Und dann kam die Flut
Hochwasser wird als Naturkatastrophe eingestuft – Regierung sagt 50 Millionen Euro zu
Luxemburg. Gestern war ein Tag, an dem jeder betroffen war – weil er selbst vom Hochwasser heimgesucht wurde oder aber ein Familienmitglied, ein Freund, ein Bekannter. Erzählungen von Kellern, die voller Wasser stehen, von geretteten Fotoalben, von Familien, die bei Freunden unterkamen, sich gegenseitig unterstützten – jeder hatte seine Geschichte.
Die wichtigste Nachricht gab es am Abend bei der Pressekonferenz der Regierung: „An der Regenfront beruhigt sich die Situation. Das Gröbste ist überstanden“, erklärte Luc Feller, Leiter des Haut Commissariat de la Protection Nationale: „Einige Pegel sind bereits am Fallen, andere sind stabil und werden am Freitag zurückgehen – in Anbetracht
dessen, dass wir an einigen Stellen über den Pegelständen der vergangenen 100 Jahre lagen.“
Das Hochwasser war im Vergleich zu vorherigen Katastrophen flächendeckender. Bereits am Mittwoch war es an vielen Orten zu Überschwemmungen gekommen – aber nicht mit dem zu vergleichen, was in der Nacht zu gestern und den Tag über noch kommen sollte. Der Interventionsplan „Intempéries“wurde ausgelöst. Um Mitternacht kam der Krisenstab der Regierung zum ersten Mal zusammen, gefolgt von zwei weiteren Sitzungen gestern. Premierminister Xavier Bettel verkündete am Abend, dass der Staat das Hochwasser
als Naturkatastrophe einstuft und eine Unterstützung von 50 Millionen Euro zur Verfügung stellt, um den Menschen „unkompliziert zu helfen“.
6 230 Anrufe auf der 112
Die Koordinierung dieser Hilfe wurde vom Centre de Gestions des Opérations des CGDIS übernommen. Seit Mittwoch 14 Uhr und bis gestern Nachmittag wurden 6 230 Anrufe entgegengenommen. Daraus sind 1 200 Einsätze mit Bezug auf das Hochwasser herausgekommen. CGDIS-Direktor Paul Schroeder sagt im Rückblick, dass die Rettungsdienste vor allem in der Nacht zu gestern „an Grenzen gestoßen“sind. Dennoch kann er bereits nach vorne blicken und die nächste Phase – Aufräum- und Putzarbeiten – vorbereiten. Schroeder konnte auch mitteilen, dass eine Sektion des Groupe de sauvetage aquatique – sechs Taucher und zwei Boote – nach Liège entsandt wurde: „Dort konnten sie zwölf Menschen retten.“Außerdem war es die Nachricht, dass gestern 400 Personen in Sicherheit gebracht wurden, so Innenministerin Taina Bofferding. Tote oder Verletzte sind aktuell nicht zu beklagen.
Auch die Armee ist bei den Hilfsaktionen rund um die Überschwemmungen aktiv präsent und greifen dem Corps grand-ducal d'incendie et de secours (CGDIS) unter die Arme. 47 Soldaten sind im ganzen Land unterwegs und die Armee teilt auf Nachfrage auch mit, dass sie momentan 1 000 Sandsäcke für die verschiedenen Ortschaften vorbereitet.
Das Hochwasser hatte auch Auswirkungen auf den öffentlichen Transport. Neben den zahlreichen gesperrten Straßen hatte auch die nationale Eisenbahngesellschaft mit dem Hochwasser zu kämpfen. Die CFL teilte mit, dass es vor allem auf zwei Linien große Probleme gebe. So werden zwischen Luxemburg und Thionville – stark frequentiert von den Pendlern – bis Sonntag keine Züge fahren. Im
Stellwerk von Bettemburg hatte es eine Überschwemmung gegeben. Richtung Norden ging auf der Strecke zwischen Luxemburg und Ulflingen in beiden Richtungen nichts mehr – dies noch bis heute.
Mosel wird ansteigen
Normalerweise ist man im Großherzogtum Überschwemmungen entlang der Mosel gewohnt. Bislang war es dort aber noch verhältnismäßig ruhig. Dennoch muss die Entwicklung in diesem Bereich im Auge behalten werden. Das Wasserwirtschaftsamt meldete in seinem letzten Bericht von gestern, dass „die Mosel vermutlich bis Samstag ansteigen wird“. In der
Das Hochwasser hat das Großherzogtum fest im Griff, so wie hier in der Hauptstadt auf der Place Dargent.
Das Gröbste ist überstanden. Luc Feller, Haut Commissariat de la Protection Nationale
Nacht von heute auf morgen ist in Stadtbredimus voraussichtlich mit einem Wasserstand von 550 Zentimetern zu rechen, in Remich mit 463 Zentimetern. Das Wasserwirtschaftsamt meldet ebenfalls, dass die Voralarmstufe von 620 Zentimetern in Stadtbredimus und 522 Zentimetern in Remich „sehr wahrscheinlich nicht erreicht“wird. Mit Niederschlägen ist weiterhin zu rechnen, wenn auch nicht mehr mit unwetterartigen Regenfällen.