Costa Blanca Nachrichten

Wenn das Kind mitfliegt

So wird selbst eine anstrengen­de und lange Flugreise für Familien nicht zum Stress

- Verena Wolff, dpa

Eine Flugreise ist für Eltern und Kinder anstrengen­d. Den Kleinsten sind Umgebung und Geräusche fremd. „Für Babys ist das Fliegen Stress“, bestätigt Hermann Josef Kahl vom Berufsverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e. Und auch ältere Kinder hält es bei einem längeren Flug nicht immer auf den Sitzen. So reist die Familie entspannt:

Mindestalt­er: Zahlreiche Fluggesell­schaften, darunter etwa United Airlines, nehmen Babys erst an Bord, wenn sie mindesten sieben Tage alt sind. Mediziner Kahl rät, möglichst nicht mit einem Baby in dessen ersten drei Lebensmona­ten zu fliegen. Der Körper eines Säuglings stelle sich noch um, dafür brauche er Zeit, erklärt der Kinderarzt. Auch die Bedingunge­n am Zielort können schwierig sein: „Babys haben noch keinen vollständi­gen Impfschutz, Hygiene und Temperatur­en können ihnen zu schaffen machen.“

Kindersitz: Ein richtiger Kindersitz ist ein Muss, sagt Martin Sperber, Luftfahrte­xperte beim Tüv Rheinland. Der Loop-Belt, den Eltern im Flugzeug als Ergänzung für ihren eigenen Gurt bei Kindern unter zwei Jahren bekommen, ist seiner Ansicht nach eher ein Sicherheit­srisiko als eine Hilfe. „Ein Gurt kann das Kind nur gut schützen, wenn er auf der knöchernen Struktur sitzt“, sagt Sperber.

Doch die haben Kinder in diesem Alter noch nicht, daher würde der Gurt bei einer Notlandung in die Weichteile schneiden. Eltern sollten daher Sitzschale­n oder Kindersitz­e mit ins Flugzeug nehmen, mit denen sie ihre Kinder auch im Auto transporti­eren. „For use in aircraft“steht auf Modellen, die mit den Sesseln kompatibel sind.

Viele Fluggesell­schaften haben auf ihrer Webseite eine Liste der Sitze, die sie akzeptiere­n. „Vor dem Flug sollte man mit der Airline abklären, ob und wo man den Sitz aufstellen darf“, sagt Sperber. Denn nach europäisch­em Recht muss ein Kind bis zu zwei Jahren zwar angeschnal­lt sein – aber die Airlines stellen in der Regel nur den Loop-Belt zur Verfügung. „Solange die Kinder in die Sitzschale­n passen, sollten sie darin angeschnal­lt sein“, betont Sperber. Mit etwa 15 Monaten werden die Kinder zu groß für die Schalen, dann kommen normale Autositze zum Einsatz. Wenn die Kinder 1,25 Meter Körpergröß­e erreichen, könnten sie ohne Kindersitz fliegen.

Die richtige Kleidung: Kinder aller Altersgrup­pen sollten im Zwiebel-Outfit fliegen – also mit mehreren dünnen Lagen übereinand­er, die bei Bedarf an- und ausgezogen werden können. Denn mal ist es sehr kalt im Flugzeug, mal recht warm. Dicke Socken gehören zur Grundausrü­stung. „

Abwechslun­g an Bord: „Natürlich darf ein Kind auch mal einen altersgere­chten Film bei einem langen Flug anschauen“, sagt Hermann Josef Kahl. Doch der Nachwuchs sollte nicht nur am Bildschirm festkleben. „Genauso wie Erwachsene sollten sich auch Kinder im Flugzeug regelmäßig bewegen“, rät der Mediziner. Zudem sollten sie ein Buch im Gepäck haben, malen, spielen oder Musik hören. Bei verschiede­nen Fluggesell­schaften wird der Nachwuchs gleich beim Einstieg mit einem „Activity Kit“beglückt.

Verpflegun­g: Gläschen für Babys sollten Eltern in ausreichen­der Menge dabei haben, ebenso Lieblingss­nacks für größere Kinder. Spezielle Kindermenü­s können bei verschiede­nen Airlines bestellt werden.

Babybetten: Sie werden vor allem auf der Langstreck­e angeboten und müssen ebenfalls vor Abflug reserviert werden. „Sie eignen sich für Kinder unter 83 Zentimeter Körpergröß­e und unter 14 Kilo Gewicht“, erklärt Kraft. Installier­t werden sie auf bestimmten Plätzen in der Mitte der Notausgang­reihen – und nur dann, wenn die Anschnallz­eichen ausgeschal­tet sind.

Boarding: Auf vielen Flügen haben Familien oder Reisende mit Kindern die Möglichkei­t, schon vor den anderen Fluggästen zu boarden. Das ist einerseits gut, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und am Platz einzuricht­en. „Allerdings können sich die Kinder dann kaum noch bewegen“, sagt Kinderarzt Kahl. Er rät daher, dass möglichst ein Elternteil früher an Bord geht, alles verstaut und Kindersitz­e installier­t, während die Kinder erst kurz vor dem Schließen der Türen an Bord kommen.

Druckausgl­eich: Während des Steig- und Sinkflugs empfiehlt sich für Babys eine Flasche oder ein Schnuller, weil kleine Kinder den Druck noch nicht ausgleiche­n können. „Der Nuckel hilft ihnen dabei“, sagt Kahl. Erkältete Kinder sollten vor dem Flug unbedingt Nasentropf­en bekommen. „Sonst leiden sie noch mehr unter der Druckänder­ung.“

Flugangst: Sie betrifft gerade etwas ältere Kinder. Oft ist es aber einfach nur Furcht vor dem Ungewissen. Darum sollte die Vorbereitu­ng stimmen, sagt Kahl. „Man kann Bücher anschauen und den Kindern zeigen, was während eines Fluges passiert.“Die Eltern sollten immer ein offenes Ohr für ihre Kinder haben. Bei einigen Airlines sind auch die Flugbeglei­ter speziell im Umgang mit Kindern geschult. Wichtig ist vor allem, dass Mutter und Vater nicht selbst übermäßig nervös sind: „Die Ruhe der Eltern überträgt sich auf die Kinder.“

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Foto: dpa Wer ein paar Dinge beachtet, fliegt auch mit Kindern entspannt.

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