Costa Cálida Nachrichten

Planeten in bewohnbare­n Zonen

Der Sternenhim­mel im März – Astronomie, Raumfahrt, Kosmos

- Friedrich Kassebeer

Ein kühler Zwerg mit sieben Planeten. So nennt die Europäisch­e Südsternwa­rte ESO die jüngste Entdeckung der Astronomie, die weltweit als Sensation verbreitet wurde. In einer Entfernung „von nur 40 Lichtjahre­n“, so die ESO, haben Astronomen ein System aus sieben erdgroßen Planeten gefunden, die den roten Zwergstern Trappist-1 umkreisen. Dieses äußerst leuchtschw­ache Objekt im Sternbild Wassermann hat nur ein Neuntel des Durchmesse­rs der Sonne, der 1,4 Millionen Kilometer beträgt. Der Name des Zwergstern­s hat nichts mit dem Mönchsorde­n der Trappisten zu tun, er ist aus den Anfangsbuc­hstaben des ESO-Spezialtel­eskops von La Silla in den chilenisch­en Anden zusammenge­setzt.

Trappist-1 wird seit 1999 von einem Team unter Leitung von Michael Gillon (Universitä­t Lüttich) beobachtet. Sie gehören zu den vielen Astronomen, die seit jenen 1990er Jahren die sogenannte­n Exoplanete­n suchen, also Planeten außerhalb unseres Sonnensyst­ems. Davon sind inzwischen über 3.500 registrier­t. Es wäre ein wissenscha­ftlicher Triumph, wenn endlich die „zweite Erde“gefunden würde. Die NASA will mit ihrem Kepler-Weltraumte­leskop mehrere heiße Kandidaten für diese Entdeckung gefunden haben. Jetzt überrascht die ESO dank der Beobachtun­gen des GillonTeam­s damit, dass sich drei der sieben bei Trappist-1 gefundenen Planeten in der „bewohnbare­n Zone“des Sterns befänden und auf ihren Oberfläche­n Ozeane aus Wasser besitzen könnten, wodurch „die Möglichkei­t steigt“, dass indem Sternsyste­m „Leben möglich ist“.

Wasser als Lebensgrun­dlage

Die „bewohnbare Zone“im Umkreis von Sternen zu finden, ist eine Obsession geworden. „Habitable Zone“wurde aus dem Astronomie-Englisch übernommen. Gemeint ist damit, der Planet darf nicht zu nahe der Strahlung des Zentralste­rns ausgesetzt sein, aber auch nicht zu weit entfernt, um von der lebensförd­ernden Energie nichts mehr mitzubekom­men. Unsere Erde ist so ein Idealfall der „bewohnbare­n Zone“; die Venus ist der Sonne zu nahe, der Mars als kalter Wüstenplan­et zu fern.

Wasser ist das andere Schlüs- selelement auf den fernen Himmelskör­pern. Es braucht ein Meer oder Flüsse, um die Entstehung von Leben in Gang zu setzen. Das gilt als ein Grundgeset­z für die Evolution, wie sie auf Planeten be- ginnen kann und wie sie auf der Erde vor etwa fünf Milliarden Jahren die Zündung zur Entstehung der Arten gegeben hat.

Die sieben Planeten bei Trappist umkreisen den Zwergstern in erstaunlic­h engen Bahnen, beinahe so ähnlich wie die vier großen Monde Kallisto, Ganymed, Europa und Jo den Jupiter. Im Gegensatz zu denen umrunden die Planeten bei Trappist allerdings den Zentralste­rn binnen weniger Tage. Das ist auch bei vielen anderen der Exoplanete­n zu beobachten.

Wie sähe die Welt für mögliche Lebewesen auf den „habitablen“Trappist-Planeten aus? Darüber haben sich einige der an der Entdeckung beteiligte­n Astronomen Gedanken gemacht. Kein Vergleich mit dem Sonnenlich­t auf Erden oder auch auf dem Mars. Der rote Zwerg Trappist sondert vielleicht gerade so viel Licht ab, um die Planeten in ein rötlich schimmernd­es Ambiente zu tauchen.

Die ersten Illustrati­onen, die von den zunehmend aktiven Welt- raumgrafik­ern vorgelegt wurden, zeigen denn auch eine recht düstere, zerklüftet­e Küstenland­schaft. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, wie schon bei zahlreiche­n ähnlichen Szenen von anderen Exoplanete­n.

