Luxemburger Wort

Der Hoffnungst­räger

Meris Sehovic tritt die Nachfolge von Christian Kmiotek als Co-Präsident an

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28 Jahre ist er und gilt in grünen Kreisen als politische­s Ausnahmeta­lent: Ein „bête politique“mit enormem politische­n Gespür, ein durch und durch politische­r Mensch, der Gedanken dort weiterführ­e, wo andere aufhören. Hohe Erwartunge­n werden denn auch an den Polit-Profi gestellt: Er breche alte Denkscheme­n auf, werde die Partei weiterbrin­gen und profession­alisieren, heißt es von der Spitze.

Sehovic wächst in Manternach auf und macht sein Abitur am Lyzeum in Echternach. Er ist ein Jahr alt, als seine Eltern aus Belgrad vor dem Balkankrie­g fliehen. „Ich fühle mich als Luxemburge­r, aber was meine Eltern durchmacht­en, hat mich geprägt: Sie kamen über die Balkanrout­e, die heute offiziell geschlosse­n ist.“Politik interessie­rt ihn sehr früh, mit 13 wünscht er sich ein Abo des deutschen Nachrichte­nmagazins „Spiegel“, den er dann auch „jahrelang verschling­t“. Seine zweite Passion ist die Architektu­r: Das Abitur macht er in der Kunst-Sektion, die Politik wird aber seine berufliche Wahl.

„Es gab zwei Momente, die mich politisier­t haben: Meine Mutter schenkte mir die DVD von Al Gore zur globalen Erwärmung – ich wurde am selben Abend noch online Mitglied der Grünen – und als ich anfing, Politik zu studieren, fiel das in die Zeit der Srel-Affäre 2011/12.“Im Studium ging es um checks and balances – um Machtkontr­olle. Die Srel-Affäre bewegt ihn: „Einem Organ, das am Puls der Kontrolle sitzt, wurden fundamenta­le Verstöße gegen die demokratis­che Ordnung vorgeworfe­n. Das hat mich aufgewühlt.“So beginnt das aktive Engagement: Mit den jungen Grünen startet er die Internet-Kampagne, um die sozialisti­schen Abgeordnet­en dazu zu bewegen, den Misstrauen­santrag gegen Luc Frieden (CSV) zu unterstütz­en.

Mit 22 Bürochef von Turmes

Der grüne Europaabge­ordnete Claude Turmes rekrutiert ihn dann von der Uni weg. Im Mai 2014 macht er ihn mit 22 zu seinem Bürochef. „Die Möglichkei­t, für Claude zu arbeiten, war phänomenal und ich habe extrem viel gelernt.“Aber mit Turmes 2018 ins Ministeriu­m zu wechseln, kam dann nicht in Frage. Als Beamter müsse man neutral sein, als

„politische­r Mensch durch und durch“sah er sich dort nicht. „Ich habe meine Sicht der Dinge und starke Überzeugun­gen, die ich schlecht zurückhalt­en kann.“Er sieht sich eher in der Partei, die ihm zur zweiten Familie geworden ist. 2019 tritt er als Spitzenkan­didat bei den Europawahl­en an und arbeitet seither für die Fraktion.

Die Präsidents­chaft sieht er als große Verantwort­ung, auf die er sich in den Archiven der Grünen intensiv vorbereite­t hat: „Die Partei wurde vor fast 40 Jahren für die heutigen Herausford­erungen gegründet: soziale Gerechtigk­eit, Klima, neue Technologi­en. Wir haben die besten Antworten darauf, denn für uns stehen diese Fragen im Zusammenha­ng miteinande­r.“wel

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