Das Leiden von Prachtstute Karen und Eselin Snowflake
DAMASKUS. Das Eselweibchen hat von den Mitarbeitern einer amerikanischen NGO den Namen Snowflake erhalten. Das Jungtier kommt jeden Morgen in das Camp der Amerikaner oberhalb von Baghus in Deir al-Zor, holt sich dort Essen und Streicheleinheiten ab. Am Abend trabt Snowflake jeweils auf das Feld hinter dem Camp zurück. Sie schläft neben ihrer toten Mutter. «Die Mutter wurde von SDF-Soldaten erschossen – entweder aus Langeweile oder weil die Soldaten befürchteten, der IS habe Sprengfallen an dem Tier befestigt und sie so zu einer wandelnden Gefahr gemacht.» Traurige Tiergeschichten gibt es in Sy- rien zuhauf.
Wie jene der Araber-Stute Karen, die zur seltenen Rasse der Hadban Enzahi gehört. Vor dem Krieg war sie der Stolz der Pferdezüchter in Ghouta. «Karen war die Schönheitskönigin unter den Pferden von Ghouta», sagt Tierarzt Ahmed Sharida. Als Rebellen den Vorort von Damaskus 2012 einnahmen, verschwand das prachtvolle Tier. Vor zwei Monaten tauchte es wieder auf. Die Stute war nur noch ein Schatten ihrer selbst: «Sie war nur noch Haut und Knochen und konnte sich kaum auf den Beinen halten», so Sharida.
Karen zeugt vom Leid, das auch die seltenen Pferde im syrischen Bürgerkrieg erfahren haben. Fast ein Drittel der 8500 Araberpferde, die vor dem Konflikt bei der World Arabian Horse Organisation registriert waren, sind heute tot oder verschwunden.