Suzan: «Ich bin Feministin und will in den ‹Playboy›»
BASEL. Suzan Lazar (23) verdient mit Instagram Tausende Franken. Die Baslerin über männliche Hater, Schönheits- OPs und Nacktbilder.
BASEL. Susan Lazar (23) ist eine der erfolgreichsten Influencerinnen der Schweiz. Mit derzeit 312000 Followern auf Instagram verdient die angehende Primarlehrerin Tausende von Franken. Ihre Weiblichkeit
«Ich bin eine Boss Lady. Wir Frauen sollten selber über unseren Körper bestimmen.» Suzan Lazar (23)
dafür ganz gezielt in Szene zu setzen, stellt für die erklärte Feministin kein Problem dar. Im Gegenteil: Sie würde sich «extrem» über einen Anruf vom ‹Playboy› freuen. «Ich bin eine Boss Lady. Wir Frauen sind nicht dazu da, nur um Kinder zu kriegen und in der Küche zu stehen. Wir sollten selber Geld verdienen und selber über unseren Körper bestimmen.»
Suzan, du gehörst zu den erfolgreichsten Influencerinnen der Schweiz. Wer bist du?
Ich bin 23, lebe in Basel, studiere Pädagogik und will Primarlehrerin werden. Instagram mache ich nebenbei.
Du hast es nebenbei geschafft, 312 000 Follower aufzubauen?
Ich war schon mit 15 auf Instagram aktiv und postete belanglose Ferienfotos. Dann aber zeigte ich Fitnessund Ernährungsbilder. Und da erhielt ich plötzlich ein EMail einer Teefirma.
Der erste Auftrag?
Ja. Sie fragten, ob ich Werbung gegen Blähbäuche machen wollte. Ich schrie: «Mami, Mami, ich werde jetzt berühmt!» Auch wenn ich nur Gratistee und eine Tasse dafür erhielt – ich habe realisiert, dass man mit Social Media etwas erreichen kann.
Inzwischen hast du Deals mit Nike, Adidas oder Yves Saint Laurent. Welches waren die coolsten Deals?
Die Fluggesellschaft Emirates hat mir drei Wochen Ferien in einem Luxushotel in Dubai gesponsert. Letzten Sommer verbrachte ich mehrere Wochen in verschiedenen Villen in Alicante und Ibiza. Am lukrativsten war der Deal mit Nike.
Was hast du dafür bekommen?
Pro gepostetes Bild gab es 2500 Franken.
Wie viel verdienst du mit Instagram?
In schlechten Monaten etwa 2500 Franken, in guten 10 000 Franken.
Ist das hart verdientes Geld?
Ich nerve mich über jeden Influencer, der sagt, wie stressig der Job sei. Klar, muss man für ein Bild mit Sonnenaufgang mal um
4 Uhr aufstehen. Aber seien wir ehrlich: Es ist echt einfach, mit Instagram
Geld zu verdienen. Du postest einfach ein paar Bilder. Wer Übung darin hat, braucht dafür ein paar Minuten. Mein Job als Lehrerin ist tausendmal strenger.
Du zeigst dich auf vielen Bildern sehr freizügig. Warum?
Damit will ich zeigen: Ich bin eine Boss Lady. Wir Frauen sind nicht da, nur um Kinder auf die Welt zu bringen, in der Küche zu stehen und Männern zu dienen. Sondern wir Frauen sollten unser Schicksal selber in die Hand nehmen, unser eigenes Geld verdienen und selber über unseren Körper bestimmen.
Bist du eine Feministin?
Ja. Frauen sollten ein selbstbestimmtes Leben führen. Vorbild ist meine Mama. Sie war alleinerziehend und hat mir immer gesagt: «Werde nie abhängig von einem Mann, denn das macht dich auch psychisch und physisch von ihm abhängig.»
Es gibt ein BikiniBild, auf dem du das Höschen nach oben ziehst. Warum hast du das gemacht?
Ich lote gern die Grenze zwischen sexy und obszön aus. Ich provoziere gern und prüfe, wie tolerant unsere Gesellschaft ist. Schliesslich ist es mein Körper, und ich kann damit machen, was ich will.
Was für HateKommentare bekommst du?
Viele Männer schreiben mir, ich sei eine billige Bitch. Ein Typ schrieb mir einmal, dass er mich umbringen würde, wäre ich seine Tochter.
Wie reagierst du darauf?
Ich ignoriere Hater, weil Nichtbeachtung ihr Ego am meisten kränkt.
Das klingt ziemlich abgehärtet.
Zu Beginn haben mich die Kommentare verletzt. Inzwischen mache ich mit meiner Kollegin Trinkspiele dazu.
Warum denkst du, fühlen sich einige Männer durch deinen Auftritt so provoziert?
Gewisse Männer haben noch immer das Gefühl, dass Frauen ihr Eigentum sind und sich so zu verhalten haben, wie sie es sich wünschen. Andere Männer ertragen es nicht, dass ich sie aus finanzieller Sicht nicht brauche.
Wie meinst du das?
Ich bekomme viele Nachrichten von Fussballspielern oder Schauspielern, die mich zu Luxusferien einladen. Der Deal ist klar: Der Mann bezahlt, die Frau dient als Betthäschen. Das grenzt für mich an Prostitution. Lehne ich ab und sage, ich könne mir das selber leis
ten, sind viele beleidigt.
Magst du Luxus?
Ja, ich mag Luxus. Aber nur, wenn ich ihn mir selber erarbeitet habe. Sich einen reichen Mann zu angeln, ist nicht schwierig. Selber erfolgreich zu sein dagegen schon.
Reden wir über Schönheit, die in der InstaWelt eine wichtige Rolle spielt. Ist alles an dir echt?
Nein. Meine Nase habe ich mit 16 machen lassen für 13 000 Franken. Mit 18 habe ich mir meine Brüste auf Körbchengrösse DoppelD vergrössern lassen. Kostenpunkt 15 000 Franken. Seit einigen Jahren lasse ich mir regelmässig meine Lippen aufspritzen.
«Influencer, die sagen, der Job sei stressig, nerven mich. Lehrerin zu sein, ist viel strenger.»
«Wir Frauen sind nicht da, nur um Kinder auf die Welt zu bringen und Männern zu dienen.»
Wie konntest du dir als 16Jährige einen solchen Eingriff leisten?
Meine Mutter hat den grössten Teil bezahlt. Sie stand dahinter und wollte nicht, dass ich wegen meines Äusseren länger traurig bin.
Grosse Brüste, volle Lippen – wie hat dein Umfeld darauf reagiert?
Einige haben mich gefragt, warum ich wie ein Pornostar aussehen wolle. Aber mir gefällt der Look einfach. Wo ist das Problem?
Nehmen wir an, du wärst klein, dick und hättest eine riesige Nase: Inwiefern wäre dein Leben anders?
Ich würde mein Leben trotzdem geniessen. Aber ich würde sicher meine Ernährung umstellen und hart arbeiten, damit ich mir SchönheitsOP leisten könnte.
Was denkst du über Menschen, die nicht mit Schönheit gesegnet sind?
Wahre Schönheit kommt von innen. Auch wenn jemand objektiv betrachtet nicht megaschön ist, kann die Person das durch Selbstliebe und ein selbstbewusstes Auftreten kompensieren.