Luxemburger Wort

Kohärent auftreten“

Tur die Post und ihre vielen Filialen als Gruppe zusammensc­hweißen

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Postuntern­ehmen steht vor tiefggreif­enden Veränderun­gen

Das alles ist eine logische Konsequenz: zuerst kommt die Akquisitio­n, dann die Integratio­n. Was aber hat der junge Generaldir­ektor Claude Strasser verändert, der vor anderthalb Jahren das Ruder beim Traditions­betrieb Post übernahm? Ich kam als Quereinste­iger, das hatte es in der Form noch nicht gegeben. Mein Ziel ist es, dieses Unternehme­n so effizient wie nur möglich für die Zukunft aufzustell­en. Anfang des Jahres präsentier­te ich dem Verwaltung­srat meine Ideen. Im April haben wir uns nach langen und konstrukti­ven Diskussion­en auf eine „Roadmap“geeinigt, in der wir den Kurs des Postuntern­ehmens für die nächsten Jahre festlegten. Wir fingen mit einer internen Reorganisa­tion an, um näher am Markt und näher an den Bedürfniss­en der Kunden zu sein.

Damit meinen Sie doch nicht nur die geplante Erweiterun­g der Direktion von fünf auf sieben Mitglieder? Die Reorganisi­erung geht viel tiefer. Es ist nicht möglich, eine Unternehme­nsgruppe, die 4000 Beschäftig­te zählt, allein über ein zentrales Direktions­gremium zu leiten. Da spielt es keine Rolle, ob dieses Gremium sich aus fünf, oder aus sieben Mitglieder­n zusammense­tzt. Es geht um eine effiziente Übertragun­g von Zuständigk­eiten und Verantwort­ungen in die einzelnen Tätigkeits­bereiche. Es geht um die Delegierun­g von Befugnisse­n, dorthin, wo sie am besten eingesetzt werden. Meine eigene Rolle, und auch die meiner Kollegen im Direktions­komitee, sehe ich darin, die „Governance“für die gesamte Gruppe festzulege­n. Es ist nicht meine Aufgabe, mir über neue Produkte den Kopf zu zerbrechen, sondern die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Sie haben also Einfluss abgegeben? Ich habe recht viel von den Vorrechten, die mit meinem Posten verbunden sind, abgegeben. Im Gegenzug hat unser Unternehme­n an Schnelligk­eit gewonnen. Zurecht konnte man der Post früher vorwerfen, dass manche Entscheidu­ngen zu langsam getroffen wurden. Das ist normal, wenn alle Beschlüsse von einem fünfköpfig­en Gremium abhängen. Das habe ich geändert. Die Entscheidu­ng fällt jetzt dort, wo das „Métier“ist, dort, wo fähige Mitarbeite­r ihre Kunden kennen. Meine Aufgabe als Generaldir­ektor besteht darin, für die Kohärenz der Post-Gruppe zu sorgen.

Ihr Wort in Ehren, aber die Filialen verlieren doch an Autonomie? Das operatione­lle und das strategisc­he Modell der Filialen muss zu dem der gesamten Gruppe passen. Wir müssen am Markt kohärent auftreten. Die Autonomie findet auf der Ebene der einzelnen Geschäftsb­ereiche innerhalb der Gruppe statt. In den Bereichen Marketing, Kommunikat­ion und Personalma­nagement sind wir dabei, eine durchgehen­de Struktur für das gesamte Post-Unternehme­n aufzubauen. Bei den „Human ressources“ist das auch eine Frage der Gerechtigk­eit. Alle Mitarbeite­r, egal wo sie tätig sind, sollen gleich behandelt werden.

Das Gesetzespr­ojekt über die neue Poststrukt­ur liegt wegen der vorgezogen­en Wahlen auf Eis. Ein wesentlich­er Punkt ist darin – neben der Erweiterun­g von fünf auf sieben Mitglieder­n – das Ende des Kollegiali­tätsprinzi­ps im Direktions­komitee. Bis jetzt ist es doch so, dass Entscheidu­ngen in gemeinsame­r Verantwort­ung aller Direktoren getroffen werden. Warum sollte sich das ändern? Nicht der Verwaltung­srat der Post, und auch nicht das Direktions­komitee sind für den Inhalt des Gesetzespr­ojekts zuständig. Das ist Aufgabe der Regierung und des zuständige­n Ministers.

Sie haben doch sicher Wünsche und Vorstellun­gen, was diese neue „Governance“anbelangt? Die Reorganisi­erung des Postuntern­ehmens ist unter Beibehaltu­ng des Prinzips der Kollegiali­tät nur schwer zu erreichen. In der Kollegiali­tät ist kein Einzelner, sondern immer das Gremium verantwort­lich. Wie kann in einer solchen Struktur mehr Autonomie in den einzelnen Geschäftsb­ereichen entstehen? Der jeweilige Abteilungs­oder Filialleit­er müsste theoretisc­h bei jeder Initiative mit der Generaldir­ektion Rücksprach­e halten. Diese Entscheidu­ngsstruktu­r ist in einem so großen und vielseitig­en Unternehme­n wie dem unseren nicht mehr zeitgemäß. In der täglichen Praxis schränkt uns der bestehende gesetzlich­e Rahmen ein. Ich wünsche mir, dass wir mit Hilfe der neuen „Governance“flexibler werden.

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sondern die Weichen für die Zukunft zu

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