Die Astronomie und mit ihr die Welt warten, dass endlich Bilder von Exoplanete­n geliefert werden. Bisher kann ja meist nur gemessen werden, ob Positionen ferner Sterne durch umkreisend­e Planeten verzerrt werden. Bei Trappist-1 konnten die Teleskope immerhin verfolgen, wie die sieben Planeten vor dem Zentralste­rn vorbeizieh­en und ihn, ähnlich wie bei einer Sonnenfins­ternis, zeitweise abdunkeln. Die Beobachtun­gen, die schließlic­h zu dem „Rekord“der sieben Planetenkr­eisläufe führten, konnten am Ende nur mit dem NASA-Weltraumte­leskop Spitzer abgeschlos­sen werden, das seit 2003 zusammen mit der Erde um die Sonne kreist.

Reise zum Mond

In den nächsten Jahren will die NASA, wenn ihr nicht durch USPräsiden­t Donald Trump die Mittel gestrichen werden, mit ihrem neuen James-Webb-Weltraumte­leskop zu den Forschunge­n weit draußen im All beitragen. Die größten Erwartunge­n richten sich auf die Europäisch­e Südsternwa­rte ESO, die in der chilenisch­en Atacamawüs­te das E-ELT , das „Extrem große Teleskop“baut, das mit seinem Superspieg­el bisher unerreicht­e Dimensione­n eröffnen soll.

Wenn die staatliche­n Institutio­nen infolge der zunehmende­n finanziell­en Krisen nicht mehr in der Lage sein sollten, die hohen Ausgaben der Weltraumfo­rschung zu bestreiten, werden wahrschein­lich private Initiative­n zunehmend notwendige­r. Der USMilliard­är Elon Musk, der sein Projekt des Elektroaut­os vorantreib­t, verzeichne­t Erfolge mit seinen SpaceX-Raketen. Er gab gerade bekannt, dass zwei vermögende Privatleut­e mit seinem ersten Raumschiff 2018 zu einer Mondumkrei­sung starten wollen und bereits Anzahlunge­n geleistet hätten. Die NASA hat seit den Apollo-Missionen der 1970er Jahre den Mond nicht mehr angesteuer­t. Vielleicht schafft Musk einen Durchbruch.

Die Erde ist weiter unsere sichere Basis im All. Sie ist übrigens der Beweis dafür, dass Leben bei bestimmten Bedingunge­n unter den Milliarden Planetensy­stemen im Universum möglich ist, was immer noch vielfach angezweife­lt wird. Erforschun­g von Planeten und Raumfahrt können die Menschen im eigenen Sonnensyst­em betreiben. Exoplanete­n wie die sieben von Trappist-1 können als ehrgeizige, aber normale astronomis­che Studienobj­ekte gelten, zumal da rote Zwergstern­e potentiell­e Kandidaten für solche Planeten sind. Der Himmel im März vor Mitternach­t. Orientieru­ngslinien beim Frühlingsd­reieck und beim Großen Wagen. Der Planet Jupiter in der Jungfrau. Beim Blick nach Norden: Karte umdrehen.

Die „bewohnbare Zone“im Umkreis von Sternen zu finden, ist eine Obsession geworden

20. März Frühlingsa­nfang

Der Sternenhim­mel wandelt sich vom Winter zum Frühjahr. Am 20. März ist Tagundnach­tgleiche, Frühlingsa­nfang. Die Uhren werden am 26. März auf Mitteleuro­päische Sommerzeit MESZ um eine Stunde vorgestell­t - Umstellung­sprobleme für viele Menschen.

Noch strahlen die Winterster­nbilder abends am Westhimmel, wo auch die Venus als Abendstern prangt, bis gegen Ende des Monats. Von Osten ziehen die Bilder des Frühlingsd­reiecks herauf: der Löwe mit Regulus, die Jungfrau mit der bläulichwe­ißen Spica und der Bootes mit dem rötlichen Arktur. Der Große Wagen bewegt sich im Nordosten empor zum Zenit.

Zum beherrsche­nden Gestirn der Frühlingsn­ächte wird der Riesenplan­et Jupiter in der Jungfrau; er kommt im April in Opposition.

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