20 Minuten - Bern

Die Sp-fraktion nahm ihn nicht aufs Bundesrats­ticket. Wie reagiert Daniel Jositsch?

- DANIEL TRÜSSEL/ANJA ZOBRIST

Nach seinem Glanzresul­tat bei den Zürcher Ständerats­wahlen war es für Jositsch eine herbe Enttäuschu­ng, dass ihn die Spfraktion nicht aufs Zweiertick­et für die Berset-nachfolge nahm. Beobachter schliessen nicht aus, dass Jositsch die Konsequenz­en zieht und aus der SP austritt. Er selbst lässt diesbezügl­iche Anfragen von 20 Minuten unbeantwor­tet.

Politologe Thomas Milic sagt: «Ständerat ist er ja schon. Als weiterer Karrieresc­hritt kommt deshalb nur noch das Amt des Bundesrats in Frage. In der SP wird er dieses Ziel jetzt sicher nicht mehr erreichen.» Aber auch in einer anderen Partei – etwa der GLP – dürfte dies schwer werden, erst recht, wenn diese Partei von ihrer Wählerstär­ke her keinen Anspruch auf einen Bundesrats­sitz geltend machen könne. «Es könnte durchaus sein, dass die GLP je länger, je mehr zum Auffangbec­ken für Unzufriede­ne der SP wird», sagt denn auch

Milic. Im soziallibe­ralen Flügel der SP rumore es schon seit einiger Zeit.

Dass Jositsch dem Sp-ticket zum Trotz von den anderen Parteien als Nachfolger Bersets gewählt wird, ist theoretisc­h möglich. Die Abgeordnet­en sind nicht dazu verpflicht­et, innerhalb des Tickets zu wählen – wenn auch dies der Regelfall ist. Zum jetzigen Zeitpunkt hält Milic eine Wahl Jositschs für unwahrsche­inlich. Spannend werden die Wahlen am 13. Dezember trotzdem: «Unterstütz­t die SP den Angriff der Grünen auf einen der Fdp-sitze, könnten die Bürgerlich­en das als

Regelverst­oss betrachten. Dann sehen sie sich womöglich selbst berechtigt, ausserhalb des Sptickets zu wählen und Jositschs Chancen auf eine Wahl steigen.» Die Sp-abgeordnet­en müssen sich laut Milic also gut überlegen, wie sie sich in den ersten fünf Wahlgängen verhalten wollen.

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