Luxemburger Wort

Mach mal Pause!

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Jesus lädt uns ein, eine Pause zu machen.

Hartmut Rosa spricht von der Resonanz, vom Schwingen-Lassen des Lebens in der Seele. Er ist kein Theologe, auch kein spirituell­er Begleiter. Was er sagt, berührt zutiefst Menschlich­es; was er sagt, möchte Menschen vor fatalen Irrwegen bewahren, nämlich zerrieben zu werden vom „immer höher, immer weiter, immer schneller“.

Unterbrech­ung

Jesus ist im Tiefsten berührt von den Menschen, die wie Schafe ohne Hirten sind. Sie rennen und rennen, suchen Weide, finden keine Ruhe und sind sich selbst und allen Gefahren überlassen.

Die letzten Monate haben viele verwirrt. Virus und Restriktio­nen haben verunsiche­rt, wir haben oft vergeblich auf erhellende Worte gewartet. Kardinal Hollerich sagt, dass die Kirche „für die meisten Menschen wenig von Bedeutung“war, und fügt hinzu: „Zudem haben wir nicht die eigentlich­e Botschaft verkündet ... Wir als Kirche hätten mehr über Tod und Auferstehu­ng von Jesus Christus sprechen müssen – in Worten, die die Leute verstehen.“

Die Diagnose ist hart, aber klar. Danach kann man nicht einfach zur Tagesordnu­ng übergehen. Die Einladung Jesu aus dem Sonntagsev­angelium

gilt der ganzen Kirche, auch in Luxemburg: Kommt mal an einen einsamen Ort! Die Sommerund Ferienzeit bietet sich an für ruhiges Nachdenken, für einfache Distanz zum Gewohnten und Üblichen, für „religiöse“Vertiefung: „Die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrech­ung“, so Johann Baptist Metz.

Jesu Einladung an einen einsamen Ort unterbrich­t das aktive Aposteleng­agement. Innehalten, sich zurückbesi­nnen auf den Auftrag: ohne Geld und Brot und zweites Hemd zu den Menschen gehen, allein mit dem guten Wort.

Jesus lässt die unsicher herumirren­den Menschen Ruhe finden: Er selbst kommt aus dem Ausruhen beim Vater im Gebet und spricht lange zu ihnen. Langes langsames Reden träufelt wie Balsam auf die geschunden­e Seele. Das Zusprechen von Gottes Liebe, die jeden ohne Vorbedingu­ng annimmt, gibt den Menschen Heimat, lässt sie Nähe und Zuversicht spüren.

Im Verweilen bei Jesus, im Hören auf sein gutes Wort, finden wir hoffentlic­h Energie und Fantasie, um das eigene Leben unter neuer Perspektiv­e zu „lesen“, uns neu zu orientiere­n, und als Christen und Kirche die guten Worte für die Menschen heute zu finden.

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Foto: Shuttersto­ck

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