Luxemburg liefert gepanzerte Ambulanzen an die Ukraine
Eine Spende aus dem Großherzogtum ermöglicht es ukrainischen Soldaten, Verletzte sicher vom Schlachtfeld zu transportieren
Es war kein guter Morgen für Inna Yaremenko. Denn sofort nach dem Aufstehen checkte die in Luxemburg lebende Ukrainerin die Nachrichten aus ihrem Heimatland. „Es gab überall Anschläge in den größten Städten der Ukraine, in der Hauptstadt, in Kiew und auch in der Region Lviv“, erzählt die 41-Jährige, deren Eltern nördlich von Kiew leben.
Doch jetzt, am Donnerstagfrüh um 9 Uhr, ist die Vizepräsidentin der Asbl LUkraine optimistisch, denn ein wichtiger Termin steht an: Bei einem kleinen Festakt übergibt Verteidigungsminister François Bausch gepanzerte Ambulanzen an LUkraine. Es sind 14 Spezialfahrzeuge, die das Großherzogtum dem Verteidigungsministerium der Ukraine schenkt und die in den umkämpften östlichen Regionen zum Einsatz kommen sollen.
Vor der offiziellen Übergabe hat Yaremenko schon einen Blick ins Innere werfen können: „Ich habe dabei ganz besondere Gefühle, weil ich mir vorstelle, dass diese Fahrzeuge in knapp einer Woche an der Front sein und Leben retten werden“, sagt sie. Und sie ist beeindruckt: „Es sind diese kleinen Dinge: Alles ist in ukrainischer Sprache. Sogar die ganzen Hinweistafeln.“
Schon in Afghanistan im Einsatz
Die Krankenwagen vom Typ Mercedes und Pinzgauer 6x6 haben bereits eine lange Lebensdauer hinter sich: Sie waren für die britische Armee gebaut worden, sind unter anderem in Afghanistan im Einsatz gewesen.
Acht von insgesamt 14 Ambulanzen sind am Donnerstagvormittag in Luxemburg; sechs weitere werden direkt von Großbritannien aus über Polen an die Ukraine geliefert.
Das britische Unternehmen Venari Group hatte die Fahrzeuge, die ziemlich heruntergekommen waren, von der Armee übernommen und runderneuert. Sie verstärkten das Fahrgestell, erneuerten die Verkabelung, bauten eine Nachtsichtbeleuchtung ein. Die ukrainische Armee freue sich sehr über die Ambulanzen, sagt Minister Bausch, denn sie böten einen Vorteil: „Es geht darum, dass Verwundete schon nahe dem Schlachtfeld behandelt und schnell evakuiert werden können. Die Fahrzeuge sind so ausgestaltet, dass sie eine starke Panzerung haben, aber auch von unten gegen Minen geschützt sind.“
Doch was passiert, wenn die Ambulanzen unter Raketenbeschuss geraten? Da macht sich der Anbieter keine Sorgen: „Sie werden weiterfahren können, dafür sind sie gebaut worden. Es gibt absoluten Schutz für das medizinische Personal an der Front“, versichert der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Venari, Oliver North, der selbst sieben Jahre bei der britischen Armee war.
Weiterhin große Unterstützung aus Luxemburg
74,4 Millionen Euro hat Luxemburg im vergangenen Jahr für Militärhilfen an die Ukraine ausgegeben. 71 Millionen Euro sind für 2023 eingeplant, „damit wir, wie ich immer sage, die Ukraine so lange unterstützen können, wie sie es braucht“, sagt Bausch. „Vor zwei Wochen haben wir 3.200 Projektile vom Typ 155
mm geliefert. Das ist das, was im Moment ganz dringend gebraucht wird.“
Die Geschäftsträgerin der ukrainischen Botschaft in Brüssel, Natalia Anoshyna, bezeichnet dies als „enorme Hilfe von Menschen mit einem guten Herzen“. Sie sagt: „Ich möchte Luxemburg wirklich unsere tiefe Dankbarkeit ausdrücken.“Mit bewegter Stimme erinnert sie an die vielen Gefallenen in diesem Angriffskrieg. „Und ich möchte Sie bitten, bis zum letzten Tag dieses Krieges, bis zum Sieg der Ukraine, mit uns zusammenzustehen.“
Auch der Präsident von LUkraine, Nicolas Zharov, appelliert an die Luxemburger, sein Heimatland weiter zu unterstützten. „Wir kämpfen für unser Land, für unsere Demokratie, für die europäischen Werte.“Im vergangenen Jahr startete seine Vereinigung die Aktion „Ukraine is calling“, die zum Ziel hat, die symbolische Zahl von 112 Rettungsfahrzeugen in das bedrängte Land zu entsenden. Im Rahmen der Kampagne wurden bereits 22 Ambulanzen und Feuerwehrautos abgeliefert; Zharov und Yaremenko sind am Freitag mit zwei weiteren, nicht gepanzerten Ambulanzen in Richtung Kiew aufgebrochen.
Zusammen mit den gepanzerten Wagen steigt die Zahl der gespendeten Fahrzeuge nun auf 38. Inna Yaremenko hat im vergangenen Dezember einen großen Konvoi nach Lviv begleitet; sie freut sich auch jetzt, trotz der Umstände, ihr Heimatland wieder zu sehen. „Ich habe keine Angst“, sagt sie. Sie wolle unbedingt dorthin, wolle die Geräusche der Sirenen beim Luftalarm mit eigenen Ohren hören. Mit Blick auf das angreifende Russland sagt sie: „Ich will sehen, was sie mit meinem Land, mit meiner Heimat gemacht haben.“Mit entschlossener Stimme ergänzt sie: „Wir werden Gerechtigkeit fordern.“
Wir kämpfen für unser Land, für unsere Demokratie, für die europäischen Werte. Nicolas Zharov, Präsident von LUkraine