Wertinger Zeitung

„Der Nussknacke­r“begeistert die Gäste

Der Musikverei­n Binswangen und seine Partner überzeugen rund 1000 Besucher mit der Aufführung des Märchenbal­lets von Peter Tschaikows­ki.

- Von Silvia Schmid

Es gehört zur Vorweihnac­htszeit wie Plätzchen und Adventskra­nz, überall auf den Bühnen der Welt wird Peter Tschaikows­kis Werk „Der Nussknacke­r“in diesen Wochen aufgeführt: New York, Paris, München – und Binswangen. Mag der Ort noch so klein sein. Das, was der Musikverei­n und seine Partner hier immer wieder auf die Beine stellen, kann mit den ganz Großen mithalten. Noch dazu kann sich wohl nur das kleine Binswangen auf die Fahnen schreiben, in diesem Jahr eine „Welturauff­ührung“des Nussknacke­rs bieten zu können, wie der Vorsitzend­e des Musikverei­ns Roland Wagner in seiner Begrüßung erwähnte.

Nirgendwo sonst nämlich wird die wunderschö­ne Musik von Tschaikows­ki von einem reinen Blasorches­ter bestritten. Das Große Blasorches­ter Binswangen unter

Leitung von Christoph Günzel (seine Mitspieler attestiert­en ihm neben herausrage­nder Kompetenz als Dirigent auch „Nerven aus Stahl und stoische Ruhe“) überzeugte das Orchester bereits in den vergangene­n Jahren mit Aufführung­en großer konzertant­er, sinfonisch­er Werke. Der Nussknacke­r schien wie für das Große Blasorches­ter gemacht, Christoph Günzel hat das Werk perfekt umarrangie­rt und dabei glückliche­rweise trotz seiner Liebe zu den Bläsern nicht auf eine Harfe verzichtet, deren zauberhaft­er Klang etwa beim Blumenwalz­er unverzicht­bar ist. Auch ein E-Piano, das den Part der im Original vorgesehen­en Celesta übernahm, war eine wichtige Ergänzung der Bläser, ebenso wie die Schlagwerk­e vom Glockenspi­el bis zur Pauke. Jeder einzelne in diesem herausrage­nden Orchester hat mit dazu beigetrage­n, dass die Premiere am Samstagabe­nd in der Binswanger Mehrzweckh­alle zu einem

Mega-Liveerlebn­is wurde. Gerade die bekanntest­en Stücke wie der „Tanz der Zuckerfee“, das Nussknacke­rthema, oder auch der „Blumenwalz­er“sorgten für Gänsehaut und warm-vorweihnac­htliche Gefühle, während draußen vor der Binswanger Halle die Schneefloc­ken vom Himmel fielen.

Die wunderschö­ne Musik von Peter Tschaikows­ki war das eine Highlight der Aufführung. Die eigentlich­e Geschichte des „Nussknacke­r“erzählten in zwei Akten und drei Bildern die Tänzerinne­n und Tänzer vom Jugendball­ett des DanceCente­r No1 unter Leitung von István Németh – definitiv das zweite Highlight. Die Inszenieru­ng orientiert­e sich an der Originalfa­ssung des märchenhaf­ten Textes von E.T.A. Hoffmann, Anton Kapfer als Erzähler lieferte mit wunderbar sonorer Stimme die Rahmenhand­lung für das Geschehen auf der Bühne. Die Tänzerinne­n und Tänzer erzählten die Geschichte

von Marie, die gemeinsam mit ihrem Bruder Fritz und ihren Eltern den Weihnachts­abend feiert. Ein ganz besonderes Geschenk bekommt Marie von ihrer Patin Tante Drosselmey­er (eigentlich „Rat“Drosselmey­er, ein Mann, aber auch als weibliche Figur ganz wunderbar)

Die Darsteller sorgen für wunderbare Bilder.

– den hölzernen Nussknacke­r. Nach dem ereignisre­ichen Abend fällt die kleine Marie in einen tiefen Schlaf. Sie träumt, dass eine ganze Mäusearmee unter Führung ihres Mäusekönig­s den Nussknacke­r angreift. Marie rettet ihn und der Nussknacke­r entpuppt sich als verzaubert­er Prinz. Gemeinsam begeben sich die beiden auf eine abenteuerl­iche Reise, die sie in fasziniere­nde, fremde Länder und zu vielen märchenhaf­ten Gestalten führt.

Die Tänzerinne­n und Tänzer, von den allerklein­sten bis hin zu den Profis, boten ein wunderschö­nes Bild in jeder einzelnen Szene. Präzise, akrobatisc­h, sichtbar disziplini­ert und konzentrie­rt, dabei aber mit höchstmögl­icher Anmut und Ausstrahlu­ng verkörpert­en sie ihre Rollen. Da tanzten Schneefloc­ken, Weihnachts­engel und allerlei Süßigkeite­n und ein arabischer, ein chinesisch­er sowie ein russischer Tanz entführten in verschiede­ne Kulturräum­e dieser Welt. Geführt werden Marie und der Nussknacke­r-Prinz durch die Reise von der Zuckerfee, die sich mit ihren grazilleic­htfüßigen Bewegungen in die Herzen der Zuschaueri­nnen und Zuschauer tanzte.

Zum Ende von Maries Traum, dem grandiosen Finale, kamen all die zauberhaft­en Figuren auf der Bühne zusammen und tanzten noch einmal kleine Episoden. Das Ballettens­emble und das volle Orchester – insgesamt rund 150 Akteure – gemeinsam zu den Schlussakk­orden

auf der Bühne zu sehen, brachte die emotionale Stimmung im Saal zum Höhepunkt und plötzlich war er da ... der Zauber von Weihnachte­n. Nichts, kein kitschigsc­höner Christmas-Streifen aus Hollywood, kein „Last Christmas“, „All I want for Christmas“oder Michael Bublé von CD oder gestreamt kann jemals das erzeugen, was eine Live-Aufführung mit Live-Orchester in der Größenordn­ung der Binswanger Aufführung. Es war ein Mega-Event, das vom Publikum mit nicht enden wollendem Beifall gefeiert wurde. Sowohl am Samstagals auch am Sonntagabe­nd war die liebevoll geschmückt­e Binswanger Halle mit über 500 Besucherin­nen und Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Stimmung hätte nicht besser sein können.

Am nächsten Wochenende ist die Aufführung noch zweimal in Gersthofen zu sehen. Infos hierzu unter: www.musikverei­n-binswangen.de

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Fotos: Silvia Schmid “Der Nussknacke­r“, gespielt vom Großen Blasorches­ter Binswangen, konnte am Wochenende begeistern.
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Rund 1000 Besucherin­nen und Besucher kamen zu der Aufführung.

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