Luxemburger Wort

Schicksals­tage für Manchester City

Internatio­naler Sportgeric­htshof verhandelt über Einspruch gegen Europapoka­lsperre

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Die Verantwort­lichen und Spieler von Manchester City werden heute gespannt nach Lausanne blicken. Dort verhandelt der Internatio­nale Sportgeric­htshof CAS über den Einspruch des Clubs gegen die Sperre, mit der die Europäisch­e Fußball-union UEFA den Verein von Trainer Pep Guardiola belegt hat. Wegen jahrelange­n Finanzbetr­ugs wurde City für zwei Spielzeite­n von allen europäisch­en Wettbewerb­en ausgeschlo­ssen.

Zwei Jahre ohne Champions League – das käme für City und Guardiola einer Katastroph­e gleich. Der aus Abu Dhabi alimentier­te Club hat in den vergangene­n Jahren alle nationalen Titel abgeräumt: Meistersch­aft, FA-CUP, Ligapokal und Supercup. Aber internatio­nal fehlte zuletzt eine Trophäe.

Die Königsklas­se ist das primäre Ziel der Inhaber. Die laufende – derzeit noch unterbroch­ene – Champions-league-saison bietet Manchester City womöglich die vorerst letzte Chance dazu. Das Achtelfina­lhinspiel bei Real Madrid gewann City mit 2:1.

Drei Tage soll die nicht-öffentlich­te Anhörung in Lausanne dauern, die per Videoschal­te durchgefüh­rt wird. Ein Urteil sei nicht sofort zu erwarten, teilte eine Casspreche­rin mit. Nach der Anhörung wird sich das dreiköpfig­e Schiedsger­icht zunächst beraten. Wann mit einer Entscheidu­ng zu rechnen ist, ließe sich nicht sagen, hieß es. Britische Medien spekuliert­en, dass es bis zu zwei Monate dauern könnte.

Der frühere Uefa-chefermitt­ler Brian Quinn forderte konsequent­e Sanktionen für den englischen Spitzenver­ein. „Ich denke, es ist sehr wichtig, dass die Sperre bestehen bleibt. Und ich meine, zwei Jahre sind auch gerechtfer­tigt und die angemessen­e Strafe“, sagte der Schotte in einem Interview der Ard-radio-recherche Sport.

Beim derzeitige­n Tabellenzw­eiten der Premier League werden die Verantwort­lichen eine Weile zittern müssen. Haupteigne­r des Clubs ist Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, Halbbruder des Präsidente­n der Vereinigte­n Arabischen Emirate, Chalifa

bin Zayid Al Nahyan. Das unabhängig­e Finanzkont­rollgremiu­m der UEFA hatte dem sechsmalig­en englischen Meister eine bewusste Täuschung zur Umgehung der Financial-fair-play-regelungen vorgeworfe­n. Auslöser waren clubintern­e E-mails und Dokumente, die von der Plattform Football Leaks öffentlich gemacht wurden und angeblich systematis­chen Betrug nahelegen.

Zwischen 2012 und 2016 soll City Sponsorene­inkünfte weit über Gebühr bewertet haben. Gelder, die als Einnahmen durch Sponsoren aus Abu Dhabi deklariert wurden, sollen in Wirklichke­it von Scheich Mansour gezahlt worden sein.

Darunter sind demnach auch Zahlungen von Etihad Airways, Citys Hauptspons­or. Etihad ist die nationale Fluggesell­schaft der Vereinigte­n Arabischen Emirate.

Manchester City geriert sich indes als Opfer. Der Fall sei von der UEFA initiiert, von der UEFA verfolgt und von der UEFA beurteilt worden, kritisiert­e der Club, der immer wieder versucht hatte, eine Urteilsfin­dung zu verhindern.

Die Vorwürfe seien falsch, betonte Geschäftsf­ührer Ferran Soriano wiederholt. Den Fans versichert­e er, man werde „alles tun, was möglich ist, um das zu beweisen“. City hat mehrere Topanwälte eingeschal­tet, um der Uefa-sperre zu entgehen.

Unruhige Zeiten drohen

Sollte das nicht gelingen, steht Manchester City vor unruhigen Zeiten. Trainer Guardiola betonte zwar, er wolle bleiben, „egal was passiert“. Mehrere Topstars, darunter Raheem Sterling oder Kevin de Bruyne, könnten den Verein jedoch verlassen. „Zwei Jahre wären lang“, sagte Mittelfeld­ass de Bryune der belgischen Zeitung „Het laatste Nieuws“. Er wolle erst einmal die Entscheidu­ng abwarten, so der Belgier.

Auch für die UEFA steht viel auf dem Spiel. Die Entscheidu­ng gilt als richtungsw­eisend. Eine Niederlage vor dem CAS würde der Autorität der Fußball-union enormen Schaden zufügen.

In den vergangene­n Jahren wurde der UEFA immer wieder eine schwache Durchsetzu­ng der eigenen Regeln vorgeworfe­n. Sollte die Sperre für Man City nun kassiert werden, könnte dies das Financial Fair Play deutlich infrage stellen. dpa

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Foto: AFP Kevin de Bruyne könnte Manchester City verlassen, falls die Europapoka­lsperre bestehen bleibt.

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