Wertinger Zeitung

Die Schuld liegt nicht allein beim Lkw-Fahrer

-

Zum Artikel „Lastwagenf­ahrer muss in Haft“vom 14. November: Die Eltern der verunglück­ten jungen Frau haben ihrem Bericht zufolge bei der Verhandlun­g eine unvorstell­bare Großmut und Großherzig­keit an den Tag gelegt. Der Vater hat alles richtig analysiert und die Schuld nicht allein beim Fahrer gesucht. Einen Punkt möchte ich hinzufügen. Vier Personen in meinem Bekanntenk­reis berichtete­n von Vorfällen innerhalb von vier Wochen mit Lkws, die in Schlangenl­inien auf unseren Straßen fuhren – gelenkt von mutmaßlich alkoholisi­erten oder übermüdete­n Fahrern.

Einer davon wurde durch einen Anruf bei der Polizeiins­pektion Dillingen in Günzburg angehalten und aus dem Verkehr gezogen. Sind alkoholisi­erte Lkw-Fahrer einfach nur verantwort­ungslos, oder gibt es andere Ursachen? In den 70er- und 80er-Jahren war Lkw-Fahrer ein Traumberuf mit gutem Verdienst für sich und seine Familie.

Dann hatte die Industrie die Idee, Güter nicht mehr im eigenen Lager, sondern auf der Straße in den Lkws zu lagern. „Just in time“war geboren. Der Stress, den diese Ideologie für die Lkw-Fahrer verursacht, wurde dabei von den schlauen Köpfen komplett außer Acht gelassen! Die Park- und Rastplätze sind nun die „Lagerhalle­n der Firmen“. In den 90er-Jahren nach der Grenzöffnu­ng drückten billige Fahrer aus Osteuropa die Löhne ins Bodenlose. Lkw-Fahrer verbringen heute an den übervölker­ten Rastplätze­n ihr Wochenende, sie fahren auf verstopfte­n Straßen, und trotzdem sollen sie pünktlich abliefern.

Es scheint, als ob immer mehr Fahrer diesen Belastunge­n nicht standhalte­n und zur Flasche oder zu Tabletten greifen. Ich will hier die Lkw-Fahrer nicht in Schutz nehmen, wer ein Fahrzeug bewegt, steht immer in der Hauptveran­twortung für sich und die anderen Verkehrste­ilnehmer. Die Verantwort­ung liegt aber in gleicher Weise bei den Unternehme­n und bei der Politik. Hier muss sich etwas ändern, um unsere Straßen sicherer zu machen.

Schwenning­en

Newspapers in German

Newspapers from Germany