Sparsam und zukunftsweisend
Automobilhersteller Lexus startet in das neue Jahr mit der zweiten Generation des NX
Ein schnittiger SUV ist auf europäischen Straßen keine Seltenheit. Auch auf den Straßen von Palma, der Hauptstadt der Ferieninsel Mallorca, sind große Fahrzeuge häufig zu sehen. Und doch: Der Lexus NX, der hier der europäischen Presse präsentiert wird, fällt auf. Doch dazu später mehr.
Der neue NX treibt, so drückt es der japanische Premium-Automobilhersteller aus, die Elektrifizierung des Konzerns weiter voran. Doch rein elektrisch fährt der SUV, der ab Anfang 2022 bei den Händlern für Furore sorgen soll, nur temporär: Er ist „lediglich“als konventioneller Hybrid (NX 350h, Hybrid der vierten Generation) und – eine Premiere für Lexus – als Plug-in-Hybrid (NX 450h+) erhältlich.
Frontpartie mit Raffinesse
Optisch ist der NX eine Wucht – und das im wahrsten Sinne des Wortes: Er wirkt stattlich, jedoch keinesfalls träge. Während die sanften Seiten- und Dachlinien Harmonie versprühen und das abfallende Heck ein wenig CoupéFeeling aufkommen lässt, überrascht die Frontpartie mit Raffinesse. Sie wirkt angriffslustiger als die der ersten Generation, die ab 2014 die Straßen unsicher machte. Einen großen Teil dazu trägt der aufrecht positionierte Kühlergrill bei. Auch in Zahlen ist der NX gewachsen: in Breite und Länge um 20 mm, beim Radstand um 30 mm und bei der Höhe um 5 mm.
Den Vorgänger nennt die Toyota-Tochter einen Verkaufsschlager: Mehr als 175 000 Einheiten konnten in Europa an den Mann und die Frau gebracht werden. Nun bleibt die Frage, warum entscheiden sich so viele Käufer oder Käuferinnen für einen NX?
Neben dem Äußeren, das jetzt noch ansprechender ist, wird es wohl am überzeugenden Inneren liegen. Als Fahrer fühlt man sich sicher – auch ohne einen Blick auf die Assistenz- und Sicherheitssysteme geworfen zu haben. Die erhöhte Sitzposition sorgt für einen bequemen Einstieg, die sportlichen Sitze (mit Heizung und Belüftung) sind komfortabel, auch auf der Rückbank ist reichlich Platz. Eine weitere Premiere: Die Türen verfügen über einen elektrischen Öffnungsmechanismus. Dieser soll, hier kommt Japan ins Spiel, an traditionelle Fusama-Schiebetüren erinnern.
Das Cockpit ist – und hier wird es etwas knifflig – nach dem Tazuna-Konzept gestaltet. Der japanische Begriff „tazuna“beschreibt, wie ein Reiter sein Pferd mit den Zügeln führt. Und so soll es auch beim neuen NX sein: Der Wagen soll es dem Fahrer ermöglichen, die Hände am Lenkrad zu behalten und die Augen auf die Straße zu richten, ohne große Ablenkung. Die Informationsquellen sind auf den Fahrer ausgerichtet. Multimedia-Bildschirm (Touchdisplay, erhältlich in zwei Größen), Informationsdisplay und das optionale Head-up-Display können auf einen Blick abgelesen werden. Wer nun fürchtet, in einem futuristischen Konzeptfahrzeug gelandet zu sein, kann aufatmen: Das Design unterscheidet sich in Realität weniger von herkömmlichen Fahrzeugen als gedacht.
Konnektivität ist beim Lexus NX das A und O. Wer sein Fahrzeug etwa mit dem iPhone koppelt, ist sofort verbunden und kann auf alle Apps zurückgreifen. Wer keine Lust auf Fummelei hat, greift auf den Sprachassistenten zurück. Für mehr Konzentration sorgt ebenfalls die Reduktion des Designs:
Laut Lexus sind es etwa statt 78 nur noch 45 physische Schalter. Und: Wer am Lenkrad zum Beispiel Einstellungen an der Klimaanlage verändert, kann den Blick auf die Straße richten, die Betätigung der Taste wird am Head-upDisplay (oder am Multi-Informations-Display) angezeigt.
Für Sicherheit sorgt daneben die dritte Generation des hauseigenen „Safety Systems+“, dazu zählen unter anderem das „Pre-Crash Safety System“, der unverzichtbare Spurhalteassistent oder auch der „Safe Exit Assist“, der etwa Fahrradfahrer beim Türöffnen erkennt – und somit einem Crash vorbeugt. Ein digitaler Rückspiegel ist auch auf Wunsch erhältlich.
Doch genug zum Interieur. Spannend wird es unter der Motorhaube: Der Plug-in-Hybrid verfügt über einen 2,5-Liter-Vierzylinder-Atkinson-Motor, einen 134 kW E-Motor vorn, einen weiteren E-Motor mit 40 kW hinten und eine Lithium-Ionen-Batterie mit 18,1 kWh. Die Gesamtleistung beträgt 227 kW (309 PS), die Beschleunigung von null auf 100 Stundenkilometer soll in 6,3 Sekunden vonstattengehen. Und zum Schluss die beste Nachricht: Der
Kraftstoffverbrauch liegt laut Lexus zwischen 0,9 und 1,1 Liter je 100 Kilometer. Die E-Reichweite – elektrisches Fahren ist bei bis zu 135 km/h möglich – beträgt zwischen 69 und 76 Kilometer (WLTP), in der Stadt sollen noch einmal 20 Kilometer mehr drin sein. Das Fahrzeug fährt übrigens automatisch im „EV Modus“, bis die elektrische Reichweite ausgeschöpft ist.
Die Hybrid-Technik im NX 350h hat laut Lexus 24 Prozent mehr Power als die Vorgängergeneration: Die Gesamtleistung beträgt dabei 179 kW (244 PS), auf 100 Stundenkilometer beschleunigt der Wagen in 8,7 (Allrad: 7,7) Sekunden. Der Verbrauch (WLTP) beträgt 5,6 bis 5,9 (5,9 bis 6,4) Liter.
Er hält, was er verspricht
Auf den mallorquinischen Straßen kann man die Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern (gilt für alle Modelle) nicht austesten – dafür aber Fahrdynamik (sehr gut) und Stabilität (sehr gut). Auch bei der Dämpfung gibt es nichts zu beklagen; die Lenkung wurde im Vergleich zum Vorgängermodell verbessert – und muss auch nicht beanstandet werden. Und das Beste: Der Verbrauch lag beim Plug-in-Modell bei rund einem Liter pro 100 Kilometer, wie versprochen.
Ach ja, fast hätte man es vergessen können: den Preis. Der NX 350h ist ab 47 090 Euro (in der Ausstattung „Base Grade“mit Frontantrieb) erhältlich, beim Plug-inHybrid ist man ab 65 070 Euro (mit Allradantrieb in der Ausstattungslinie „Executive Line“) dabei.
Der Kraftstoffverbrauch liegt beim Plug-inHybrid laut Lexus zwischen 0,9 und 1,1 Liter je 100 Kilometer.