Schul-Normalität mit Individualität
Lehrer der Costa Blanca erwarten distanzierten Neustart – Land Valencia hilft armen Familien
Alicante – sw. Was bedeutet die Schul-Rückkehr im September für die Costa Blanca? In Valencia begrüßte Landeschef Ximo Puig (PSOE) den Plan der Bildungsministerin Isabel Celáa und versicherte, ihn zu befolgen, damit der Schulalltag „so normal wie möglich“zurückkehre. Das Landesbildungsministerium habe bereits erste Expertentreffen durchgeführt, um im September die Präsenz der Schüler im Klassenraum mit der Sicherheit vor Covid-19 in Einklang zu bringen.
Das Ministerium wolle „Schule für Schule“analysieren, um jedes Zentrum individuell für die „neue Normalität“vorzubereiten. Die finanzielle Not vieler Familien, die in der Pandemie zunahm, lindert Valencia mit einem Zuschuss von neun Millionen Euro, für Familien bestimmt, die sich keine außerschulischen Aktivitäten leisten können. Und wie laufen die Vorbereitungen an den Schulen selbst?
In der öffentlichen Schule San Gabriel in Alicante sprechen wir mit Lehrern der Vorschule (infantil) und Grundschule (primaria). Vorbereitungen, sagen sie, seien nur schwer zu treffen. Pläne der Politiker hätten sich – wegen der wandelnden Erkenntnisse zum Virus – immer wieder geändert. Was vor zwei Monaten angekündigt wurde, sei heute längst überholt.
Im Gebäude staunen wir über das ausgefeilte System aus Wegen und Pfeilen. Gedacht ist es zur Zeit nur fürs Personal, aber auch für Eltern, die Gespräche mit Lehrern führen wollen.
Traurig sind die Lehrer, die ihre Klassen nach Corona nicht mehr wiedersehen. Etwa die der letzten Infantil-Klasse, hier fiel das ersehnte Fest aus. Ein Drama war das Virus aber vor allem für Kinder der letzten Grundschulklasse (Klasse 6), deren Abschlussfahrt ausfiel, und die nach den Ferien in ein neues Schulzentrum wechseln.
Dort, in der Sekundarstufe, wird die Pandemie vor allem im OnlineLernen Spuren hinterlassen. Aber auch die Grundschule San Gabriel wird ihr Prinzip einer „offenen Schule“mit vielen gruppendynamischen Aktivitäten zurückstellen müssen. Undenkbar scheint in der CoronaZeit etwa das Projekt „Grupos interactivos“, bei dem regelmäßig Erziehungsberechtigte in die Klassen kommen, um in Kleingruppen das Lernen in Gruppen einzuüben.
Laut Lehrern werden nach der Pandemie individuelle Unterrichtsformen voranstehen. Weniger werde es dagegen sozial-kommunikatives Lernen geben. Corona fördere also eigentlich das Gegenteil von dem, was Reformpädagogen in Spanien seit Jahren erreichen wollen.