Durch ein Märchenland
Romantische Rundtour durch den Barranco Encantada
Pappeln wiegen sich im Wind, ein Raubvogel kreist bewegungslos am Himmel, Frösche quaken und ein Bächlein plätschert. Das Bächlein wird breiter, lauter, quirliger und stürzt sich unversehens als Wasserfall in einen grünen Gebirgssee. Eine Idylle aus den Alpen? Man könnte es fast glauben, aber diese Szenerie können Sie erleben bei einer idyllischen Rundwanderung durch die Schlucht Encantada in der Gemarkung Comtat. Denn hier hat sich der Fluss Encantada ein spektakuläres Bett gegraben, das immer wieder zum Staunen und Bewundern Anlass gibt. Die wunderschöne Rundwanderung bekommt zur Kirschblütenzeit einen zusätzlichen Reiz.
Von der Brücke Pont de Calderes folgen Sie dem ausgeschilderten, neuerdings asphaltierten Sträßchen, das vorbei an Kirschund Olivenplantagen leicht abwärts in den Barranco Encantada führt.
Nun hören Sie schon das Murmeln eines Bächleins, fast übertönt vom lauten Quaken der Frösche, das sich mit dem Gesang der vielen Vögel zu einem eigenwilligen und faszinierenden Konzert vermischt. Das Bächlein nennt sich Rio Encantada, es entspringt in der Nähe des Weilers Margarida und mündet schon acht Kilometer weiter zwischen dem Stausee Beniarrés und Lorcha in den Rio Serpis. Aber auf seinem kurzen Weg hat es bezaubernde Spuren hinterlassen und bietet dem Wanderer immer wieder neue Überraschungen.
Eine dieser Überraschungen erleben Sie als Ouvertüre schon nach 15 Minuten Gehzeit mit dem „ Naturwunder Wasserfall“. Eine Treppe führt hinunter zum Fluss, den
Sie auf einer Brücke überqueren. Hier stürzt sich mit Getöse eine acht Meter hohe Kaskade in einen grünen, von steil aufragenden Felsen gerahmten Bergsee. Ein selten schöner Anblick!
Bleiben Sie im Flusstal und folgen Sie dem Pfad, der sich rechts und links des Baches entlang schlängelt. Er mündet in ein Sträßchen, dem Sie nach links folgen. Kurz darauf zweigt an einem Haus Ihr Wanderweg nach rechts ab, der Bach verläuft nun auf der rechten
Seite. Ignorieren Sie links abzweigende Pfade und bleiben Sie auf dem Hauptweg. Schon bald öffnet sich die Schlucht und vorbei an einer früher maurischen Ansiedlung erreichen Sie nach 45 Minuten Gesamtgehzeit die mit Efeu und Flechten bewachsenen Ruinen der Getreidemühle „ Moli de L`Encantá“, ein Platz von romantischer Schönheit. Sehr stolz waren die früheren Betreiber auf ihre mit Wasser betriebenen Mühlen, bedeuteten sie doch für den Besitzer Fortschritt und Reichtum. Heute sind diese interessanten Überbleibsel der Vergangenheit in Vergessenheit geraten, verfallen langsam und dienen nur noch dem vorbeikommenden Wanderer als willkommenes Fotomotiv.
Nur wenige Meter weiter sprudelt aus dem Hang eine dünne Quelle und nach weiteren 50 Metern eröffnet sich Ihnen ein Blick auf die sich dramatisch verengende Schlucht mit einer türkisblau schimmernden Lagune. Nun wird der Pfad langsam steiler und vorbei an einer weiteren Fincaruine erreicht man eine Hochebene. Felsen scheinen in den Himmel zu wachsen und die glitzernden „ Badewannen“des Barranco Encantada locken zum Fotografieren. Rosmarin, Ginster, Zistrosen und seltene Orchideen schmücken den Pfad, der vorbei an Kirschterrassen auf einen Wirtschaftsweg führt. Wenn er dann in eine Straße mündet, gehen Sie links und auf diesem betonierten Sträßchen schlendern Sie etwa 25 Minuten aussichtsreich dahin. Es ist ein gleichmäßiges, beinahe müheloses Dahinziehen, beschaulich, entspannend, die Stressnerven beruhigend und die Beine trainierend. Der Blick fällt auf das obere Serpistal mit dem Stausee von Beniarrés und den felsigen Benicadell (siehe www.wandern-spanien.eu).
Links erheben sich über ausgedehnten Kirsch- Mandel- und Oliventerrassen die steilen Felswände der Sierra Cantalar. Auch die Sierra Mariola zeigt stolz ihre höchste Erhebung, den 1.390 Meter hohen Montcabrer.
Wenn Sie nach einer guten halben Stunde auf eine Querstraße treffen, gehen Sie nach links und fünf Minuten später steigen Sie auf dem Kreuzweg hoch zur Ermita Santo Cristo. Blicke auf das mittelalterliche Dorf Planes laden immer wieder zu einer gewollten Verschnaufpause ein. Der Ort, mit einem heute noch funktionierenden Aquädukt aus maurischer Zeit, liegt am Fuße einer 800 Jahre alten Burg und stand bis zur Reconquista unter der Herrschaft und Kontrolle des Maurenkönigs El Azraq.
Etwa 25 Minuten werden Sie bis zur Kapelle benötigen, wo auf dem neu angelegten Rastplatz wieder einmal mehr Nah- und Fernblick miteinander konkurrieren.
Der Weiterweg verläuft abwärts auf der betonierten Straße, die sich vom Ort heraufschlängelt. Raubvögel ziehen ihre Kreise und mit etwas Glück werden Sie auch Adler sehen. Wenn Sie in der Senke auf eine Querstraße treffen, gehen Sie geradeaus durch Mischobstgärten weiter. Lassen Sie alle abzweigenden Wege unbeachtet und folgen Sie nur dem Hauptweg, der gemächlich bergauf führt. Kurz nachdem der Betonweg in einen Sandweg übergeht, gabeln sich zwei Wege, hier biegen Sie nach rechts ab.
Sie treffen wieder auf die Straße und können jetzt zwischen zwei Möglichkeiten für den Rückweg wählen. Der kürzere Weg führt rechts über die Teerstraße abwärts zum Ausgangspunkt und verkürzt die angegebene Wanderzeit um etwa 30 Minuten.
Der schönere Rückweg allerdings führt von hier aus nochmals in den Barranco Encantada hinein. Dazu gehen Sie nach links, an Haus und Ruine vorbei bis zur nächsten Kurve. Hier beginnt rechts ein schmaler Pfad, der anfangs hoch über der Schlucht verläuft, sich langsam absenkt und Ihnen nochmals grandiose Aussichten vermittelt. Manchmal ist er ein wenig zugewachsen, aber dennoch gut begehbar. Wenn Sie sich oberhalb der maurischen Ruine befinden, lassen Sie sich nicht von den links abzweigenden Pfaden verunsichern. Gehen Sie geradeaus weiter, bis Sie auf den Ihnen schon bekannten Hinweg treffen, wo der Kreis sich schließt. Vielleicht haben Sie ja Lust, dem grünen Bergsee nochmals einen Besuch abzustatten, die heißgelaufenen Fußsohlen zu kühlen und bei einer letzten Rast die Eindrücke der vergangenen Stunden wirken zu lassen.
Anfahrt: Fahren Sie auf der CV 700, die Pego mit Muro de Alcoy verbindet, bis zur Brücke „Pont de les Calderes“in der Nähe des Kilometersteins 29. Auf dem Forstweg, der in den Barranco Encantada abzweigt, können Sie parken.