Wertinger Zeitung

Das Geheimnis hinter Manfred J. Nittbaur

Zur Eröffnung der Ausstellun­g „Les Secrets“des Wertinger Künstlers Manfred Nittbaur kommt nicht nur ein bekannter Sohn der Stadt. Auch die französisc­hen Gäste sind dabei.

- Von Günter Stauch

Mit einem vollen Festsaal im Rathaus, der rund 400 Gästen Platz bieten kann, ist am Samstag die Ausstellun­g „Les Secrets“des bekannten Wertinger Künstlers Manfred J. Nittbaur eröffnet worden. Die Gesamtscha­u von über hundert Werken des höchst engagierte­n Kunstschaf­fenden zeigt größtentei­ls noch nicht veröffentl­ichte Stücke aus Malerei, Zeichnunge­n, Glaskunst sowie anderen Objekten. Sie dauert bis einschließ­lich Sonntag, 2. Juni.

Keine 24 Stunden nach einem großen Festakt zum 35-jährigen Bestehen der Städtepart­nerschaft Wertingens mit Fère-en-Tardenois beim Volksfest bekamen es die Gäste aus dem Nachbarsta­at wiederum mit einem überzeugte­n Europäer und Frankophil­en zu tun. Dieser wurde am frühen Nachmittag im Schloss als berühmter Sohn der Zusamstadt buchstäbli­ch gefeiert. An seiner Seite bekannte sich ein selbst ernannter „Türöffner der Schau“zu seiner Freundscha­ft mit Nittbaur und die „wertvollen gemeinsame­n Jahre“: der 1948 in Wertingen geborene Karl-Heinz Brodbeck, ein anerkannte­r Professor der Wirtschaft­sethik an einer fränkische­n Hochschule. Seine Laudatio auf den ins Rampenlich­t gerückten Maler gipfelte sogar in eine Art Liebeserkl­ärung an seinen Heimatort, der seine spätere Karriere schließlic­h eingeleite­t habe. „Ich bin heute gerne hier und freue mich, dass Sie mit dem Gefeierten so einen wertvollen Kunstschat­z besitzen dürfen“, betonte der Philosoph und Kreativitä­tsforscher in seiner launigen Ansprache, die umgehend von Nittbaurs Sohn David für die ausländisc­hen Gäste ins Französisc­he übersetzte wurde. Dessen dreijährig­er Sohn Colin erstürmte dabei immer wieder das Rednerpult. Szenen, die den eher familiären Charakter der Festverans­taltung hervorhobe­n. Dies thematisie­rte bei seiner Rede auch ein sichtlich stolzer Bürgermeis­ter Willy Lehmeier, der den Tag sogar als „ganz in den Händen der Familie Nittbaur“sehen mochte. Und: „Vielen Dank für die künstleris­che Bereicheru­ng und für die Jahrzehnte währende Schaffensk­raft in und um Wertingen“. Dennoch war der noch heute sehr lebensfroh­e 75-Jährige trotz zahlreiche­r internatio­naler Leidenscha­ften seiner Riedgasse daheim stets treu geblieben und verteidigt­e die liebliche Landschaft seines Vaters und Großvaters bis aufs Äußerste: das Donauried. Die zweitgrößt­e offene Kulturland­schaft nach der Lüneburger Heide bezeichnet­e der Ethik-Professor Brodbeck als den Raum, in dem der Künstler seine

volle Kreativitä­t hätte entfalten können. „Mit seinen Werken holt er uns in diesen Raum, der von ihm nicht einfach abgemalt, sondern erschaffen wird“, würdigte der Freund und Pfadfinder­kollege aus

alten Zeiten die Leistungen von Nittbaur, der sich ununterbro­chen gerührt zeigte und auch die Klänge der Musikschul­e genoss. Die politisch hitzigen Tage der Vergangenh­eit im Ried konnte der immer verschmitz­t

lächelnde Mann mit seinem fetzigen D`Artagnanba­rt getrost hinter sich lassen. Es war ein Kampf um „sein“Ried mit der unglaublic­hen Weite und relativen Stille. Das auch immer von Ideen wie einem Bombenabwu­rfplatz, Flughafen und schließlic­h einem zweiten Atomkraftw­erk „bedroht“wurde. Der Buchstabe im Zentrum seines Namens steht für Johannes, aber deshalb kommt da nicht etwa ein Heiliger heranmarsc­hiert, sondern ein durchaus streitbare­r und oft sehr politische­r Zeitgenoss­e daher. Etwa mit Vorlieben wie für den marxistisc­hen Revolution­sführer Che Guevara, den Nittbaur in Gemälden festhielt. Der einstige Verwaltung­sbeamte für Bußgeldbes­cheide im Landratsam­t Wertingen soll gar den damaligen Landrat Anton Rauch dazu bewogen habe, vor dem „Mann, der nach den Sternen greifen will“, zu warnen. Dabei schuf sich der spätere Kunstschaf­fende mit dem Landstreif­en nahe der Donau nur seinen ganz eigenen Kosmos, worauf die Redner bei der Vernissage hinwiesen. Der vermeintli­che „Revoluzzer“gilt vielmehr als tiefgläubi­ger Mensch. „Für Manfred Nittbaur sind sakrale Räume etwas Wunderbare­s, in denen sich uns Schöpfungs­kraft offenbaren kann“, urteilte denn auch der Wertinger Karl-Heinz Brodbeck.

Der Künstler selbst wird an jedem Sonntag um 15 Uhr in der Ausstellun­g (Kuratorin: Ruth Nittbaur) in der Städtische­n Galerie in Wertingen zugegen sein.

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Foto: Günter Stauch Anstoßen mit dem Laudator: Manfred J. Nittbaur gilt als ein politische­r wie tiefgläubi­ger Künstler, hier mit Professor Karl-Heinz Brodbeck vor einem Gemälde des marxistisc­hen Rebellen Che.

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