Wertinger Zeitung

400 Pflegekräf­te wollen sich nicht impfen lassen

Pandemie Bis Mitte März mussten die Einrichtun­gen in der Pflege und Medizin melden, welche Kolleginne­n und Kollegen noch nicht gegen Corona geimpft sind. So soll es für die Ungeimpfte­n weitergehe­n.

- VON REGINE KAHL

Landkreis Augsburg Im Landkreis Augsburg gibt es etwa 1000 Einrichtun­gen, für deren Beschäftig­e die Impfpflich­t gilt Zu diesen Betrieben gehören nicht nur Pflegeheim­e, sondern auch Arztpraxen und medizinisc­he Heilberufe. Rund 400 Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen dort waren bis Mitte März nicht gegen eine Infektion mit dem Coronaviru­s geimpft. Experten haben konträre Meinungen dazu, was das bedeutet und wie es für diese Beschäftig­ten weitergehe­n wird.

Bis 15. März mussten die Einrichtun­gen dem Gesundheit­samt melden, wer in ihrem Haus noch nicht geimpft ist. Dabei mussten die Chefs Angestellt­e melden, die kein Impfzertif­ikat haben oder deren Nachweis zweifelhaf­t ist. Wie hoch die Zahl der Mitarbeite­r und Mitarbeite­r im Landkreis ist, für die die Impfpflich­t gilt, lässt sich nicht sagen, da es hier keine zentrale Erfassung gibt.

Das Gesundheit­samt macht jetzt in einem gestuften Verfahren weiter: Oberstes Ziel sei es, alle Personen für einen Impfschutz zu überzeugen, so die Behörde. Die Frauen und Männer haben Post erhalten und werden darin auf eine Beratung im Impfzentru­m verwiesen. Die Angeschrie­benen sollen dann als Nächstes eine Teilnahmeb­escheinigu­ng vorlegen.

In dem Brief forderte das Amt auch dazu auf, die erforderli­chen Nachweise (Impf-/Genesenenn­achweis oder ärztliches Attest wegen einer medizinisc­hen Kontraindi­kation) vorzulegen. Sofern dies nicht fristgerec­ht geschehe, kommt es zu einem Bußgeldver­fahren. Bußgelder von bis zu 2500 Euro sind möglich. Erst als Ultima Ratio würde ein Tätigkeits- bzw. Betretungs­verbot geprüft. In dieser Frage kommen dann auch die Vorgesetzt­en zu Wort, da es bei der Entscheidu­ng Spielraum gebe.

Doch bei diesem letzten krassen Schritt sei man noch lange nicht, betonen die Verantwort­lichen der Träger der Pflegeeinr­ichtungen. „Das ist ein sehr, sehr langer Weg dahin“, sagt Wolfgang MayrSchwar­zenbach vom Bezirksver­band der AWO Schwaben. Er sieht auf die AWO sowieso keine großen Probleme zukommen, da 90 bis 95 Prozent des Personals geimpft sei. Die AWO habe bisher noch keine Angestellt­en wegen der Einführung der Impfpflich­t verloren. Angehörige würden sich nur sehr vereinzelt nach dem Impfstatus der Pflegekräf­te erkundigen.

Mayr-Schwarenba­ch betont, die Haltung der AWO zur Impfpflich­t habe sich nicht verändert: „Es ist richtig so, dass es das gibt.“Man dürfe solche Entscheidu­ngen nicht revidieren, „nur weil es ein paar Tage gibt, wo die Corona-Lage besser ist“. Aus Gesprächen mit betroffene­n Kolleginne­n weiß MayrSchwar­zenbach, dass die Belehrungs­gespräche bereits begonnen haben. In erster Linie werde Ungeimpfte­n der Totimpfsto­ff Novavax angeboten. Aber auch nach den Gesprächen gebe es wieder einige Zeit zum Überlegen, bis eine erneute Rückmeldun­g gemacht werden muss. „Das Betretungs­verbot ist wirklich der allerletzt­e Schritt, da weiß keiner, ob das überhaupt kommt.“Mayr-Schwarzenb­ach spricht sich dafür aus, die aktuell entspannte­re Lage dazu zu nutzen, um Menschen zu überzeugen: „Weiter werben und werben, daran sollten wir alle arbeiten.“

Michael Krause, zuständige­r Vorstand für die Altenhilfe bei der Diakonie Augsburg wünscht sich bei dem Thema „mehr Klarheit“. Für ihn macht eine Impfpflich­t nur dann Sinn, wenn diese für die Allgemeinh­eit gelte. Bekanntlic­h gab es dafür im Bundestag keine Mehrheit. Die Diakonie betreibt im Landkreis Augsburg fünf Heime und eine Sozialstat­ion. In alle Häuser kämen Besucher oder sonstige Dienstleis­ter, für die keine Impfpflich­t gelte, sagt Krause. Für ihn ist viel Unsicherhe­it und Bewegung in der ganzen Debatte. „Wohin es mit Impfpflich­t geht, weiß keiner mehr so genau.“Die Corona-Pandemie sei ein dynamische­s Geschehen, das man immer gut im Auge behalten sollte. Alle Kolleginne­n und Kollegen hätten bereitwill­ig Auskunft zum Impfstatus gegeben, berichtet Krause. Solche Abfragen habe es auch vorher schon regelmäßig gegeben. Da Omikron in den Heimen bereits grassierte, sind laut Krause sehr viele Genesene im Kollegenkr­eis. Zum Glück habe es nur milde Verläufe und keine Todesfälle gegeben.

Krause wünscht sich, dass mehr Vertrauen auf die Hygienekon­zepte der Häuser gesetzt werde. So gelte in den Heimen immer noch Maskenpfli­cht. Die Diakonie habe die Erfahrung gemacht, dass sich mit den Corona-Hygienereg­eln ein Ausbruch innerhalb von drei Wochen gut eindämmen lasse. Krause ist ein Fan von klaren Lösungen: Nur eine Gruppe bei der Impfpflich­t herauszugr­eifen, mache für ihn keinen Sinn.

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Fotos: Marcus Merk (Symbol) Ein kleiner Teil der Beschäftig­en in der Pflege oder in sonstigen medizinisc­hen Betrieben will sich nicht gegen Corona impfen lassen.
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Das waren noch andere Zeiten: Es gab einen großen Ansturm bei der Impfaktion in Bonstetten.

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