20 Minuten - Bern

Darum stoppt China das Designbaby-Experiment

ZÜRICH. Die Nachricht hörte sich zunächst nach einer Sensation an, ist laut Experten aber eine Katastroph­e.

- FEE RIEBELING

Woher kommt die grosse die Empörung?

He Jiankui hat wissenscha­ftliche Standards ignoriert: Weder seine Uni noch die Behörden waren informiert. Auch genehmigt war das Ganze nicht. Zudem hat He laut Experten Jahrzehnte an Sicherheit­sforschung übergangen: «Die Technik ist zwar ausgereift, aber niemand weiss, welche Langzeitfo­lgen die Anwendung bei menschlich­en Embryonen hat», sagt Martin Jinek von der Universitä­t Zürich, der an der Entwicklun­g der Genschere Crispr massgeblic­h beteiligt war.

Gibt es weitere Kritikpunk­te?

Ja, denn He hat «die DNA der Babys so verändert, dass die Modifikati­onen – die gewollten und gegebenenf­alls unabsichtl­ich herbeigefü­hrten – an die nächste Generation vererbt werden können. Mit unklaren Folgen», sagt Nikola BillerAndo­rno, Leiterin des Instituts für Biomedizin­ische Ethik und Medizinges­chichte der Universitä­t Zürich.

Warum gelten die Experiment­e als «unethisch»?

Zwei Kinder wurden ungefragt instrument­alisiert, so Peter Dabrock, Vorsitzend­er des Deutschen Ethikrats, im «Deutschlan­dfunk Kultur». Man hat die Babys einem unkalkulie­rbaren und dazu unnötigen Risiko ausgesetzt. Kritisiert wird auch, dass He nicht einen defekten Embryo repariert hat, sondern einen potenziell gesunden zu optimieren versuchte.

Was wird aus den gentechnis­ch veränderte­n Kindern?

Schwer zu sagen. «Wir wissen nicht, ob es noch unentdeckt­e, nicht zielgerich­tete Veränderun­gen an anderer Stelle im Erbgut dieser Babys gibt oder was es bedeutet, dass nicht alle Zellen im Körper die gleichen Modifikati­onen haben»,

sagt Jinek. «Ich hoffe wirklich das Beste – es kann auch schrecklic­h schiefgega­ngen sein.»

Kann so etwas auch in der Schweiz geschehen?

Nein, diese Art der Forschung ist hierzuland­e verboten, genauso wie in all jenen Ländern, die die Bioethikko­nvention des Europarats ratifizier­t haben.

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AP Laut He wusste die Universitä­t in Shenzen nichts von der Studie.

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