20 Minuten - Bern

Für Scheidungs­kinder eine Revolution: Die Fifty-fifty-regel kommt

Der Nationalra­t will, dass Kinder bei beiden Elternteil­en gleich viel Zeit verbringen. Doch nicht alle sehen das so, wie Motionär Marco Romano sagt.

-

Trennen sich Eltern, leben Kinder heute oft bei der Mutter und haben Besuchszei­ten beim Vater. Der Nationalra­t will das ändern: Er hat Ende September eine Motion des Tessiner Mitte-nationalra­ts Marco Romano überwiesen (112 zu 42 Stimmen). Sie verlangt vom Bundesrat, die alterniere­nde Obhut ins Gesetz zu schreiben. Dabei betreuen Vater und Mutter die Kinder zu gleichen oder annähernd gleichen Teilen. Die Kinder pendeln und leben mit beiden den Alltag.

Laut Bundesgeri­chtsentsch­eid von Ende 2020 müsste dies heute schon der Fall sein. Doch untere Gerichtsin­stanzen halten sich nicht immer daran. Und so haben manche Väter das Nachsehen, weil sie bei der Kesb oder vor dem Bezirksger­icht abblitzen. «Kinder haben das Recht, mit Vater und Mutter und der jeweiligen Verwandtsc­haft gleich viel Zeit zu verbringen, das geht den individuel­len Elterninte­ressen vor», sagt Romano. Gleichstel­lungspolit­isch sei das ein logischer

Schritt, doch er werde genau von jenen Kreisen bekämpft, die Gleichstel­lung von Mann und Frau sonst förderten, so der Tessiner. «Auf linker Seite herrscht die fixe Idee vor, dass die Mutter Kinder besser betreuen könne als der Vater.» Auch gebe es Richter, die die alterniere­nde Obhut einem Vater verweigert­en. «Gerichtsve­rfahren, die einzig darauf aus sind, einen Elternteil zu delegitimi­eren und ihn zum Wochenend- und Zahlvater zu machen, würden überflüssi­g.»

Am meisten Widerstand kommt von der SP: Yvonne Feri, Sp-nationalrä­tin und Präsidenti­n von Kindesschu­tz Schweiz: «Das zuständige Gericht oder die Kesb müssen alle Umstände abwägen, bevor sie eine Entscheidu­ng über die alterniere­nde Obhut treffen.» Jeder Fall müsse einzeln geprüft werden und das Kind habe das Recht auf Mitsprache.

Auch der Bundesrat ist dagegen. Lösungen seien unterwegs, versprach Justizmini­sterin Baume-schneider Ende September im Nationalra­t – sie brachte damit den Rat aber nicht von einem Ja ab.

 ?? Getty ?? Nach einer scheidung sollen Kinder von der Mutter und vom Vater gleicherma­ssen betreut werden.
Getty Nach einer scheidung sollen Kinder von der Mutter und vom Vater gleicherma­ssen betreut werden.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland