Darum stoppt China das Designbaby-Experiment
ZÜRICH. Die Nachricht hörte sich zunächst nach einer Sensation an, ist laut Experten aber eine Katastrophe.
Woher kommt die grosse die Empörung?
He Jiankui hat wissenschaftliche Standards ignoriert: Weder seine Uni noch die Behörden waren informiert. Auch genehmigt war das Ganze nicht. Zudem hat He laut Experten Jahrzehnte an Sicherheitsforschung übergangen: «Die Technik ist zwar ausgereift, aber niemand weiss, welche Langzeitfolgen die Anwendung bei menschlichen Embryonen hat», sagt Martin Jinek von der Universität Zürich, der an der Entwicklung der Genschere Crispr massgeblich beteiligt war.
Gibt es weitere Kritikpunkte?
Ja, denn He hat «die DNA der Babys so verändert, dass die Modifikationen – die gewollten und gegebenenfalls unabsichtlich herbeigeführten – an die nächste Generation vererbt werden können. Mit unklaren Folgen», sagt Nikola BillerAndorno, Leiterin des Instituts für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte der Universität Zürich.
Warum gelten die Experimente als «unethisch»?
Zwei Kinder wurden ungefragt instrumentalisiert, so Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrats, im «Deutschlandfunk Kultur». Man hat die Babys einem unkalkulierbaren und dazu unnötigen Risiko ausgesetzt. Kritisiert wird auch, dass He nicht einen defekten Embryo repariert hat, sondern einen potenziell gesunden zu optimieren versuchte.
Was wird aus den gentechnisch veränderten Kindern?
Schwer zu sagen. «Wir wissen nicht, ob es noch unentdeckte, nicht zielgerichtete Veränderungen an anderer Stelle im Erbgut dieser Babys gibt oder was es bedeutet, dass nicht alle Zellen im Körper die gleichen Modifikationen haben»,
sagt Jinek. «Ich hoffe wirklich das Beste – es kann auch schrecklich schiefgegangen sein.»
Kann so etwas auch in der Schweiz geschehen?
Nein, diese Art der Forschung ist hierzulande verboten, genauso wie in all jenen Ländern, die die Bioethikkonvention des Europarats ratifiziert haben.