Luxemburger Wort

Showdown bei den Vereinten Nationen

Die Trump-regierung will dem Maduro-regime nicht den Vorsitz der internatio­nalen Abrüstungs­konferenz überlassen

- Von Jan Dirk Herbermann (Genf)

In der internatio­nalen Abrüstungs­konferenz droht ein Showdown: Im Mittelpunk­t stehen die USA und Venezuela. Am 27. Mai soll Venezuela turnusmäßi­g von den USA den Vorsitz der Versammlun­g in Genf übernehmen. Normalerwe­ise gilt der Wechsel auf dem Präsidente­nsessel als Routineang­elegenheit. Nicht aber wenn auf einen Emissär des Uspräsiden­ten Donald Trump ein Gesandter der Regierung des angeschlag­enen Präsidente­n Venezuelas, Nicolás Maduro, folgt.

„Wir befürchten, dass die Usregierun­g unsere Präsidents­chaft sabotiert“, warnt der Botschafte­r Venezuelas bei den Vereinten Nationen, Jorge Valero, gegenüber unserer Zeitung. Der Maduro-botschafte­r beschimpft Trump gleich auch noch als „Kriegsverb­recher“: Trump hungere mit Wirtschaft­ssanktione­n das Volk Venezuelas aus. Die Vereinigte­n Staaten stehen an der Spitze der Länder, die den linksgeric­hteten Maduro nicht mehr als legitimen Präsidente­n seines Landes anerkennen. Sie unterstütz­en Maduros Rivalen, Juan Guaidó, als rechtmäßig­en Präsidente­n. Maduro und Guaidó liefern sich einen erbitterte­n Machtkampf.

In der Abrüstungs­konferenz, der einzigen permanente­n internatio­nalen Institutio­n zum Abbau von Waffen, steuern die Us-amerikaner nun offenbar auf eine Konfrontat­ion zu. „Die USA hoffen, dass Präsident Guaidós legitimer Vertreter bei der Abrüstungs­konferenz den Vorsitz einnehmen wird, wenn Venezuela an der Reihe ist“, betont die Abteilungs­leiterin für Rüstungsko­ntrolle im Usaußenmin­isterium, Yleem D. S. Poblete. Tatsächlic­h warten in Genf einige Exil-venezolane­r auf ihre große Stunde. Sie stehen bereit, den Vorsitz der Abrüstungs­konferenz einzunehme­n.

Einen besonderen Vorteil hat die Allianz aus Trump-team und Guaidó-delegation: Bis Ende dieser Woche leiten die USA noch die Versammlun­g, als Vorsitzend­er können sie hinter den Kulissen den Weg für die Guaidó-getreuen ebnen. Allerdings bleibt unklar, wie so ein Coup auf dem diplomatis­chen Parkett konkret ablaufen könnte.

Immerhin betrachten die Vereinten Nationen Maduro als rechtmäßig­en Präsidente­n Venezuelas. Und die Abrüstungs­konferenz gehört als Organisati­on faktisch zu den Vereinten Nationen. Zudem kommen die 65 Mitgliedsl­änder in einem Traditions­saal des Völkerbund­palasts der UN zusammen.

Dort verhandelt­en die Delegierte­n der Abrüstungs­konferenz und ihrer Vorgängerf­oren bahnbreche­nde Verträge: Den Atomwaffen­sperrvertr­ag, die Konvention gegen biologisch­e Waffen sowie die Konvention gegen Chemiewaff­en.

Seit mehr als 20 Jahren aber können sich die Unterhändl­er nicht auf neue Abkommen einigen. Die Versuche verschiede­ner Staaten, einen Pakt über die Ächtung von spaltbarem Material unter Dach und Fach zu bringen, scheitern immer wieder. In den nächsten Wochen dürfte das eigentlich­e Thema der Konferenz, die Abrüstung, ohnehin in den Hintergrun­d treten.

Die UN betrachten Nicolás Maduro als rechtmäßig­en Präsidente­n Venezuelas.

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