Mein Leben zwischen zwei Sprachen
Neues Werk: Nach elf Büchern in Deutsch jetzt die erste Veröffentlichung in Castellano
Gabriele Hefele alias Gabriela de la Torre Manilva
Nuria übte viel Kritik an meinen Geschichten, die ihr zu kurz waren, zu typisch journalistisch mit verpönten Zusammenfassungen und vor allem zu emotionslos, zu faktisch.
Ganz zu schweigen von meinem „ Castellano“, das ihr von der Wortstellung im Satz zu typisch deutsch erschien, die Apostrophe vernachlässigte. Und außerdem fand sie darin auch typische Umgangssprache meiner Gegend.
Ich verdanke es meinem Mann, der mir half, nicht aufzugeben. Ich vermute, weil auch er, der ja sonst durch sein Fachgebiet des Ingenieurwesens fließend Spanisch spricht, ein bisschen von den Grammatiklektionen profitieren wollte, indem er mir am Bildschirm über die Schulter guckte. Seinem Ansporn verdankte ich, dass ich doch die neun Monate und insgesamt 72 Unterrichtsstunden durchhielt.
Vom Verlassen der Komfortzone
Eine zusätzliche Motivation erhielt ich durch die Einladung zu einem intensiven Ganztagesworkshops allerdings der nächsthöheren Gruppe mit Nivel 2. Das war überhaupt nicht einfach für mich, gleich auf Ebene 2 mitzumachen. Aber eine der Übungen lautete, zu dem berühmten Bild von Raffael mit den zwei kleinen Engeln einen Dialog zu erfinden und man stelle sich vor: Alles lachte ob meiner ironischen Schlusspointe.
Das war mein erstes Erfolgserlebnis und ich wusste nun, ich durfte meinen humorvollen persönlichen Stil behalten. (Dem später Nuria Ruiz in ihrem Prolog zu meinem Büchlein das Kompliment erteilte, dass es einfacher sei, Leute zum Weinen als zum Lachen zu bringen).
Nuria Ruiz war eine geniale Lehrerin, streng, aber mit professioneller Didaktik und viel Geduld. Sie brachte mich dazu, meine Komfortzone geschilderter Erlebnisse zu verlassen, zum ersten Mal in meinem Leben Liebes-, Kriminal-, Abenteuergeschichten zu erfinden, und mich außerdem in Fantasy und Historiendramoletten zu üben.
Sogar Gedichte, die ich seit meiner Pubertät nicht mehr schrieb, musste ich wieder verfassen. Und siehe da: Es ging!
Im Büchlein gefallen mir selbst meine Zeilen über den Herbst an der Küste und über die Fantasie „ Wenn ich eine Seifenblase wäre!“Ja, ganz ungewohnt, mussten wir drei Zöglinge – außer mir noch eine junge Lehrerin und ein Student der Medienwissenschaft, beide Muttersprachler – uns in ein Objekt im Ich-Erzählstil versetzen. Heute ist es eine meiner Lieblingsstorys: „ Die Reise eines Regenschirms“(, der ich also darin bin). Man könnte also unken, dass doch auch Sachen eine Seele hätten. Doch wer schimpft nicht schon mal mit seinem PC oder der Waschmaschine!
Eine gute Geschichte auf Spanisch
Unsere Tutorin hatte als Lektorin besonders am Anfang viel Arbeit mit meinem Castellano. Aber mehr und mehr lernte ich dazu und ließ auch meiner Fantasie ungeniert ihren Lauf. Bis eines Tages Nuria Ruiz unter meine Geschichte schreiben konnte: „¡ un buen relato!“