Erfolgreiches ESC-Comeback für Luxemburg
Tali hat es auf Platz 13 geschafft. Doch gleichzeitig erlebt die Musikshow auch eine ihrer dunkleren Stunden. In der Halle gibt es immer wieder Buhrufe
Kein bisschen Frieden? Bedeutet 2024 das Waterloo für die weltgrößte Musikshow? Deprimierende Wortspiele mit berühmten Grand-Prix-Siegertiteln liegen nahe. Überschattet von Protesten und einer Disqualifikation ist der Eurovision Song Contest diesmal keine friedliche Show gewesen, wie sie das Publikum von dem Musikspektakel gewohnt ist – auch wenn die Moderatorinnen in Malmö den Trubel in der Liveshow überspielten.
Luxemburg landete mit Sängerin Tali und dem Song „Fighter“auf dem 13. Platz von 25. Finalisten und lieferte nach 31-jähriger ESC-Abstinenz ein gelungenes Comeback. Die 23-Jährige äußerte sich kurz nach dem Finale mit einem kleinen Fazit: „Ich bin sehr zufrieden mit unserer Platzierung, das habe ich nicht erwartet. Wir haben jeden Moment jetzt genossen, ich bin traurig, dass es jetzt vorbei ist, das war bisher die beste Erfahrung in meinem Leben, das werde ich nie vergessen.“
Auch Luxemburgs ESC-Beauftragter, David Gloesener, war mit dem Ergebnis „mehr als zufrieden. Mit einem Platz unter den Top 15 hatten wir nicht gerechnet. Das ist ein großer Erfolg für unser Comeback.“Mit dieser Position stünden die Chancen gut, dass das Großherzogtum auch im kommenden Jahr wieder am ESC teilnehmen werde. Außenminister Xavier Bettel gratulierte Tali auf der Plattform X.
„Luxembourg is back!“
Auch in der internationalen Presse kam der luxemburgische Auftritt gut an. „Luxembourg is back!“, schrieb etwa die britische „The Sun“. „Die Sängerin mit den dicken Zöpfen beginnt auf Französisch, singt dann auch auf Englisch und beweist, dass die große Grand-Prix-Nation Luxemburg nach Jahrzehnten Pause immer noch perfekt ESC kann“, heißt es hingegen beim „Focus“.
Das Nachbarland Deutschland landete mit Sänger Isaak und dem Song „Always On The Run“einen Platz vor Tali und beendete die jahrelange Serie von letzten und vorletzten Plätzen. „Ich bin sehr happy. Ich bin super happy, super stark“, sagte der 29-Jährige nach Ende der Show. Den Sieg holte in der Nacht zum Sonntag die Schweiz mit Nemo. Der Siegertitel „The Code“ist ein wilder Genre-Mix aus Pop, Rap, Oper, Drum 'n' Bass und James-Bond-Song. Die Schweiz gewann erstmals seit 1988, Céline Dion siegte damals. Musiker Baby Lasagna aus Kroatien wurde mit „Rim Tim Tagi Dim“Zweiter in der Gesamtplatzierung, es folgten die Ukraine, Frankreich und Israel.
Demos, Festnahmen, Buhrufe, Trubel
Die vorgeblich verbindende Show mit dem Motto „United by Music“erlebte diesmal draußen Demos und Festnahmen, drinnen Buhrufe und Trubel. Es ging um Protest gegen das Teilnehmerland Israel und Unzufriedenheit mit der Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion (EBU) als Veranstalter, Joost Klein („Europapa“) für die Niederlande im Finale zu sperren. Klein (26) war am Samstag kurzfristig disqualifiziert worden. Hintergrund waren laut niederländischem TV-Sender Avrotros Vorwürfe, er habe eine aggressive Geste gegenüber einer Kamerafrau gezeigt.
Der niederländische öffentlich-rechtliche Rundfunk reichte eine offizielle Beschwerde gegen den Beschluss ein. ESCChef Martin Österdahl erntete vor Beginn der traditionellen Punktevergabe der Jurys aus Teilnehmerländern Raunen und Buhrufe aus dem Publikum.
Proteste vor der Halle
Belastet war die Show vor allem durch israelfeindliche Proteste vor und in der Halle. Sie richteten sich gegen die Entscheidung der Veranstalter, Israel trotz des Gaza-Krieges mit bislang mehr als 34.000 toten Palästinensern antreten zu lassen. Diese Zahl nennt das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen. Der jüdische Staat reagierte mit dem Krieg auf die von palästinensischen Terroristen am 7. Oktober in Israel verübten Massaker. Kritiker werfen den Veranstaltern in dem Kontext Doppelmoral vor, weil die EBU Russland wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine einst ausschloss.
Polizisten führten die Klimaaktivistin Greta Thunberg (21) mit anderen Demonstrierenden vom Platz vor der Arena ab, nachdem sich dort die Stimmung aufgeheizt hatte. Einsatzkräfte sperrten den Platz ab. Mehrere Störer wurden draußen festgenommen.
Auch aus dem Publikum in der Halle gab es immer wieder Protestrufe gegen Israels Act. Die Störversuche zogen sich durch den ganzen Abend. Schon beim Einzug der Nationen waren Pfiffe in der Halle zu hören, als die israelische Sängerin Eden Golan die Bühne betrat. Die 20-Jährige musste in Schweden die ganze Zeit massiv beschützt werden. Beim Vortragen ihres Liedes „Hurricane“musste Golan später wieder Pfiffe und Buhs über sich ergehen lassen. Die Buhrufe wurden dann noch einmal lauter, als zur Punktevergabe der israelischen Jury geschaltet wurde. dpa