netflix schauen. Mir gefällt es, jetzt schon in meine Zeit nach der aktiven Karriere zu investieren und mich weiterzubilden.
Sie sind seit elf Jahren im Ausland. Vermissen Sie die Schweiz?
Ja, meine Familie und Freunde. Und die Lebensqualität: Wasser aus dem Hahn trinken, die frische Luft. Ich vermisse die Gewässer, die wir in der Schweiz haben. Hier ist es im Sommer auch teils 35 Grad, aber ich kann einfach nirgends baden. Also ja, ich vermisse die Schweiz, habe mich jedoch an mein Leben im Ausland gewöhnt.
Konnten Sie von Ihrem ersten Gehalt leben?
Ja, aber der Standard war sehr niedrig. Mein erstes Fussballerinnengehalt war ungefähr 1000 Euro pro Monat.
Wie viel verdienen Sie jetzt bei Arsenal?
Über Geld redet man doch eigentlich gar nicht (lacht).
Was ist besser für eine junge Fussballerin: Stammplatz in der Schweiz oder Ersatzspielerin im Ausland?
Das Ausland ist eine andere Welt. Man kann sich voll und ganz auf den Fussball konzentrieren, hat bessere und professionellere Trainingsbedingungen und man muss härter trainieren,
weil die Konkurrenz grösser ist.
Aushängeschilder im Frauenfussball sind oft nicht die besten, sondern die Spielerinnen, die auf Social Media gross sind. Stört Sie das?
Es stört mich persönlich nicht wirklich. Man könnte zwar argumentieren, dass das Falsche vermittelt wird, aber grundsätzlich
spiegelt dieser Trend auch unsere aktuelle Gesellschaft und den Social-media-markt wider, wo Äusserlichkeiten oft mehr zählen als professionelle Fähigkeiten in einem bestimmten Bereich.
Ist das nur bei den Frauen so?
Nein. Auch bei den Männern und vielen anderen Sportarten wie etwa der Leichtathletik.
Alisha Lehmann ist auch ein Beispiel dafür?
Ich rede mit Alisha Lehmann oft über das Thema. Sie bringt uns unglaublich viele Fans in die Stadien und sorgt für Aufmerksamkeit, die die Nati sonst niemals hätte. Und sie ist natürlich eine sehr professionelle Spielerin und managt diese beiden beruflichen Rollen aus meiner Sicht wirklich gut. Daher sehe ich die Entwicklung nicht nur negativ. Schade ist einfach, dass die Big Brands auch mehrheitlich mit diesen Spielerinnen für den Frauenfussball werben und die anderen Gesichter keine Sichtbarkeit bekommen – auch wenn sie sehr gut Fussball spielen.
Sie sind jetzt 31 Jahre alt. Denken Sie ans Karriereende?
Noch nicht. Aber mir ist bewusst, dass ich nicht jünger werde. Solange ich aber auf diesem Level spielen kann, werde ich weitermachen.
2025 ist in der Schweiz die EM. Was erhoffen Sie sich?
Viel! Ich erhoffe mir nicht nur ein sportlich attraktives Turnier, sondern auch nachhaltige positive Effekte für den Schweizer Frauenfussball und die Gesellschaft insgesamt.