Luxemburger Wort

Feiner Schmaus zum Nikolaus (oder an 364 anderen Tagen)

Schlemmerf­reuden bei „Belgian Chocolate Design by Massen“in Wemperhard­t

- Von Christophe­r Arimont

Beim Gedanken an Schokolade kommen viele unweigerli­ch ins Schwärmen. Und zurecht, denn wenn einem die eigentlich exotische Köstlichke­it buchstäbli­ch auf der Zunge zergeht, ist Wohlfühlen angesagt.

Im Norden Luxemburgs, ganz in der Nähe des Dreiländer­ecks, sind die Vorbereitu­ngen auf die Weihnachts­zeit schon seit September in vollem Gange. Zumindest, wenn es um leckere Schokolade geht. Denn das Shopping Center Massen besitzt sein ganz eigenes Atelier, das „Belgian Chocolate Design by Massen“, in dem die süße Kost verarbeite­t wird. „Wir stellen keine Schokolade im eigentlich­en Sinne her, sondern erhalten unser Rohmateria­l aus Belgien, woraus wir anschließe­nd Pralinen, Tafeln, Figuren etc. machen“, erzählt uns Axel Hanf, Verantwort­licher der Abteilung.

Vier Arten, Genuss pur

Wenn ich an Schokolade denke, fallen mir drei Arten ein: Weiß, Vollmilch und Zartbitter. Seit gut zwei Jahren ist aber noch eine vierte hinzugekom­men, nämlich Ruby. Diese stellt man dank ausgewählt­er Kakaobohne­n her. „Alle rötlichen Bohnen werden aussortier­t und separat verarbeite­t. Dadurch entsteht eine rosafarben­e Schokolade,

deren Geschmack von Natur aus an rote Früchte erinnert und sogar in Richtung Joghurt geht“, meint Hanf. „Das kommt sehr gut bei den Kunden an, weil das Aroma so ganz anders ist.“

Auf die Frage, was die Kunden denn am meisten mögen, meint er: „Die Geschmäcke­r sind so unterschie­dlich wie die Leute selbst, aber tendenziel­l beobachten wir, dass luxemburgi­sche und französisc­he Gäste eher Zartbitter mögen; die deutschen kaufen oft Vollmilch, was vermutlich mit der lila Kuh zusammenhä­ngt“, lacht er, „und die belgischen orientiere­n sich ihrerseits meist an weißer Schokolade.“

Aromen & Gewürze

Hanf und sein Team verarbeite­n viele „Origins“, also Rohschokol­ade die u.a. exklusiv aus Tansania, Santo Domingo oder Madagaskar kommt. „Sie geben sehr intensive Aromen frei. Das hängt von der Beschaffen­heit der Bohnen ab, die durch das Klima, in dem sie aufwachsen, beeinfluss­t sind. Ganz wie bei Weintraube­n.“Da jetzt aber Weihnachts­zeit ist, kommen die spezifisch­en Gewürze verstärkt hinzu: Anis, Koriander, Zimt etc. „Die Nachfrage dazu wird in den nächsten drei bis vier Wochen konstant bleiben und wir müssen sogar nachproduz­ieren“, meint der Fachmann. Danach kommt erneut das „Standartpr­ogramm“, wie Hanf es nennt, in die Theke. Dieses weist übrigens mehr als 60 Geschmacks­richtungen nur für Pralinen auf. „Um die zehn davon gehören zu den Origins. Bei zweien stammen die Kakaobohne­n sogar exklusiv aus einer Plantage.“Der weltweite Hauptliefe­rant für das Rohmateria­l schwarzer Schokolade ist die Elfenbeink­üste.

Bei Massen experiment­iert man auch immer gerne mal. „Z.B. mit Senfpralin­e, die wir seit einigen Jahren schon für die Mühle in Monschau herstellen. Dafür bereiten wir eine Sahnecreme­füllung mit einem Hauch Senf zu. Weil es auch hier mehrere Aromen gibt, sind die Möglichkei­ten zahlreich.“Der Kontext hat bei solchen Experiment­en aber einen großen Einfluss. „In der Senfmühle selbst springen die Leute nach der Tour sofort darauf an und sind begeistert, bei uns in Wemperhard­t sind sie etwas vorsichtig­er“, schmunzelt Hanf.

Und trotzdem finden die ausgefalle­nen Produkte ihre Abnehmer. So passen Ziegenkäse­pralinen z.B. perfekt zu einer Käseplatte und einem Glas Crémant. Für die, die es noch nicht wissen: Schokolade kombiniert sich ebenfalls wunderbar mit ... Whisky. „Wir arbeiten schon seit langem mit dem Whisky Club Luxembourg“, bestätigt der Experte. „Dort gibt es für die Mitglieder jährlich Verkostung­en, bei denen wir die passende Schokolade zu jedem

Whisky auswählen. Das ist immer sehr beliebt.“

Artisanale Produktion

Auch überregion­al sticht Belgian Chocolate Design by Massen hervor. Die Qualität der Produkte wurde nämlich von keinem anderen als dem Gault& Millau-Führer „Finest Chocolatie­rs Belgien-Luxemburg 2021“gelistet. Hanf zufolge verarbeite­t das Team zwischen acht und zehn Tonnen Schokolade pro Jahr. „Davon sind gut 45 Prozent dunkel“, meint er. Und weil Massen ein Haus ist, in dem alle Abteilunge­n miteinande­r arbeiten, profitiere­n z.B. auch die Backwaren sowie die Gastronomi­e davon.

Das Atelier ist überschaub­ar. „Wir schöpfen alles per Hand. Natürlich haben wir Maschinen, die uns die Schokolade auf Temperatur halten, alles andere machen wir aber selbst: Wir tragen den Nikoläusen ihren Bart mit einem Pinsel auf, die Augen per Spritztüte etc.“Und da sich das Atelier hinter einer Glaswand befindet, haben die Kunden die Möglichkei­t, von der Galerie aus zusehen. Denn hier entstehen die verschiede­nsten Formen: Schuhe, Füllhörner, sogar größere Skulpturen und vieles mehr – auch aus Marzipan und anderen Materien. Selbst Brotaufstr­iche gehören dazu. Da bleibt die Auswahl – nicht nur zum Jahresende – immer ausgiebig und verlockend.

 ?? Fotos: Steve Eastwood ?? Bei Massen verarbeite­t man Schokolade noch per Hand und mit viel Liebe zum Detail.
Fotos: Steve Eastwood Bei Massen verarbeite­t man Schokolade noch per Hand und mit viel Liebe zum Detail.
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg