Costa Cálida Nachrichten

Krippe der Gebrochene­n

-

Auf diesem Bild Walter sehen? Vergessen Sie´s. Walter ist unsichtbar, und wäre es auch, wenn er nicht von Jacken und Säcken bedeckt auf der Parkbank irgendwo an der Costa Blanca läge. Man sieht ihn nicht, auch wenn er Spuren dalässt. Solche wie der Karton auf dem Boden des Spielplatz­hauses, in dem Walter wohl nachts schlief. Einen traurige Weihnachts­krippe für einen, der nirgendwo sonst mehr Platz findet.

=

Walter sieht man nicht, man hört ihn zunächst auch nicht. Er schüttelt den Kopf, danach gefragt, ob er gefrühstüc­kt hat. Kekse und Kaffee kommen, Walter greift danach, und es ist Mittag. „Ich kann´s dir besorgen“, beginnt er das Gespräch. „Ruf mich einfach an“. Mit Mund und Händen zeigt er überdeutli­ch, womit er sich offenbar das seltene Brot verdient.

=

Angewidert dreht er sich dann weg. Man hat ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Ein ungewohnte­r, für ihn unausstehl­icher Kontakt. „Fass’ mich nicht an“, zischt er, und dann unverständ­liche Flüche hinterher. Ist Walter ein geisteskra­nker oder nur im Innersten gebrochene­r Mensch? So oder so. Man vermutet, was Hölle bedeutet, auch ohne religiös zu werden.

=

Hölle klingt abstrakt, doch wird schnell real. Laura Luelmo etwa erlebte sie in ihren

=

Die Hölle ist unsichtbar, kann aber ganz nah sein, auf dem Spielplatz, im beschaulic­hen Ort, in den vier Wänden der

 ??  ?? letzten Atemzügen. Der Täter hatte die junge Lehrerin beobachtet, ihr aufgelauer­t. Dann überfiel, vergewalti­gte und tötete er sie an Körper und Seele. Die 26-Jährige war liebenswer­t und hübsch, und sah die Hölle, Dämon inklusive, im beschaulic­hen El Campillo. Nun haben die Hölle ihre Eltern, in Form einer schrecklic­hen Gewissheit und Leere. Nachbarn, auch in den eigenen. Nur die, die sie erleben, wissen, was eine traurige Krippe ist. In einer solchen, nicht in einem Provinz- oder Bischofspa­last, auch auf keiner Ikea-Couch, legte sich die Jungfrau hin, inmitten der Scheiße stinkender Tiere, in der Kälte am Stadtrand, um ihren Sohn zu gebären, König einer anderen Welt.
letzten Atemzügen. Der Täter hatte die junge Lehrerin beobachtet, ihr aufgelauer­t. Dann überfiel, vergewalti­gte und tötete er sie an Körper und Seele. Die 26-Jährige war liebenswer­t und hübsch, und sah die Hölle, Dämon inklusive, im beschaulic­hen El Campillo. Nun haben die Hölle ihre Eltern, in Form einer schrecklic­hen Gewissheit und Leere. Nachbarn, auch in den eigenen. Nur die, die sie erleben, wissen, was eine traurige Krippe ist. In einer solchen, nicht in einem Provinz- oder Bischofspa­last, auch auf keiner Ikea-Couch, legte sich die Jungfrau hin, inmitten der Scheiße stinkender Tiere, in der Kälte am Stadtrand, um ihren Sohn zu gebären, König einer anderen Welt.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Spain