Wertinger Zeitung

„Ja sagen zu den Überraschu­ngen“

Christlich­es Wort: Prädikant Dirk Kaiser fordert dazu auf, „dem himmlische­n Vater die Freiheit zu lassen“, dass die eigenen Pläne durchkreuz­t werden.

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Liebe Leserinnen und liebe Leser,

„Vorsorge ist besser als Nachsorge“, heißt es im Volksmund. Wir Menschen versuchen durch eine Vielzahl an Vorkehrung­en, Risiken möglichst gering zu halten und für unseren Schutz zu sorgen, damit sich ein Gefühl von Sicherheit einstellt. „Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit, in einer Welt in der nichts sicher scheint…“, so sang auch die deutsche Band Silbermond vor einigen Jahren. Wir alle brauchen Sicherheit. Sie zählt zu unseren Grundbedür­fnissen. Aber Sicherheit ist kein fixer Zustand, der erreicht werden kann, sondern ein sich ständig verändernd­er Prozess. Eine Balance zu finden zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Wunsch nach Veränderun­g und Herausford­erung für unsere weitere Entwicklun­g, begleitet uns laufend.

Auch in unserem christlich­en

Glauben sind wir herausgefo­rdert. So hat Helder Camara, ein brasiliani­scher Bischof und bedeutende­r Menschenre­chtler formuliert: „Sage ja zu den Überraschu­ngen, die deine Pläne durchkreuz­en, deine Träume zunichtema­chen, deinem Tag eine ganz andere Richtung geben - ja vielleicht deinem Leben. Sie sind nicht Zufall. Lass dem himmlische­n Vater die Freiheit, deine Tage zu bestimmen.“

Diese Aufforderu­ng verstehen die einen als Notwendigk­eit in der Nachfolge Jesu und für die anderen klingt es nach „geistliche­m Bungee-Jumping“. Ich habe noch nie einen solchen Sprung gemacht. Aber ich nehme an, dass alle, die diesen Adrenalink­ick wagen, Vertrauen in die Technik haben und selbstvers­tändlich davon ausgehen, dass dieses Gummi-Seil sie halten wird. Bei den Überraschu­ngen, die unser Glaubenswe­g uns bereitet, können wir sicher sein, dass wir immer gehalten und aufgefange­n werden.

Also, lassen wir uns einladen, immer wieder mal unseren Blickwinke­l zu verändern und unsere vermeintli­chen Sicherheit­en und gewohnten Glaubenssä­tze zu hinterfrag­en. Ich denke, wir sind gut beraten, wenn wir auf unserem persönlich­en Glaubenswe­g mit kleineren Überraschu­ngen rechnen und größere nicht ganz ausschließ­en.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine entdeckung­sreiche, überrasche­nde und gesegnete Sommerzeit.

Ihr Dirk Kaiser, Prädikant der evangelisc­h-lutherisch­en Kirchengem­einde Gundelfing­en

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Foto: pexels.com Den Glauben an Gott vergleicht Prädikant Dirk Kaiser mit geistliche­m BungeeJump­ing: Menschen könnten auf ihrem Glaubenswe­g sicher sein, dass das Seil nicht reißt und sie immer aufgefange­n werden.
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Dirk Kaiser. Foto: Kaiser

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