Vormachtstellungen
Tottenham möchte im Londoner Derby gegen Arsenal glänzen, während Hertha BSC Union Berlin empfängt
Die Wachablösung im Norden der englischen Hauptstadt ist inzwischen offensichtlich. Als Arsenal am Ende der Saison 2015/16 in der Premier League den Erzrivalen aus Tottenham letztmals hinter sich lassen konnte, neigte sich die wohl erfolgreichste Ära in der Vereinsgeschichte der Gunners bereits ihrem Ende zu.
Zuvor war Arsenal 21 Jahre in Folge in der Endabrechnung stets vor den Spurs gelandet. Unter Trainer Arsène Wenger feierte man in diesem Zeitraum drei Meistertitel und gewann acht Mal den FA-Cup. Währenddessen holte Tottenham immerhin zwei Mal den englischen Ligapokal.
Inzwischen haben die Spurs den Gunners nicht nur in der eigenen Stadt den Rang abgelaufen. Der Club von der White Hart Lane möchte in dieser Saison im Titelrennen ein gewichtiges Wort mitreden. Am Sonntag stehen sich die beiden Traditionsvereine zum 187. Mal in einem Pflichtspiel gegenüber.
Offensivkräfte treffen nicht
Obwohl Arsenal in der Gesamtbilanz mit 76 zu 59 Siegen noch deutlich die Nase vorn hat, muss man sich dieses Mal wohl mit der Außenseiterrolle begnügen. Bescheidene zehn Tore in zehn Spielen zeigen deutlich, wo der Schuh drückt. Nur die drei Teams auf den Abstiegsplätzen trafen noch seltener als die hochkarätige Offensive um Pierre-Emerick Aubameyang, Alexandre Lacazette und Nicolas Pépé. Mit einem Sieg würde Tottenham die Tabellenführung verteidigen. Co-Leader Liverpool hat mit Wolverhampton nicht nur den Ex-Club von Neuzugang Diogo Jota, sondern einen sehr unangenehmen Gegner zu Gast.
Erst sechs Mal trafen Hertha BSC und Union Berlin in Pflichtspielen aufeinander, die Bilanz ist dabei völlig ausgeglichen. Nachdem die Hertha mit weitaus höheren Ansprüchen in die Saison gegangen war, als es der momentane Tabellenstand aussagt, geht der Lokalrivale aus Köpenick dieses Mal sogar leicht favorisiert in das Derby.
Großen Anteil am Höhenflug von Union hat Mittelfeldakteur Max Kruse, dem bislang sechs Tore und fünf Torvorlagen gelangen. Mit 21 Treffern stellt das Team von Trainer Urs Fischer zudem die zweitbeste Offensive der Liga, öfter war nur Titelverteidiger Bayern München (31 Tore) erfolgreich.
Bei der Frage, ob in diesem Derby auch die Vormachtstellung in der Hauptstadt auf dem Spiel steht, wiegelt der Coach ab. „Das interessiert mich eigentlich nicht. Für mich steht im Vordergrund, wie wir unsere Ziele erreichen, nicht das Kräfteverhältnis“, sagt Fischer. Die Tatsache, dass das leere Berliner Olympiastadion wohl eine eher trostlose Kulisse darstellen wird, scheint den 54-jährigen Schweizer ebenso wenig zu stören. „Egal, ob Zuschauer dabei sind oder nicht: Es ist ein Derby, da geht es um Emotionen und eine gesunde Rivalität.“
Für Union geht es in erster Linie darum, das Minimalziel Klassenerhalt so früh wie möglich zu erreichen. Als Tabellensechster mit 16 Punkten ist der DDR-Pokalsieger
von 1968 jedenfalls auf einem gutem Weg. Im Topspiel stehen sich Spitzenreiter Bayern München und Verfolger RB Leipzig gegenüber. Im Falle eines Sieges würden die Sachsen den Rekordmeister von der Tabellenspitze verdrängen. Die Statistik verheißt jedoch nichts Gutes, gelang Leipzig doch bei seinen bisherigen vier Gastspielen in München noch kein einziger Torerfolg.
Schwere Aufgabe für Dortmund
Jedes andere Ergebnis als ein Bayern-Sieg würde dem Dritten Leverkusen entgegenkommen, vorausgesetzt, die Werkself hält sich beim schwer angeschlagenen
Schlusslicht Schalke 04 schadlos. Ohne seinen verletzten Torjäger Erling Haaland (Muskelfaserriss) hat Dortmund in Frankfurt eine schwere Aufgabe zu bewältigen. Das Kellerduell des zehnten Spieltages findet in Bielefeld statt, wo der stark gestartete Aufsteiger zuletzt sieben Mal in Folge leer ausging und nun gegen Mainz unter Zugzwang steht. Die Gäste mit dem Luxemburger Nationalspieler Leandro Barreiro sind ihrerseits seit drei Spielen ungeschlagen und möchten diesen Trend auch beim Tabellennachbarn fortsetzen.
In Belgien war Waasland-Beveren mit einem 3:1-Erfolg gegen Courtrai optimal in die Saison gestartet. In den darauffolgenden Partien ging es jedoch steil bergab, die Talfahrt endete zwischenzeitlich sogar auf dem letzten Tabellenplatz. Inzwischen hat sich das Team um den Luxemburger Danel Sinani wieder gefangen. Sieben Punkte sind die Ausbeute aus den jüngsten drei Spielen. Am Samstag (16.15 Uhr) trifft Waasland-Beveren auf eigenem Platz auf Schlusslicht Mouscron, und alles andere als ein dreifacher Punktgewinn wäre eine Enttäuschung.
Standard kämpft am Sonntag (18.15 Uhr) um den Anschluss an die Tabellenspitze. Um dem punktgleichen Führungsduo aus Genk und Beerschot auf den Fersen bleiben zu können, müssen Laurent Jans und seine Teamkollegen ihr Heimspiel gegen den Tabellen-15. Malines erfolgreich gestalten.