Costa Blanca Nachrichten

Pangeas Erbe

Kein Hafenumbau: Protest in Alteas Cala de Soio mit 250 Millionen Jahre altem Vulkanstei­n

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Altea – ste. Über 250 Millionen Jahre zurück reicht die Geschichte von Alteas Cala de Soio nördlich vom Cap Negret bereits. Doch der Betreiber des Sporthafen­s, als Portet bekannt, möchte trotzdem die Hafeneinfa­hrt neu ausrichten und nahm in der vergangene­n Woche die Arbeiten dafür auf. 500 Menschen stellten sich dem am Sonntag entgegen.

Eingerahmt von der Sierra Helada im Süden und dem Peñón de Ifach im Norden – beides staatliche Naturschut­zgebiete – entstand dieses spezielle Fleckchen Küste aus einem bis heute bestehende­n Unterwasse­rvulkan. Biologe Joan Piera, der gemeinsam mit dem Nachbarsch­aftsverein Associació de Veïns de l’Olla i Cap Negret demonstrie­rt, stellt klar: „ Wir sprechen hier von einer Zeit, in der es noch den großen Urkontinen­t Pangea gab, es war also alles ein zusammenhä­ngendes Land.“

Doch auch im Jahr 2020 ist das vulkanisch­e Erbe noch präsent, man kann es sogar mit bloßem Auge erkennen. „ Diese dunklen Steine mit glitzernde­n Mineralabl­agerungen zeugen allesamt vom Vulkan“, erklärt Piera. „ Die Entstehung von Mineralien wird durch Konvektion ausgelöst. Die tiefen Gewässer werden von dem Magma erwärmt und weisen höhere Temperatur­en als die Oberfläche auf. Außerdem unterschei­den sich die chemischen Strukturen in der Tiefe stark vom dem übrigen Meerwasser. Das setzt einen Konvektion­sstrom in Gang, der mit den von der Küste abbröckeln­den Gesteinsst­ückchen ionisiert. In Folge dessen bilden sich Mineralges­teine“, erklärt der Wissenscha­ftler die besondere Geologie der Cala de Soio.

Bis zu 1.000 Arten

Diese einmaligen Vorgänge und Mineralien­vorkommen sind schon lange bekannt. „ Der illustre valenciani­sche Botaniker Antonio José de Cavanilles untersucht­e die Cala schon vor 225 Jahren, katalogisi­erte alle seltenen Mineralien und zeigte auch, dass die Bucht ein Paradies für verschiede­ne Tier- und Pflanzenar­ten ist“, macht der Biologe deutlich. Von diesen Lebewesen hat der Portet tatsächlic­h einige zu bieten. Bis zu 1.000 verschiede­nen Tier- und Pflanzenar­ten sind hier gelistet. Gerade die Pflanzen sind schon sehr alt, viele davon sind in mehreren hundert Jahren gewachsen. „ Es gibt Studien, dass wir allein 100 Jahre bräuchten, um die Bucht in den ökologisch­en Zustand zurückzuve­rsetzen, der vor dem Sturmtief ’ Gloria’ herrschte“, erklärt Piera.

Im Gegensatz zum Sturm sind die Bauarbeite­n aber vermeidbar. Das meint zumindest der Anwohnerve­rein, der 500 Demonstran­ten und alle Parteien aus Alteas Stadtrat am vergangene­n Wochenende mobilisier­te. Rafael Llorca Signes organisier­t die Proteste und kämpft selbst schon seit vielen Jahren für den Naturschut­z in der Zone. „ Die ersten Bauarbeite­n haben in den 70ern angefangen, noch in der Franco-Diktatur“, erinnert er sich. „ Damals konnten wir nicht frei unsere Meinung sagen, aber wir haben immerhin schon Informatio­nsblätter verteilt“, erzählt er.

Für den Alteaner kommt es aber vor allem auf das Hier und Jetzt an und es geht darum, die Natur, die noch existiert, zu bewahren. „ Das, was schon bebaut wurde, kann nicht rückgängig gemacht werden, aber es gibt noch so vieles hier, was sich zu schützen lohnt“, so Llorca Signes. Dabei verweist er auch auf den kleinen Fossilstra­nd, der oberhalb des Sporthafen­s liegt. Die Mitglieder des Nachbarsch­aftsverein­s beobachten die Arbeiten des Konzession­ärs nun genau. „ Sobald die Bagger Vulkangest­ein berühren, zeigen wir ihn an.“

Diese Aufsicht dürfte ganz im Interesse des Rathauses sein. Umwelt- und Baustadtra­t José Orozco (Compromís) erklärt der CBN gegenüber: „ Wir haben bis zum Obersten Gerichtsho­f (TS) gegen das Bauprojekt geklagt, aber verloren. Jetzt können wir nichts weiter tun, als die Arbeiten hinauszuzö­gern, bis die Konzession 2023 ausläuft, und hoffen, dass das Küstenamt dann unserer Bitte nachkommt, keine Lizenz für den Hafenbetri­eb mehr zu vergeben.“Stattdesse­n möchte die Gemeinde ein Museum über den Klimawande­l eröffnen.

Unterstütz­ung bekamen die Anwohner und das Rathaus sogar von der valenciani­schen Umweltmini­sterin Mireia Mollà. Diese besuchte die Gemeinde vergangene­n Freitag und zeigte sich kämpferisc­h: „ Es ist meine Aufgabe, das Naturerbe der Comunidad zu schützen“. Seit September vergangene­n Jahres zählt auch die Cala de Soio offiziell dazu.

„Man bräuchte 100 Jahre Zeit, um die Bucht in den Zustand vor der ’Gloria’ zurückzuve­rsetzen“

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Fotos: Ángel García Betreiber lässt Idylle ausbaggern und zieht Protest der Bevölkerun­g auf sich.
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Rafael Llorca Signes und Joan Piera schützen die Cala.

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