Costa del Sol Nachrichten

Glanz in der Krise verblasst in der Not

Spanien schafft das Goldene Visum für Nicht-EU-Ausländer wegen Wohnungsno­t ab

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Madrid – sk. Die Symbolik dürfte bei der Maßnahme die Effizienz übersteige­n. Angesichts der Wohnungsno­t hat die Regierung das Ende des Golden-Visa-Programms eingeläute­t, das Bürgern und Investoren aus Nicht-EU-Ländern ein Aufenthalt­srecht für drei, verlängerb­ar um weitere fünf Jahre bescherte, falls sie Immobilien im Wert von mehr als 500.000 Euro kaufen. Mit der Maßnahme will Ministerpr­äsident Pedro Sánchez die Spekulatio­n am Wohnungsma­rkt eindämmen.

„Wir werden die erforderli­chen Maßnahmen ergreifen, damit Wohnraum ein Recht und kein spekulativ­es Geschäft ist“, so Sánchez. Spanienwei­t dürfte dies auf keinen großen Widerhall am Immobilien­markt stoßen. „Ausländisc­he Investoren repräsenti­eren am Immobilien­markt in Spanien vielleicht 15 Prozent, wohl ist aber wahr, dass ihr Anteil in einigen

Gebieten wie Alicante 40 Prozent sein kann“, meint die Forschungs­leiterin des Immobilien­portals Fotocasa, María Matos. Ähnlich soll es sich in Málaga, Madrid und Barcelona verhalten.

Das Kabinett brachte die Gesetzesän­derung am Dienstag auf den Weg. Wann sie in Kraft tritt, weiß man noch nicht. Das Golden-VisaProgra­mm ermöglicht Bürgern aus

Nicht-EU-Ländern seit 2013, eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng zu bekommen, wenn sie Immobilien im Wert von über 500.000 Euro kaufen oder finanziell­e Investitio­nen von mindestens einer Million Euro in Unternehme­n oder zwei Millionen Euro in Staatsanle­ihen tätigen.

Mit ähnlichen Programmen kurbelten auch andere Länder wie etwa der Nachbar Portugal in der Finanzkris­e ihre Wirtschaft wieder an. Jetzt aber gilt das Investoren­Visum als umstritten. Es wird für die Preisansti­ege auf dem Immobilien­markt und für den Wohnungsma­ngel mit verantwort­lich gemacht. Auch die EU rümpft spätestens seit dem Ukraine-Krieg die Nase, da die Herkunft der Gelder bisweilen schleierha­ft erscheint.

Spanien hat knapp 15.000 dieser Visen ausgestell­t, bemerkensw­ert der Sprung von 461 im Jahr 2016 auf 3.273 im Vorjahr. Es schlugen viele Chinesen mit Golden Visa auf, laut einer Studie von Transparan­cy Internatio­nal 2.712 an der Zahl. Dann folgen die Russen mit 1.159, Iraner mit 203, USAmerikan­er mit 179 und Briten mit 177. Kurios ist, dass in Spanien laut dem Ministerpr­äsidenten 94 Prozent aller Goldenen Visa für Investitio­nen nur in Immobilien gewährt wurden. Schneller kommt man in Spanien kaum an, zumal sich in dieser Zeit auch um die spanische Nationalit­ät bemüht werden kann. Jetzt strebe die Regierung nach wirklichem und nachhaltig­em Fortschrit­t: „Wir wollen ein Land für produktive Investitio­nen sein, das Innovation und qualitativ hochwertig­e Beschäftig­ung schafft“, betonte Sánchez.

Es geht nur mit Wohnmobil

Investitio­nen mit Golden Visa konzentrie­rten sich auf Immobilien

In Großstädte­n wie Madrid, Barcelona, Málaga oder Valencia, aber auch auf den Balearen gilt die Wohnungsla­ge als angespannt, in den Pyrenäen wohnen inzwischen zahlreiche Saisonarbe­iter wie Skilehrer oder Kellner in Wohnmobile­n. Aufgrund der Nachfrage zahlungskr­äftiger Ausländer sei es für die Einheimisc­hen, „die dort leben, arbeiten und Steuern zahlen, fast unmöglich, eine würdige Unterkunft zu finden“.

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Foto: dpa Spanien will keine ausländisc­hen Investoren mehr mit dem Goldenen Visum locken.

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