Value-Aktien im Aufwind
Wall Street: Die Corona-Pandemie und die US-Wahlen dürften das Handeln der Investoren bestimmen
Während Technologiewerte unter anhaltendem Verkaufsdruck stehen, melden wertorientierte Industrietitel seit September ihren Führungsanspruch an. Pandemie und Wahlen dürften jedoch auch in den kommenden Wochen das Handeln der Investoren bestimmen.
Schon Mark Twain wusste, dass der Oktober ein gefährlicher Monat für Aktienspekulanten ist. Das gilt besonders in den Jahren der Präsidentschaftswahlen, stellt der Börsenkalender Stock Trader‘s Almanac fest. Danach verzeichnete der Dow-Jones-Index für 30 Spitzenwerte in diesen Jahren einen Rückgang von durchschnittlich 0,8 Prozent, während der breit gefasste S & P 500 um 0,7 Prozent fiel. Einen Vorgeschmack dessen erhielten die Investoren am Freitag. Geplagt von Corona-Sorgen, den Novemberwahlen und dem Mangel
an fiskalischen Anreizen zogen sich die Investoren in der zurückliegenden Woche zurück. Der S & P fiel um 0,6 Prozent auf 3 319 Punkte und der Dow verlor 0,03 Prozent auf 27 657 Punkte. Der Nasdaq, die Heimat zahlreicher Technologie-und-Healthcare-Aktien, ging mit minus 0,6 Prozent auf 10 793 ins Wochenende. Wie unsicher sich die Investoren fühlen, zeigt der Cboe-Volatilitätsindex VIX. Dieser weist aus Sorge vor einer umstrittenen Wahl auf ein erhöhtes Risiko im November und Dezember hin.
Andererseits gibt es Betrachtungsweisen, die trotz dieser Unsicherheiten einen Silberstreif zu erkennen glauben. Das sind Investoren, die auf ein baldiges Ende der Pandemie und eine sich entfaltenden wirtschaftliche Erholung jenseits der Wahlen setzen. Wie bereits vorige Woche an dieser Stelle erwähnt, erwarten Börsenkenner einen Wechsel der Marktführerschaft:
Die Investoren zeigen sich verunsichert.
Stabile Werte wie etwa Verbrauchsgüterhersteller und Healthcare-Anbieter, die als unterbewertet gelten – auch Value-Aktien genannt – lösen die als überbewertet angesehenen ab.
Letzteres trifft vor allem für den Technologiesektor zu. Selbst inmitten der jüngsten Flut von Börsengängen in diesem Sektor steht seit September der Begriff der zyklischen Outperformance der Value-Aktien in den Schlagzeilen. Value-Aktien verhinderten vorige Woche einen steileren Rückgang der Indizes. Das Wochenblatt „Barron’s“weist darauf hin, dass die zyklische Outperformance auch in anderen Märkten zum Ausdruck kommt, wie bei den Kupferund-Goldpreisen, die vorige Woche um 2,6 Prozent pro Pfund beziehungsweise 0,7 Prozent pro Feinunze zulegten. Seit Anfang September, so „Barron’s“weiter, hat der überteuerte Technologiesektor des S & P-500-Index acht Prozent verloren, während wertorientierte Industrietitel zwei Prozent hinzugewonnen haben. Fachleute wie Binky Chadha, Chef für
Wachstumswerte
Globale Strategien bei der Deutschen Bank, warnen jedoch vor der Gleichsetzung von Rotation und kontinuierlicher Aufwärtsbewegung.
Es ginge lediglich um eine Wachablösung der Marktführung. In der neuen Börsenwoche richtet sich das Anlegerinteresse auf den Konjunkturindex der Chefeinkäufer (PMI) für den Dienstleistungssektor am Mittwoch und die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung am Donnerstag. Am Freitag folgen die Bestellungen langlebiger Wirtschaftsgüter für August. Volkswirte erwarten einen Anstieg von 1,2 Prozent gegenüber Juli.
Börsenkenner erwarten einen Wechsel der Marktführerschaft.