Aus der Fritteuse in den Tank
Aus gebrauchtem Speiseöl wird Biosprit: Repsol führt erste Tests im Hafen von Cartagena durch
Cartagena – sg. Noch dauert es ein paar Monate, bis der Erdölkonzern Repsol in seiner Raffinerie in Cartagena Spaniens erste Anlage zur Produktion von Biokraftstoffen in Betrieb nimmt. Der brandneue Industriekomplex macht grob zusammengefasst aus Abfällen wie zum Beispiel gebrauchtem Speiseöl aus der Küche Biokraftstoffe für Fahrzeuge, die nicht elektrisch angetrieben werden können, wie Flugzeuge und sogar Raketen.
Kürzlich hat das Unternehmen erste Tests durchgeführt. Dazu legte der unter maltesischer Flagge fahrende Frachter „ Med Canary Valletta“in Escombreras im Hafen von Cartagena an, beladen mit 500 Tonnen Altspeiseöl aus Huelva. Geprobt wurden die Schritte zum Entladen des Rohstoffes im Hafen, zum Transport und zur Lagerung, bevor das Öl über Pipelines zur Verarbeitung in die neue 200 Millionen Euro teure Industrieanlage geleitet wird.
Repsol plant, jährlich etwa 300.000 Tonnen Öl in Cartagena zu verarbeiten. Dazu müssen die Hafenanlagen angepasst werden. So wurden an zwei der insgesamt sechs Anlegestellen neue Arme zum Entladen der Schiffe installiert, neue Leitungen verlegt und vier neue Tanks mit einem Fassungsvermögen von je 9.000 Kubikmetern eingerichtet. Die Besonderheit ist, dass das gebrauchte Öl und Fett in den Rohren und Behältern konstant auf einer Temperatur von 60 Grad Celsius gehalten wird, um nicht fest zu werden.
Pro Jahr machen 530 Schiffe in Escombreras im Hafen von Cartagena fest, die allein Repsol mit insgesamt 23 Millionen Tonnen flüssigen und festen Gütern beliefern. Repsol macht 70 Prozent des Gesamtaufkommens des Hafens von Cartagena aus.
Auch die irische Billigfluggesellschaft Ryanair interessiert sich für die erneuerbaren Kraftstoffe aus Cartagena und hat mit Repsol eine Vereinbarung zur Förderung von nachhaltigem Kerosin getroffen. Noch macht der so genannte SAF (Sustainable Aviation Fuel, nachhaltig erzeugtes Biokerosin) nur einen kleinen Teil des derzeit weltweit verwendeten Flugkraftstoffs aus. Doch das soll sich ändern. Laut Abkommen liefert Repsol Ryanair zwischen 2025 und 2030 bis zu 155.000 Tonnen SAF. Mit der Menge Biokerosin können 28.000 Flüge von Dublin nach Madrid durchgeführt werden, und dabei wird der Ausstoß von 490.000
Tonnen Kohlendioxid vermieden. In der neuen Biokraftstoff-Anlage in Cartagena sollen 250.000 Tonnen jährlich produziert werden, das entspricht nach Angaben von Repsol einer Reduzierung von 900.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Der nachhaltige Bio-Sprit soll in Verkehrsmitteln wie Flugzeugen, Schiffen oder Lastkraftwagen eingesetzt werden können, die nur schwer zu dekarbonisieren sind.
Biodiesel wird durch ein chemisches Verfahren gewonnen, bei dem das Öl mit einem Alkohol in Gegenwart eines Katalysators reagiert. Biokraftstoff aus gebrauchtem Öl aus der Küche von Privathaushalten, Restaurants oder auch der Lebensmittelindustrie auf diese Weise herzustellen, ist kostengünstig und fördert am besten die Kreislaufwirtschaft und das Recycling.