Ins Schwarze der Wählergunst
PP im Siegesrausch: Wo es in Alicante bis Vega Baja mit Vox weitergeht, und wo nicht
Torrevieja – sw. Blau wie schon lange nicht ist – politisch gesehen – der Süden der Costa Blanca. Grund zu feiern bot der konservativen PP die Kommunalwahl am Sonntag vor allem in ihrem traditionellen Hoheitsgebiet Vega Baja: In Orihuela wanderte das Zepter zurück zur Volkspartei, in Torrevieja dehnten die Populares ihre absolute Mehrheit sogar aus. Doch am überraschendsten und symbolträchtigsten erfolgte der Wechsel von links nach rechts wohl in Elche..
Denn hier saß der sozialistische Bürgermeister Carlos González (PSOE), gestützt durch die regionalgrüne Compromís, recht fest im Sattel. Ganz wie auf Landesebene Präsident Ximo Puig, der am Sonntag aber kurzerhand von PP und Vox rechts überholt wurde. Fast ein Spiegelbild dieses Vorgangs war die örtliche Wahl in der Palmenstadt, was nicht zuletzt bewies, dass sich am denkwürdigen 28. Mai die Ebenen kommunal, regional und auch national vermischten.
Frenetisch feierte Elches wahrscheinlicher Neu-Bürgermeister Pablo Ruz (PP) den Sieg, obwohl er mit 37,4 Prozent sogar weniger Stimmen bekam als der bisherige PSOE-Alcalde (38,7). Wie selbstverständlich nahm der Konservative den nötigen Pakt mit der rechten Vox (11,4) hin, ohne Anzeichen von demütiger Reflexion darüber, ob eine solche Abhängigkeit denn wirklich „ alle Elcher“repräsentieren könne, wie es Geschichtslehrer Ruz in der Kampagne versprochen hatte.
Bingo mit nationaler Karte
Ähnlich wenig scheint ein solches Dilemma PP-Wahlsieger Pepe Vegara in Orihuela zu plagen. Zwar erklärten sich die liberalen C’s zur Zusammenarbeit bereit, doch angesichts der tiefen Brüche zwischen beiden in den vergangenen Jahren wird auch hier die PP mit Sicherheit ihre rechte Hand gen Vox strecken, um zu regieren.
Überraschend wenig schlugen sich die kürzlich bekanntgewordenen mutmaßlichen Steuervergehen, wegen derer PP-Kandidat Vegara sich vor Gericht verantworten muss, auf den klaren Sieg (38,6) des langjährigen Fiesta-Präsidenten vor der PSOE (21,9) aus. Und auch die offen ausgetragene Schlammschlacht in der Vox-Partei – inklusive „ Frauenfeind“-Vorwürfen gegen Topkandidat Manuel Mestre – hielten die Rechten in Orihuela nicht auf (14,1).
Auch hier galt wohl, dass die Wählerschaft nicht allzu sehr auf die Personen der Kommunalwahl achtete, sondern auf die Parteifarben, mit denen sie Richtung Madrid eine Botschaft senden wollten. Allerdings reicht diese Erklärung nicht für Torrevieja aus, wo dem
Bürgermeister Eduardo Dolón ein außerordentlicher Wahlerfolg gelang. Mit 53,8 Prozent baute die PP ihre absolute Mehrheit aus.
Der so auf schicke Außendarstellung achtende Konservative traf mit seinem „ Torrevieja an erster Stelle“Diskurs in der Wählergunst offenbar ins Schwarze. Die rechten VoxLautsprecher (zehn Prozent) kann er in Ruhe überhören. Eine Backpfeife gab es für den schwammigidealistischen Kurs der PSOE (21,1) und für den zersplitterten linken Rest. Weder Grüne noch Sumando konnten Sitze erobern, nur die örtliche Sueña (5,2) errang ein Stimmchen im Salinenplenum.
Fast so erfolgreich wie Dolón in Torrevieja war in Alicante Luis Barcala, der im Wahl-Vorfeld aber fast auf jegliche Inhalte verzichtete, außer: Wenn ihr genervt von eurer Partei seid, kommt zu mir. Eindeutig zog der PP-Alcalde da die nationale Karte – und Bingo, es gelang. Mit 40,7 Prozent hängt Barcala wohl nicht von Vox ab.
Nur noch ein Paradiesvogel
In der Vega Baja gelang es der PP, elf absolute Mehrheiten zu erobern. Die PSOE bleibt bei neun Mehrheiten, unter anderem in den unaufgeregt sozial regierten Rojales und Guardamar, muss aber in San Fulgencio wegen des knappen Siegs und Wegfalls der bisherigen Regierungspartner C’s kreativ werden. Ein Paradiesvogel bleibt im Kreis Compromís-Bürgermeister José Vicente Fernández, der im kleinen Daya Vieja 53,2 Prozent errang. Zurückgetreten ist dagegen Crevillents bisheriger CompromísAlcalde José Manuel Penalva, der mit 38,8 Prozent die Wahl zwar gewann, aber Platz machen muss für die erste örtliche Bürgermeisterin Lourdes Aznar (PP), mit der die Stadt nicht nur blauer, sondern auch Vox-dunkelgrüner wird.