Nur ein Drittel Küste ist geschützt
Bericht von Greenpeace warnt vor einem neuen Bauboom am Mittelmeer und Atlantik
Málaga – ck. Greenpeace und das unabhängige Forschungszentrum Observatorio de la Sostenibilidad (OS) haben am Montag in Málaga auf dem Schiff „Esperanza“einen Bericht über den Schutz der spanischen Küsten vorgelegt. Analysiert wurden alle Küsten am Atlantik, am Mittelmeer und der Inseln, nur Ceuta und Melilla nicht. Insgesamt 21 Millionen Hektar.
Möglicherweise ist das Ergebnis noch schlimmer als befürchtet. Die ausgewerteten Daten stammen aus den Jahren 1987 bis 2011. Allein 2016 hat der Wohnungsbau schon wieder so angezogen wie vor der Krise. Die Provinzen mit den meisten verkauften Immobilien pro 1.000 Einwohner waren 2016 Málaga und Alicante, noch vor Almería und den Balearen. Ein neuer Boom aus Beton und Backstein zeichnet sich ab, befürchtet Greenpeace im Bericht „Protección a Toda Costa“.
In den untersuchten 24 Jahren hat die Bebauung um 57 Prozent zugenommen, in Castellón sogar um 148, in Granada um 146, Valencia und Cádiz um 118 Prozent. Nur 27 Prozent der gesamten Küsten stehen unter Schutz. Fast die Hälfte des öffentlichen Strandgebiets (DMPT) am Mittelmeer ist zerstört oder bebaut, obwohl das Küstengesetz das untersagt. Barcelona, Alicante und Málaga sind die Provinzen mit der höchsten Bebauungsrate. Bei der Zubetonierung der zehn Kilometer-Schneise kommen noch nordspanische Provinzen wie Vizcaya und Guipúzcoa hinzu.
52 Abschnitte gelten als hochgefährdet durch künftige Bauplä- ne. Entweder sind sie nicht geschützt oder befinden sich in unmittelbarer Nähe zu bebauten und mit Infrastrukturen durchzogenen Zonen. Dazu gehören die Küste bei Águilas und Cabo de Cope in Murcia, das Ebro-Delta in Tarragona, Barreiros in Lugo, Cap de Creus in Girona, Küstenstreifen auf Fuerteventura, Gran Canaria und Formentera sowie bei Finisterre und in Guipúzcoa.
Greenpeace und OS bitten die Anwohner, weitere gefährdete Gebiete unter #ProteccionATodaCosta zu melden. Der Bericht versteht sich nicht als abgeschlossen.
Zu den Maßnahmen, die unbedingt ergriffen werden müssten, gehören der strikte Schutz der Küstengebiete, die noch intakt sind, die Beachtung von Gerichtsurteilen, der Abriss illegaler Bauten und die Wiederherstellung der Natur. Die Qualität der Umwelt ist, auch für Greenpeace, Grundlage für den Tourismus, der 11,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts ausmacht. Die Betonierung der Natur hat im Zusammenspiel mit der globalen Klimaerwärmung fatale Folgen. Dagegen will auch die Regierung mit ihrem Strategieplan zum Küstenschutz vorgehen (CSN 1.083).
Barcelona, Alicante und Málaga sind die Provinzen mit der höchsten Bebauungsrate
Bausünden der Vergangenheit
Ein Kapitel des Berichts ist den Altlasten gewidmet, den Megaprojekten wie das illegale Hotel del Algarrobico in Almería, der gestoppte Hafenbau am Mar Menor, das Atomkraftwerk von Lemoniz, das seit 30 Jahren als Ruine die Landschaft verschandelt.