Wiederkehrendes Übel
Pollen: Allergiker spüren derzeit die typischen Beschwerden
Luxemburg. Das Atmen fällt schwer, Husten setzt ein – wer gerade jetzt solche Beschwerden verspürt, dem wird schnell mulmig zumute. Schließlich gelten unter anderem Atembeschwerden und Husten als Hinweis auf eine Infektion mit dem Corona-virus. Aber: Sobald draußen die Natur aufblüht, plagen solche Beschwerden auch so manchen Allergiker. In einer Überreaktion produziert deren Abwehrsystem dann zu viele Antikörper, um sich vor eigentlich harmlosem Blütenstaub zu schützen.
Der Körper reagiert mit Entzündungsreaktionen, und es kann zu Atemproblemen, Husten, Schnupfen und tränenden Augen kommen. „Bei einer Allergie hat man allerdings kein Fieber und auch keine Gelenk- oder Muskelschmerzen. Genau das unterscheidet Betroffene deutlich von Patienten mit Covid-19“, betont Dr. François Hentges von der Abteilung Immunologie-allergologie im hauptstädtischen Centre hospitalier de Luxembourg (CHL).
Allergie als alter Bekannter
Wenn die Symptome außerdem bereits in den Jahren zuvor um etwa die gleiche Zeit aufgetreten sind, kann das ein Hinweis auf eine Allergie sein. Auch vertragen Allergiker oft Lebensmittel wie Äpfel oder Haselnüsse nicht. „Betroffene wissen meist ja bereits, dass sie unter einer Allergie leiden. Deshalb sollte man sich nicht unnötig Sorgen machen, wenn jetzt wie jedes Jahr die üblichen Beschwerden auftauchen. Wer allerdings Zweifel hat, sollte sich telefonisch bei seinem Hausarzt melden“, rät François Hentges. Dieser entscheide dann, wie weiter vorzugehen ist.
Tatsächlich haben Allergiker in den vergangenen Tagen den Pollenflug bereits gespürt, wie François Hentges feststellt: „Bei uns auf der Pollenstation haben in letzter Zeit vereinzelt Betroffene angerufen, die vergessen hatten, ihre Medikamente gegen die Allergie einzunehmen. Sie hatten schon Beschwerden.“Momentan machen
Laut Dr. François Hentges wird eine Allergie nicht von Fieber begleitet.
ihnen vor allem Birkenpollen zu schaffen. Gerade an wärmeren Tagen ist das laut Hentges der Fall: „Je schöner das Wetter und je wärmer es ist, desto schlimmer ist es für Allergiker.“Denn bei Wärme wird der bereits gedeihte Pollen von den Pflanzen an die Luft abgegeben.
In der vergangenen Woche war das immer wieder der Fall, wie eine Tabelle auf der Website der Pollenstation des CHL zur Darstellung des Pollenflugs zeigt: So lag der Wert von Birkenpollenkörnern in der Luft am letzten Samstag – einem warmen Tag – bei 39. Diese Zahl wird in der Tabelle orange angezeigt und steht somit für einen mäßigen Pollenflug. Spätestens, wenn die kritische Marke von 50 überschritten wird, leiden Allergiker unter Symptomen – bei sensibleren Personen treten Beschwerden allerdings bereits bei einem niedrigeren Wert auf.
Während der ganzen Woche befand sich Blütenstaub von Birken in der Luft, an kühleren Tagen merklich weniger. Denn sobald die Temperaturen sinken, wird auch weniger Pollen an die Luft abgegeben. Ein Höchstwert von 184 Eschenpollenkörnern in der Luft – also ein erhebliches Maß an Blütenstaub – wurde ebenfalls am vergangenen Samstag verzeichnet: „Aber das dürfte keine größeren Auswirkungen gehabt haben, denn Esche löst nur bei den wenigsten Allergikern Symptome aus“, erklärt François Hentges. Wenn dagegen Birkenpollen in der Luft sind, spüren Betroffene das sehr schnell.
Messen und informieren
Damit sie so gut wie möglich über den Pollenflug informiert werden, steht auf dem Dach des Chlkrankenhauses die einzige Anlage zur Erfassung von Blütenstaub im Großherzogtum. Dieses Gerät misst die Anzahl von Pollenkörnern in der Luft. Während der Blütenstaubsaison werden dann online üblicherweise jeden Tag die neusten Zahlen veröffentlicht. Aktuell fehlen von einigen Tagen allerdings die Daten. Denn aufgrund der Corona-krise erledigen die drei Mitarbeiter der Pollenstation momentan auch noch andere Aufgaben im Krankenhaus. Nicht immer bleibt dann die Zeit für die Auswertung der Zahlen.
Trotzdem wird alles dafür getan, die Bevölkerung so weit wie möglich mit aktuellen Informationen zu versorgen, denn: „Gerade bei der aktuellen Lage ist es wichtig, dass die Menschen Bescheid darüber wissen, was gerade in der Luft ist. Allergiker wissen dann, dass es wieder so weit ist und beispielsweise der Husten von den Pollen kommen kann“, erklärt François Hentges.
Bis etwa Ende April würden Allergiker noch unter den Birkenpollen in der Luft leiden. Zwischen Anfang und Mitte Mai wird erfahrungsgemäß der Graspollenflug einsetzen. Während mehr als acht Wochen werden Menschen mit Heuschnupfen bis etwa Mitte Juli Beschwerden haben. Prognosen trifft François Hentges allerdings immer nur mit Vorsicht, da der Pollenflug letztlich immer vom Wetter abhängig ist. Aktuelle Daten dazu gibt es online auf:
►