Auge um Auge oder die Bergpredigt
Was haben sich die CBN-Karikaturisten nur dabei gedacht, Jesus Christus und Ignacio González, ein Judas in allem, was politische Ethik bedeutet, in ein Bild zu zeichnen? „Kein Respekt mehr“hieß es in der Zuschrift, die ein namenloser Leser der CCN unserem Verlag zukommen ließ. „Das finden wir unverschämt. Für uns Christen ist Jesus der Sohn Gottes. Würden Sie so etwas mit Mahoma machen?“
Nun sollte man der CBN die Ohren langziehen, falls sie auf religiösen Gefühlen herumtrampelt. Aber hat sie das? Bilden Sie sich, lieber Leser, selbst ein Urteil. Nehmen Sie die Ausgaben vom 28. April (CBN und CCN) zur Hand und sehen Sie sich die Karikatur namens Korruptionskanal an. Links ist Jesus zu sehen, wie er Wasser in Wein verwandelt. Rechts der unter Korruptionsverdacht stehende frühere Ministerpräsident Madrids, wie er mit zwei Geldsäcken aus dem Wasserwerk kommt und zu Jesus meint: „Wasser im Wein? Besonders schlau bist du nicht, oder?“Denn González verwandelte Wasser in Geld – aber auf anrüchige Art und Weise.
Dazu meint der anonyme Leser von der Costa Cálida: „Heute gibt es leider kein Tabu mehr. Ihre Zeitung finde ich sowieso sehr links gerichtet.“Die spanischen Kommentare rechts davon – räumlich wie ideologisch – haben dann gar nichts mehr mit dem Geist der Bergpredigt gemein. Soll die CBN sich entschuldigen und diesem Leser und dem spanischen CoAgitator auch die linke Wange hinhalten?
Ins Deutsche übersetzt heißt es da: „Wer gewagt hat, einen so beleidigenden Witz zu erzählen, muss ein Journalist sein, der dieser Bezeichnung nicht würdig ist.“Das kann man wegstecken. Journalisten haben ein dickes Fell. Das Geschmiere, das folgt, aber nicht. „Ah, und hören Sie auf, immer ,Der Diktator Franco‘ zu schreiben anstatt ,Der Staatschef‘. Euer Adolf Hitler war ein blutrünstiger Diktator.“Dazu fällt einem das Alte Testament ein, „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Und er ätzt noch weiter: „Schreiben Sie mehr über ihn und nicht über Franco, der den Krieg gewann und so den Kommunismus in weiten Teilen Europas verhinderte, mit deutscher Hilfe.“
Das spricht für sich und verdient keinen Kommentar. Vielleicht ein Schlusswort im Sinne der Bergpredigt an alle Leser: Die CBN entschuldigt sich, falls sie religiöse Gefühle verletzt haben sollte. Das war, ist und wird nie unsere Absicht sein. In der Bergpredigt heißt es. „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“Und eine Erklärung zum Schluss. Selbstverständlich wird die CBN weiter „der Diktator Franco“schreiben, denn genau das war er.