«Wir hatten Glück, dass es in Europa solche Fälle nicht gab»
Herr Henkler-Stephani, wie sicher ist es, dass das Vitamin-E-Acetat in den beanstandeten THCLiquids für die Todesfälle verantwortlich ist? Es wurde bei den schweren Fällen in der Lungenflüssigkeit nachgewiesen. Damit ist ein deutlicher Hinweis auf einen ursächlichen Zusammenhang gegeben. Ein abschliessender Beweis ist das aber noch nicht. Auch andere Stoffe könnten eine Rolle spielen. Was hat der Stoff im E-Zigi-Liquid zu suchen?
Nichts, vor allem nicht in so grosser Menge. In einigen Liquids lag der Vitamin-E-Acetat-Gehalt zwischen 31 und 88 Prozent. Gleichzeitig war der THCGehalt niedriger als angegeben. Das lässt vermuten, dass der Stoff zum Strecken diente – womöglich als Folge von Ernteausfällen, Preissteigerungen und Lieferengpässen beim Cannabis, die es 2019 in den USA gab. Kann so etwas auch hierzulande passieren?
Sofern es sich um illegale oder Schwarzmarktprodukte handelt, wäre es möglich. Das Hinzufügen von Vitaminen in Liquids ist in Europa verboten. Den Schwarzmarkt interessiert das aber nicht. Ich kann nicht ausschliessen, dass auch in Europa Haschöl oder manipulierte Produkte mit speziellen Verdampfern konsumiert werden (siehe Box). Vielleicht hatten wir Glück, dass es solche Fälle nicht in Europa gab. Müssen Dampfer Angst haben?
Nicht, wenn sie gängige E-Zigis und Liquids nutzen. Besonders sicher wäre es natürlich, bei Produkten zu bleiben, die bereits schon über Monate ohne Probleme gedampft wurden. Man darf nicht vergessen: Wir reden hier nicht von Risiken des E-Zigi-Konsums, sondern von solchen, die sich aus besonderen Formen des Konsums von Cannabis ergeben haben. THC-Liquids sind öliger als klassische und nur mit angepassten Geräten, wie z. B. den sogenannten Oil Vape Pens, inhalierbar. Aber natürlich gibt es auch bei klassischen E-Zigaretten Risiken für die Gesundheit. Die sind zwar deutlich geringer als bei Tabakzigaretten, aber es gibt sie.