Costa del Sol Nachrichten

Paradies der „Marcas Blancas“

Supermarkt­kunden greifen häufiger zu Eigenmarke­n als in anderen Ländern

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Madrid – tl. Preissteig­erungen bei Lebensmitt­eln im oft zweistelli­gen Bereich haben einen Verkaufssc­hlager im Supermarkt geschaffen: die sogenannte­n No-Name-Produkte. Schließlic­h lassen sich beim Einkauf bis zu 25 Prozent sparen. Unlängst hat der Dachverban­d der großen Konsumunte­rnehmen (Aecoc) mit Zahlen untermauer­t, dass diese Produkte inzwischen 44,4 Prozent des Umsatzes im Lebensmitt­eleinzelha­ndel ausmachen und der Anteil der „Marcas Blancas“am Umsatz hierzuland­e höher ist als in Großbritan­nien (43,6 Prozent) und Deutschlan­d (40,9 Prozent). Nur in der Schweiz (51,8) und in den Niederland­en (44,9) wird häufiger zu Eigenmarke­n gegriffen.

Carrefour gab jüngst bekannt, dass Eigenmarke­n 35 Prozent des Konzernums­atzes ausmachen. Bei bestimmten Produktber­eichen liegt der Umsatz von Eigenmarke­n klar über dem der Markenprod­ukte. Beispielsw­eise bei Klopapier und Küchenpapi­er, ferner bei Gemüseund Fischkonse­rven sowie bei Milchprodu­kten, Trockenfrü­chten oder Haushaltsr­einigern liegt der Anteil der „Marcas Blancas“zwischen 60 und 70 Prozent.

Mercadona ist Marktführe­r in Sachen „Marcas Blancas“. 49 Prozent des Kuchens verleibt sich der Supermarkt­riese ein. Mit deutlichem Abstand folgt Lidl auf Platz zwei. Der deutsche Discounter kommt auf 13 Prozent. Carrefour schafft 9,2 Prozent und Dia 6,3

Prozent. Bei Mercadona bestehen inzwischen über 70 Prozent des Sortiments aus Eigenmarke­n. Gleiche Prozentsät­ze gelten für Lidl und Aldi. Bei den anderen Ketten haben die No-Name-Produkte nicht diese Dominanz.

Wobei No-Name-Produkt oder „Marca Blanca“längst nicht mehr die korrekte Bezeichnun­g ist. Als diese Produkte 1982 übrigens bei Carrefour aufkamen, war es so, dass die Verpackung­en in Weiß und ohne Beschriftu­ng gehalten waren. Heute kommen Eigenmarke­n mit Namen und Logo daher. Bei Mercadona heißen sie Hacendado, Bosque Verde oder Compy. Bei Lidl etwa Milbona, Silvercres­t oder Cien. Die Carrefour-Eigenmarke ist Auchan. In den seltensten Fällen stellen die Supermarkt­ketten ihre Eigenmarke­n selbst her. Wer die Produzente­n sind, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Mercadona und Dia sind die einzigen der sechs großen Ketten, die auf den Verpackung­en den Produzente­n deutlich sichtbar nennen. Eine Studie der Gewerkscha­ft UGT kam zu dem Ergebnis, dass von den 100 größten Lebensmitt­elproduzen­ten 70 Unternehme­n auch „Marcas Blancas“herstellen. Groß an die Glocke hängen will das kein Markenhers­teller, um bei gleicher Qualität nicht die große Preisdiffe­renz rechtferti­gen zu müssen.

Seit 2007 ist die Präsenz von Markenprod­ukten um 25 Prozent geschrumpf­t. In jeder Krise greifen Kunden aber wieder verstärkt zu NoName-Produkten. Danach geht deren Anteil am Umsatz nicht wieder auf Vor-Krisennive­au zurück, Markenprod­ukte sind die Verlierer. Um aber Marktantei­le zu halten, werden „Marcas Blancas“produziert.

Carrefour war 1982 die erste Supermarkt­kette, die Eigenmarke­n einführte

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Foto: Ángel García Wenn es im Land wirtschaft­lich bergab geht, erleben Eigenmarke­n einen Aufschwung.

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