20 Minuten - Bern

«Ich dachte, Würgen gehöre zum Sex»

Studien zeigen: Immer mehr Junge sind beim Sex von gewalttäti­gen Pornos inspiriert.

- DEBORAH GONZÁLEZ

Yasmin (28) erinnert sich nur ungern an den Sex mit ihrem ersten Freund zurück: «Er hat mich gewürgt, so fest zugeschlag­en, dass es schon wehtat, und mich bespuckt», erzählt sie. Sie habe zu dem Zeitpunkt keinerlei sexuelle Erfahrung gehabt, ihre Kenntnisse habe sie durch Pornofilme erlangt: «Ich wollte wissen, wie Sexualität funktionie­rt, und ich dachte, dass Pornos mir das zeigen könnten. Ich dachte, es müsse so sein, dass man sich diese Gewalt als Frau gefallen lassen müsse. Heute weiss ich, dass ich in einem Alter war, in dem ich mir keine Meinung bilden konnte.» Erst spät, nach Gesprächen mit Freundinne­n und Therapeute­n, habe sie gemerkt, dass Gewalt beim Sex «nicht normal» sei.

Dass Pornografi­e bei Jugendlich­en und Kindern das

Bild von Sex beeinfluss­t, beweist ein Untersuchu­ngsbericht von Januar 2023 für die britische Regierung: Pornos spielen eine Schlüsselr­olle bei der Normalisie­rung und Duldung von sexueller Gewalt an Mädchen und Frauen. Demnach glauben viele Jugendlich­e, Gewalt beim Sex gehöre dazu: 47 Prozent der befragten 16- bis 21-Jährigen waren der Auffassung, dass Mädchen Gewalt beim Sex, wie etwa Schläge oder Würgen, erwarten würden. Bei den über 18-Jährigen hatte fast die Hälfte schon einmal Gewalt beim Sex erlebt.

Und auch in den USA zeigt sich ein ähnliches Bild: Dort gaben bei einer Untersuchu­ng insgesamt 13Prozent der sexuell aktiven 14bis 17-jährigen Mädchen an, beim Sex bereits gewürgt worden zu sein. Ein Mädchen sagte: «Pornos machen, dass Jungs denken, sie könnten einfach alles mit uns machen, was sie dort sehen.»

 ?? Privat ?? Die 28-jährige Yasmin hat spät verstanden, dass Sex auch ohne Gewalt funktionie­rt.
Privat Die 28-jährige Yasmin hat spät verstanden, dass Sex auch ohne Gewalt funktionie­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland