Gegacker in der Kirche
Santo Domingo de la Calzada – Wo Apostel Jakob einen deutschen Pilger vom Galgen rettete
Santo Domingo Teddy Ralfs
Auf der Fahrt von Hamburg nach Nerja machten wir immer eine Zwischenstation in Nordspanien, nach Möglichkeit in einem interessanten Gebiet. Und so hat es uns auch dieses Mal ein faszinierendes Erlebnis beschert. Der Ort heißt Santo Domingo de la Calzada und liegt am Jakobsweg. Er wurde Anfang des 11. Jahrhunderts vom Heiligen Santo Domingo de Viloria gegründet. Der lebte dort als frommer Eremit bevor er die Hilfe für Jakobspilger zu seinem Lebensinhalt machte. Von ihm wurden eine heute noch existierende Brücke über den Rio Oja und ein Hospiz gebaut, und er errichtete gegenüber des Hospizes eine Kirche. Über weite Strecken ließ er Fußwege, die Calzadas anlegen, damit die Pilger es auf ihrem schweren Weg nach Santiago de Compostela etwas leichter hatten.
Aus dem ehemaligen Pilgerhospiz ist heute eine komfortable Herberge, ein Parador, geworden, und von dem früheren Bauwerk sind nur noch einige gotische Rundbögen in der prächtigen Eingangshalle erhalten. Es ist ein erhabenes Gefühl dort zu übernachten.
In den mittelalterlichen Gassen des Ortes begegneten uns viele Pilger. Auch im Parador trafen wir eine Pilgerin, aber sie war sportlichelegant gekleidet und wir vermuteten, dass ihr Fahrer sie vor dem Hotel abholen und zu einem günstigen Ausgangspunkt fahren würde.
Hahn und Huhn in der Kathedrale
Auf dem historischen Boden der ersten Kirche steht heute die Kathedrale. Sie ist dreischiffig, wurde im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil erbaut und hat einen bemerkenswerten Hochaltar mit einem beeindruckenden Altarbild. In der Kirche befindet sich das Grabmal des Heiligen Santo Domingo de la Calzada. Und genau gegenüber des Grabmals gibt es einen Käfig mit einem lebenden Huhn und einem Hahn, um die sich eine lustige Legende dreht.
Im 14. Jahrhundert unternahm ein deutsches Ehepaar mit seinem Sohn eine Pilgerreise nach Santiago de Campostela. Dabei übernachteten sie auch in einer Herberge in Santo Domingo und die Tochter des Wirtes verliebte sich in den Jüngling. Der aber wies sie ab, und sie rächte sich damit, dass sie ihm einen Silberbecher unterschob und ihn des Diebstahls bezichtigte. Der Jüngling wurde zum Tode durch den Strang verurteilt und gehängt. Betrübt setzten die Eltern ihre Reise nach Santiago fort und klagten dort dem heiligen Apostel Jakob ihr Leid.
Da hörten sie eine Stimme, die ihnen sagte, dass ihr Sohn lebt. Eilig traten sie den Rückweg an und fanden ihren Sohn noch lebend am Galgen hängend. Der heilige Domingo hatte eingegriffen und das unschuldige Opfer gehalten. Schnell liefen sie zum Richter, damit er ihren Sohn abschneiden sollte. Der jedoch, ungläubig und nicht gewillt sich bei seinem Abendessen stören zu lassen, wollte das nicht glauben.
Er sagte: „Euer Sohn lebt ebenso wenig wie dieses Huhn und dieser Hahn nicht mehr lebendig werden.“ Und siehe da, das Federvieh stand auf, gackerte und krähte und flog davon. Seit der Zeit leben ein weißer Hahn und eine weiße Henne in einem Käfig in der Kathedrale. Das Federvieh wird alle drei Wochen ausgetauscht und wenn man Glück hat, kräht der Hahn wenn man die Kirche betritt.
Zu der Kathedrale gehört auch ein Glockenturm, der aber separat, zehn Meter entfernt auf der anderen Straßenseite steht, so wie in Italien des Öfteren die „Campanile“. Warum es so ist, habe ich leider nicht herausgefunden. Der Turm besteht aus einem quadratischen Unter- und Mittelgeschoss, das in einen achteckigen Aufbau übergeht und in einer Laterne endet. Er wird als schönster Glockenturm des Rioja bezeichnet. Sehenswert ist auch die großzügige Plaza España, die von schönen Arkadenhäusern umgeben ist.