„Es herrscht Chaos“
Jan Petelin befindet sich derzeit in Italien
Jan Petelin ist einer der neun männlichen Radprofis (Worldtour und Prokontinental) aus dem Großherzogtum. Der gebürtige Italiener mit luxemburgischem Pass befindet sich im Norden Italiens unweit von Treviso. Dort gilt der Ausnahmezustand. „Es herrscht Chaos. Bis jetzt konnten wir noch draußen trainieren, so lange wir ein spezielles Zertifikat vorweisen konnten“, sagt der 23Jährige vom Team Vini ZABU-KTM.
Am Donnerstag richtete der italienische Verband eine Anweisung an alle Fahrer. „Wir sollen nur noch auf dem Rollentrainer fahren. Das sei besser“, verrät Petelin. Allerdings ist das nur eine Empfehlung. „Jeder kann frei entscheiden.“Seine Mannschaft hat alle Fahrer dazu aufgefordert, in den kommenden beiden Wochen nur auf den Rollen zu fahren. „Das
Jan Petelin trainiert nicht mehr draußen.
werde ich tun“, sagt Petelin.
Für den ehemaligen Fahrer des Kontinentalteams aus Differdingen ist die durch das Corona-virus ausgelöste Situation besonders heikel. Er hat 2020 noch gar kein Rennen bestritten. Somit geht es Petelin übrigens genauso wie den drei Jumbo-visma-fahrern Tom Dumoulin (NL), Steven Kruijswijk (NL) und Primoz Roglic (SLO) oder dem lange verletzten Alexis Vuillermoz (F/ag2r). jg
Bob Jungels (Deceuninck) ist derzeit in Luxemburg und kann zum Training auf die Straße. „Aber nur alleine“, sagt der 27-Jährige. „Nach einer Pause fängt er bald wieder mit dem Training an. „Dann ähnelt der Alltag dem während eines Trainingslagers. Nur, dass ich selber kochen muss“, lacht er.
Davon abgesehen geht er mit der Situation recht locker um: „Man hat mehr Zeit für Dinge, die sonst zu kurz kommen. Ich bin bei der Familie, gehe mit den beiden Hunden spazieren und erledige den Frühjahrsputz.“Netflix und Co.? „Mindhunter“hat es Jungels angetan. „Ich schaue Sachen aus vielen Bereichen. Während der Rennen ziehe ich Komödien vor. Da kann man mental gut abschalten. Ansonsten dürfen es auch gerne ernstere Dokumentationen sein.“
Jempy Drucker (Bora) weiß ebenfalls, wie die kommenden Tage und vielleicht auch Wochen aussehen: „Ich habe mehr Zeit für meine Tochter Emma. Die ist ganz begeistert. Ansonsten heißt es: Terrasse putzen, Wohnung aufräumen und zu Hause bleiben.“
Genau wie Alex Kirsch (Trek) ist er kein fanatischer Netflixliebhaber: „Nicht, wenn ich zu Hause bin“, verrät er. Und Kirsch fügt hinzu: „Ich bevorzuge eine gute Lektüre. Ich will es grundsätzlich vermeiden, zu lange an irgendwelchen Bildschirmen zu kleben.“Ähnliche Töne lässt Michel Ries (Trek) verlauten: „Den ganzen Tag vor dem Fernseher, das ist nichts für mich. Dann koche ich lieber und erledige kleinere Arbeiten zu Hause. Aber es können noch lange Wochen werden. Schließlich sind wir es gewohnt, permanent unterwegs zu sein.“